#112 – Ist mehrsprachige Erziehung sinnvoll für Kinder?

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Deutsches Geplapper #112 – Ist mehrsprachige Erziehung bei Kindern sinnvoll? In dieser Folge von Deutsches Geplapper spreche ich mit Sprachwissenschaftlerin Christina. Denn sie hat eine ganz spannende Geschichte zu erzählen, nämlich die von der mehrsprachigen Erziehung ihrer beiden Kinder. Die sind nämlich mit Deutsch und mit Portugiesisch aufgewachsen und haben ihr Leben auch mehr oder weniger in diesen beiden Ländern verbracht. Christina erzählt uns in dieser Folge, warum eine mehrsprachige Erziehung so sinnvoll sein kann, warum das in Deutschland gar nicht so leicht ist, wie man vielleicht denkt und welche Auswirkungen diese Erziehung auf ihre Kinder hatte.  Ja, moin moin, liebe Deutschlernerin, moin moin, lieber Deutschlerner. Willkommen bei einer neuen Folge von Deutsches Geplapper. Ich habe mich hier heute mit Christina getroffen. Christina war bei mir im Coaching Lehrerin und hat mich im Coaching unterstützt. Also einige von euch kennen sie vielleicht aus meinem Deutschcoaching. Und ja, jetzt ist Christina heute hier als Deutschlehrerin und Expertin für ein wunderbares, interessantes Thema, nämlich das Thema mehrsprachige Erziehung. Darüber möchte ich heute hier mit Christina sprechen. Und ich sage erst mal herzlich willkommen, Christina, schön, dass du da bist.  Ja, hallo Flemming, hallo an alle. Ich freue mich sehr, hier zu sein und über mein Lieblingsthema als Sprachwissenschaftlerin zu sprechen, denn ich bin so nebenbei Deutschlehrerin neben anderen Sachen, aber so von der Passion her Linguistin. Und deswegen freue ich mich sehr, auch aus dieser fachlichen Perspektive so was beitragen zu können.  Genau, ja, dann habe ich das vielleicht auch gar nicht so optimal angekündigt gerade. Also du bist natürlich nicht nur Lehrerin im klassischen Sinne, sondern du sagst es selbst, Linguistin, Sprachwissenschaftlerin. Kannst du mal so in ein paar knappen Sätzen deinen Werdegang noch mal so ein bisschen wiedergeben? Also was hast du gemacht im Bereich deutsche Sprache?  Also ich habe tatsächlich Deutsch-Englisch-Übersetzer studiert nach dem Abitur in Deutschland und habe dabei auch Grammatik, Deutsch mal von der anderen Seite ein bisschen gelernt, so quasi das theoretisch sich anschauen, was die eigene Sprache macht. Und das mit den Sprachen war schon immer mein Thema. Und ich habe dann Sprachwissenschaft in München studiert, allerdings für Romanistik und Pädagogik und interkulturelle Kommunikation. Und bin danach, ja, ich würde jetzt mal sagen so eine ganze Reihe an Stationen akademisch, jetzt sozusagen zum Spaß Wissenschaftlerin und selbstständig als Deutschlehrerin tätig, was ich sowohl im Ausland als auch im Inland immer nebenher so ein bisschen gemacht hatte tatsächlich.  Okay. Und du hast es gerade so ein bisschen angeschnitten, aber du sprichst ja auch mehrere Sprachen, du bist ja auch mehrsprachig. Welche Sprache sprichst du?  Na ja, Deutsch versuche ich zumindest. Denn Englisch, Portugiesisch, das sind so die drei, sage ich mal, Alltagssprachen. Also Portugiesisch ist bei uns auch Familiensprache, Englisch braucht man eigentlich ständig überall. Und ja, dann spreche ich halt Spanisch, Französisch und Kapverdisches Kreol.  Kapverdisches Kreol.  Genau, das ist so momentan der Stand. Alle weiteren Sprachlernversuche sind gescheitert, aber ja, bis dahin bin ich immer gekommen.  Was heißt gescheitert?  Ich habe versucht, Türkisch und Arabisch zu lernen, also beides mehrere Anläufe. Und da ist einfach mein Merkvermögen ohne Verbindung zu den Sprachen, die ich schon kann, scheitere ich daran, dass ich mir keine Wörter merken kann.  Interessant. Was war dann bei dir die Motivation dahinter, diese Sprachen zu lernen?  Also erstens Türkisch habe ich als Kind mal so ein bisschen mehr gehört und dann war es weg, weil es aus der Nachbarschaft verschwunden ist und aus der Schule. Das fand ich immer schade. Ich habe einen Freundeskreis hier in Deutschland, der zum Teil türkischsprachig ist und dann natürlich sitzt man nebendran und versteht immer nur so ein paar Worte. Es ist für die Elternarbeit in der Kita, sage ich mal, eine sehr nützliche Sprache oder überhaupt mit Kindern in der Kita, wo ich auch gearbeitet habe. Und es ist eine wahnsinnig schöne Sprache und sehr spannend natürlich mal eine Sprache zu lernen, die grammatikalisch anders funktioniert. Das Gleiche mit Arabisch. Das waren auch mehrere Anläufe inklusive Alphabet und dann bleiben halt so paar Sachen hängen, aber das langt nicht, um eine Kompetenz zu haben. Also ich sage, ich kann mehr als Guten Tag und so wirklich touristen-mäßig Grundsätze sagen.  Ja, zumal ist es ja auch so, dass man, da wirst du mir zustimmen, glaube ich, dass man ja auch dann diese Verbindung so ein bisschen haben muss einfach, dass sie so ein bisschen stärker sein muss, damit einfach viel Motivation dazukommt. Und in deinem Fall auf das Thema kommen wir gleich noch. Aber wenn es jetzt um Portugiesisch geht, ihr seid ja schon seit langer Zeit in Portugal oder seid immer mal wieder da und da ist natürlich die Motivation noch eine ganz andere, als wenn es jetzt beispielsweise um Arabisch geht, wo vielleicht der Bezug nicht so stark ist und auch dann eben die Motivation wiederum nicht. Und die Übung dann auch fehlt. Was rede ich auf täglicher Basis? Was rede ich nur einmal die Woche in meinem Sprachkurs? Was rede ich vielleicht nur alles halbe Jahr mal? Was merke ich mir davon, was nicht? Das sind alles so Faktoren, die spielen natürlich einfach hauptsächlich biografische Vorstellungen und Tatsachen mit rein, welche Sprachen dann so lebendig sind und wo ich auch merke, dass ich mich weiterentwickele. Oft habe ich ja das Gefühl, ich entwickle mich rückwärts und konnte mal vielleicht Französisch noch, aber jetzt halt nicht mehr. Also darüber sprechen wir ja oft wenig. Wenn wir von Sprachen lernen sprechen, dann sprechen wir selten von Sprachen verlieren. Was ja auch schon passiert. Ja, ich glaube, das kennen ganz viele. Also kann ich mir vorstellen, auch Hörerinnen und Hörer dieses Podcasts, die genau das Problem auch haben. Es gibt ja auch viele Leute, die diesen Podcast hören, um ihr Deutsch wieder aufzufrischen, weil sie gemerkt haben, da gibt es irgendwie Dinge, die einfach verloren gegangen sind, wie du sagst. Und dann muss man Mittel und Wege finden, wie man da wieder so gut wie möglich reinkommt. Das ist ein anderes Thema. Da wollen wir heute nicht raufgehen. Aber vielleicht mal etwas, was wir uns für die Zukunft merken können.  Darf ich ganz kurz einhaken? Das ist nur so halt ein anderes Thema. Denn wenn ich zweisprachig erziehe, dann ist es ja oft mein Wunsch, Sprachen weiterzugeben an mein Kind, die nicht in dem Lebensumfeld eine Rolle spielen. Viele Kinder sehen die Notwendigkeit nicht und viele jugendliche, junge Erwachsene sagen auch, Mensch, wie schade, dass ich die Sprache meiner Eltern, Großeltern nicht gelernt habe. Wenn ich dorthin fahre, kann ich eben nicht mich frei bewegen, sondern ich bin irgendwie gehemmt und habe einfach was da nicht mitbekommen oder wieder verloren, was ich eigentlich als Dreijährige vielleicht konnte, aber seitdem halt dann nicht weitergelernt habe. Und insofern hat das mit Erziehung natürlich insofern zu tun, als man auch Sprachen gerne mal verliert über die Generation.  Ja, okay, gut. Dann hast du da gleich einen sehr guten Punkt aufgemacht. Ja, sehr schön. Um es nochmal klar zu sagen, ja also wir wollen über mehrsprachige Erziehung reden und der Grund, warum wir heute darüber sprechen, ist, weil du zwei Kinder hast, die ihr zusammen, du mit deinem Mann, mehrsprachig erzieht. Kannst du da vielleicht erstmal, um alle Leute hier mitzunehmen, so ein paar Hintergründe nennen? Also wie hat sich das ergeben, dass ihr diese Entscheidung getroffen habt? Was für Faktoren waren da ausschlaggebend? Genau, soweit erstmal.  Also der ausschlaggebende Grund war sehr, sehr einfach. Denn wir waren in Portugal, es war klar, die Kinder wachsen dort auf, gehen dort in den Kindergarten, in die Schule und natürlich haben wir, so gut wir das eben konnten, aber von Anfang an, auch Portugiesisch quasi versucht mit zu vermitteln. Einfach, es war klar, die brauchen beide Sprachen und Deutsch war halt da von uns und auch von der Nachbarschaft. Also Auswandernde haben ja oft so die Tendenz, Enklaven zu bilden und sich dann weiter auf ihrer Sprache zu unterhalten. Und genau, das war halt für unsere Kinder quasi so, dass Portugiesisch immer da war, aber Deutsch dominant. Also das hat man meistens, eine Sprache ist stärker, dann sagt man in der Sprachwissenschaft die dominante Sprache und die schwache Sprache. Und das wechselt natürlich ganz oft, mein Sohn wartet schon so paar Millisekunden, bis er einen deutschen Satz jetzt sagt. Der redet nur noch Portugiesisch, also dazu meine Kinder sind inzwischen erwachsen. Das heißt, man kann das Ganze auch so ganz schön in Retrospektive sehen. Und ganz ehrlich, also ich hatte immer wieder, nachdem ein großer Teil der Schullaufbahn dann doch auch in Deutschland war, immer wieder Sorge, dass dieses mit dem zweisprachig Erziehen halt ein schön gemeinter Versuch war, die Kinder irgendwie bikultureller so aufzustellen auch irgendwie, dass sie in beiden Ländern bestehen können. Ich hatte immer gedacht, ja gut, bei meinem Sohn hat das halt nicht geklappt. Hat sich ins absolute Gegenteil verdreht. Der ist der, der am besten Portugiesisch spricht von uns allen dreien. Also meine Tochter spricht fließend, aber sie hat einfach weniger Wortschatz. Auch von der Grammatik sind viele Sachen bei ihr in Vergessenheit geraten. Weil natürlich, wenn man in der Ausbildung in Deutschland ist, dann sind das einfach mal drei, vier Jahre. Da hast du dann 99 Prozent deutschen Alltag und vielleicht zwischendurch dann mal Portugiesisch.  Okay, also zur Einordnung, dein Sohn ist älter oder jünger?  Jünger, genau.  Okay, und beide sind jetzt mittlerweile schon erwachsen, haben in den ersten Jahren nur Portugiesisch gelernt, weil sie in Portugal gewohnt haben?  Nee, zu Hause eben Deutsch und in der Nachbarschaft eben auch Deutsch. Also das war quasi die Nachbarschaft, das ist quasi so im Outback gewesen, sage ich immer. Das ist einfach so, man lebt auf dem Land, da sind zwei, drei Bauernhöfe nebeneinander und die Kinder spielen natürlich miteinander. Und da waren schon auch Kinder, die Portugiesisch konnten natürlich. Und es war auch ein Junge, der konnte Dänisch und Portugiesisch, aber kein Deutsch. Andere konnten Holländisch. Die weiteren im Bekanntenkreis, da kamen dann noch Flämisch und Englisch und alles dazu. Also die Kinder sind wirklich in so einem, sagen wir mal, sehr bunten Sprachpool auch teilweise aufgewachsen. Oft war halt auch dann Deutsch so die Sprache, die alle gesprochen haben. Und für die, die es nicht konnten, wurde dann gedolmetscht. Ganz oft, wenn sehr viele verschiedene Sprachen waren, war dann Portugiesisch der gemeinsame Weg. Und dann wurde nur für die gedolmetscht, die halt noch kein Portugiesisch konnten oder gerade auf Urlaub waren. Aber dieses im Alltag beide Sprachen, das hat sich halt durch diese Abtrennung, sag ich mal, der beiden Lebensbereiche Schule, Kindergarten, Dorf, Stadt und so Außenwelt und Nachbarschaft so getrennt. Da spricht man Portugiesisch, da spricht man Deutsch.  Ganz kurze, aber wichtige Unterbrechung. Im Oktober startet mein neuer Deutschkurs 100% Hörverstehen. Die Deutschen verstehen. Und wie der Name schon sagt, geht es darum, dass du wirklich alles verstehst, was die Deutschen sagen. Du kennst das ja vielleicht. Du bist mit Freunden, Bekannten oder Kollegen irgendwie in einem Raum und du verstehst leider nicht jedes Wort. Deswegen musst du immer wieder nachfragen und deswegen bleibst du auch manchmal einfach stumm und sagst gar nichts, weil du sonst etwas Blödes sagen könntest, da du ja nicht alles verstanden hast. Und genau um dieses Problem zu lösen, habe ich diesen neuen Kurs 100% Hörverstehen für dich erschaffen. Und wie gesagt, im Oktober geht es los und du kannst dich schon jetzt in die Warteliste für diesen Kurs eintragen. Zum Kursstart wird es einen Rabatt auf den Kurspreis geben und alle, die auf der Warteliste für den Kurs stehen, bekommen nochmal 10% zusätzlichen Rabatt. Also ein großer Vorteil für dich, wenn du auf dieser Warteliste stehst. Du musst dich natürlich nicht jetzt entscheiden, ob du den Kurs kaufen möchtest, sondern du kannst dich erstmal ganz entspannt in die Warteliste eintragen und dann bekommst du von mir eine Nachricht, sobald es losgeht. Den Link findest du unter diesem Video und dann brauchst du einfach nur zu warten und bekommst von mir Bescheid.  Ja, aber erklär mal Christina, wie macht ihr das jetzt persönlich in der Familie? Weil normalerweise hört man ja immer, wenn man sich so mal oberflächlich mit diesem Thema mehrsprachige Erziehung beschäftigt, dass es im Idealfall so sein sollte, dass beide Elternteile oder ein Elternteil spricht eben die Fremdsprache, oder eins spricht die Muttersprache und dann sprechen sie mit den Kindern immer in ihrer jeweiligen, in ihrer eigenen jeweiligen Muttersprache. Ja, so eine, die portugiesische Mutter spricht mit den Kindern nur Portugiesisch und der deutsche Vater nur Deutsch mit den Kindern. Also damit das Kind auch wirklich die Sprachen auseinanderhalten kann, damit es sie nicht vermischt, damit sie der Sprache jeweils auch eine Person zuordnet. Das ist in eurem Fall hier nun nicht möglich, weil ihr beide Deutsch seid, gebürtige Deutsche. Wie habt ihr das gehandhabt?  Also bei uns spricht grundsätzlich jeder immer die Sprache, die er will, wann er will. Das, was man schon so ein bisschen sehen muss, also es ist ja ein Unterschied, ob ich mit den Kindern die Sprache spreche und ich bin das Sprachvorbild, bin also die einzige Person, die quasi dem Kind so Input gibt und die Person, an der sich das Kind sprachlich orientiert, oder bin ich halt eine Mutter, die Deutsch spricht, aber auch Portugiesisch und die natürlich im öffentlichen Raum Portugiesisch interagiert mit anderen Muttersprachlern. Das Kind wird sich an der Erzieherin, an der Lehrerin, an der Außenwelt, an den anderen Kindern orientieren und wahrscheinlich werden die Eltern dann sehr schnell peinlich. Also Kinder lernen schneller, wenn ein Kind in den Kindergarten kommt. Die Eltern haben gerade mal so vielleicht B2 erreicht oder C1, aber man hört Zeit und merkt Zeit, dann überholt das Kind in der Regel im Deutschlernen jetzt in Deutschland die Eltern in Windeseile und ist in der Grundschule schon grammatikalisch zumindest sicherer als das Elternteil, das eben die Sprache gerade erst angefangen hat zu lernen als Erwachsener. Bei uns war es auf jeden Fall so, dass die Kinder Portugiesisch aus den Bildungsinstitutionen so von Grund auf bekommen haben im Kindergarten, in der Grundschule. In Portugal, wir hatten auch in Deutschland, in München eine Zeit lang eine brasilianische Kita, das heißt, das wurde auch so ein bisschen allerdings mit Brasilianisch, Portugiesisch und nicht dem aus Portugal, was nochmal unterschiedlich ist, mit nach Deutschland genommen und natürlich gab es auch in Deutschland immer wieder Leute, mit denen man hier Portugiesisch im Alltag gesprochen hat. Aber die Referenz, sage ich mal, so als Kind war, so wie die das im Dorf sprechen, so wie die das in der Schule sprechen, so lernen die Kinder das und natürlich nicht die Fehler, die der Vater macht oder die die Mutter macht, sondern so, wie man es halt spricht. Das war lange Zeit so, dass mein Sohn nicht sprechen wollte auf Portugiesisch, der hat sich verweigert, der hat sich auch quasi dann in der Grundschule ganz, ganz schwer getan oder es den Lehrern auch schwer gemacht, muss man sagen, da so den Schulalltag mitzumachen. Allerdings ist er nach der 10. Klasse von Deutschland nach Portugal migriert, hat dort Berufsausbildung, also dual, so Berufsschule und betriebliche Ausbildung gemacht in 4 statt 3 Jahren. Aber okay, mit einem guten Abschluss hat dort angefangen zu arbeiten, ganz normaler portugiesischer Arbeitsmarkt, spricht Portugiesisch, ich würde mal sagen 95% so, wie wenn er aus der Gegend kam, das heißt alles, was er als Kind schon gelernt hat, aber halt nur passiv, kam ihm dann zugute. Und dann hat er natürlich durch das soziale Umfeld dort dann einfach quasi als junger Erwachsener dann zu Ende lernt man nie aber so weit dann Portugiesisch gelernt, dass er einfach fließend zu Hause, da zu Hause ist und natürlich ist er dann Migrant, aber er ist auch von da, ne? Das ist dann beides. Für viele ist ja diese Frage, ein Elternteil, eine Sprache, so ein bisschen schwierig, was würde Kamala Harris machen? Würde sie dann Jamaikanisch und Hindi dann auswählen? Ne, das ist natürlich Englisch. Das kann ja sein, die Eltern haben natürlich eine Herkunftssprache, eine oder mehrere, aber verwenden die gar nicht. Wenn ich selbst schon mein ganzes Erwachsene-Leben woanders lebe, natürlich kann ich mir überlegen, spreche ich die Sprache mit meinem Kind in so einer Blase, ich und das Kind und das ist natürlich super schön. Nach was Kinder bei uns haben Finnisch auch gelernt, neben Portugiesisch und Deutsch. Allerdings, wenn man sich mal anschaut, dieser Wunsch, beide Elternteile geben die Herkunftssprache weiter, das funktioniert ja nur in der Konstellation, einer spricht die Landessprache, einer spricht die Landessprache. Wenn ich rausgehe mit meinem Kind und spreche die Landessprache nicht, soll ich dann mit der anderen Person Deutsch sprechen und mit dem Kind aber Chinesisch? In der gleichen Situation, das ist total unnatürlich, das kann man nicht machen, das kann man natürlich sagen und das wäre auch total unsozial und wäre für das Kind ja noch komischer. Wenn man jetzt im Familienkreis sagt, zu Hause ist die Mutter für Portugiesisch zuständig, der Vater für Deutsch, das ist natürlich eine Möglichkeit, dass die Person, die die Sprache besser spricht, dann auch die zu Hause gezielt mal einbringt, gerade wenn die Kinder gar keinen Bock drauf haben, diese komische Sprache vom Elternteil und wenn es Englisch ist, hier spricht man Deutsch, es gibt oft Kinder, die sagen, nee, also ich weiß schon, Papi will das, aber ich mache das trotzdem nicht und ich antworte ihm nun mal nicht auf Englisch, ich weiß nämlich, der kann ja Deutsch, das ist total künstlich.  Ja, das leuchtet ein, es ist ja ein bisschen vergleichbar wie mit, ich sag mal so Paare, die sich vielleicht, also aus unterschiedlichen Ländern, die sich in einer Sprache kennenlernen oder auf Englisch kennengelernt haben, dann lernt der eine die Sprache des anderen, die unterhalten sich dann aber trotzdem nicht in dieser Sprache, sondern sie unterhalten sich immer weiter in der Sprache, in der sie sich kennengelernt haben oder zumindest in den meisten Fällen, die mir begegnet sind, ist das so, obwohl es kein Problem wäre, sich dann auf Deutsch oder Französisch zu unterhalten, sie sprechen weiter Englisch, weil so haben sie sich kennengelernt und alles andere wirkt irgendwie merkwürdig. Ich habe auch einen Freund, der aus Spanien kommt und der beherrscht beide Sprachen fließend, genau wie ich, aber wir unterhalten uns nur auf Deutsch, weil damals, als wir uns kennengelernt haben, konnte ich noch kein Spanisch und das war so dieser, also das ist, alles andere wirkt irgendwie komisch, da hast du recht, das ist immer so ein bisschen merkwürdig.  Und wenn wir das natürlich mal weiter denken und ich glaube, es gibt so viele vielsprachige Konstellationen, was Partnerschaft und was Familie angeht, natürlich, wenn du die drei Sprachen, nehmen wir mal Deutsch, Portugiesisch, Englisch, wenn Englisch deine Partnerschaftssprache und Beziehungssprache war, warum solltest du aufhören, die zu verwenden, nur weil du ein Kind hast? Das Kind lernt halt Deutsch, Portugiesisch und Englisch zu Hause. Natürlich wird es eine Person geben, die mehr das ein oder mehr das andere vielleicht bedient, natürlich wird es hoffentlich weitere Personen geben, die die jeweiligen Sprachen füttern, außerhalb der Familie, institutionell gestützt, denn man redet immer so von der mehrsprachigen Erziehung, aber was ist denn unser Zweck?  Das wäre die nächste Frage, warum sollte man das überhaupt machen? Manche machen es aus, ja, einfach den praktischen Gründen, weil vielleicht die Mutter auch nur ihre eine Sprache spricht und die andere vielleicht gerade so oder überhaupt nicht, dann ist es ja auch einfach sinnvoll, wenn das Kind sich sowohl mit der Mutter als auch dem Vater in beiden Sprachen super unterhalten kann. Genau, aber ja, man kann es eben auch aus anderen Gründen machen und da kann ja eine ganz andere Motivation zugrunde liegen. Wie war es bei euch? Also mal unabhängig von dem, ihr seid nach Portugal und da ist es natürlich wichtig, dass die Kinder auch die Landessprache beherrschen. Hatte es noch andere, hattet ihr noch andere Beweggründe dafür, dass ihr das so für eure Kinder wolltet?  Also die Frage war ja nach der, sag ich mal, zumindest Großteil der Zeit Rückkehr nach Deutschland, wie geht es weiter mit Portugiesisch? Es gibt viele Rückkehrer-Geschichten, da waren die Kinder dort in der Grundschule vielleicht noch ein, zwei Jahre, kamen dann zurück nach Deutschland und können heute kein Portugiesisch mehr wirklich, so quasi ist es weg, das kommt auch nicht wirklich wieder. Da ist irgendwie der Deckel drauf, natürlich lernt man es schneller wieder. Bei uns war es einfach so, dass durch die Pendelmigration, ich war beruflich bedingt einfach in beiden Ländern auch tätig und die Kinder waren mal hier, mal dort mit Schwerpunkt Deutschland, aber trotzdem ausreichend auch immer noch in Portugal in der Schule, dass das nicht ganz verloren gegangen ist. Und ein wichtiger Punkt war die Motivation der Kinder, die kommt von den Kindern. Die kann ich als Elternteil überhaupt gar nicht bestimmen, ihr kennt das selber und die Lebensphasen, so Kleinkind, Alter, Kindergarten und Grundschule, Pubertät, wenn man drüber nachdenkt, wie sozial angepasst möchte ich sein bzw. woran passe ich mich an. Ganz viele Jugendliche, zu denen ich geforscht hat, haben, obwohl es die Eltern nicht weitergegeben haben, als Jugendliche die Sprache der Eltern gelernt, kapverdisches Kreol in Lissabon, das war cool. Wenn du in deiner Clique auch Albanisch und Griechisch und Türkisch und Arabisch kannst, dann ist das cool. Hat vielleicht sogar gar nichts damit zu tun, was haben deine Eltern eigentlich für eine Motivation gehabt, dir Türkisch, Arabisch oder Albanisch mitzugeben oder eben nicht mitzugeben. Viele Sprachen werden ja so ein bisschen nach, sag ich mal, wirtschaftlichen, vermeintlichen wirtschaftlichen Nutzen unterrichtet oder nicht unterrichtet. Was ist prestigereich, was ist so mit nicht so guten sozioökonomischen Aussichten verbunden? In unserer Fantasie oder in der Wirklichkeit, wenn ich hochgebildet bin in der Türkei und Deutschland und in beiden Ländern hin und her springen kann auf einer, sagen wir mal, universitären, diplomatischen, sonstigen hochgebildeten Ebene, dann kann ich nicht sagen, dein Arabisch ist viel weniger wert als dein Deutsch. Ja, auf jeden Fall. Natürlich ist dann das Englisch wahrscheinlich der bessere Weg in Deutschland, wenn ich mich entscheiden müsste zwischen Englisch und Arabisch. Ich wüsste es nicht, weil Englisch lernt man in der Schule, Arabisch muss ich als Elternteil mitgeben. Das ist ja auch noch sowas. Können meine Kinder diese Sprache nur durch mich lernen? Bin ich die einzige Person, die das sprechen kann? Dann bin ich natürlich mit diesem eine Person eine Sprache quasi verpflichtet, dass ich möglichst viel diese Sprache spreche. Nicht nur, das wäre wieder unnatürlich, aber schwerpunktmäßig, denn genug Input braucht das Kind.  Was würdest du da sagen, inwiefern ist Deutschland für so ein Modell, also so eine mehrsprachige Erziehung wirklich auch ein Land, das einen dabei unterstützt? Wenn man sich fragt, bin ich jetzt die einzige Person, die meinem Kind das näher bringt oder nicht, dann stellt man ja auch konsequenterweise die Frage nach anderen Möglichkeiten, Sprachpartnern, mehrsprachigen Schulen oder wie auch immer. Inwieweit ist Deutschland da aufgestellt oder bereit, um solche Möglichkeiten auch zu geben? Was denkst du?  Also es gibt verschiedene Ansätze und die gibt es seit, im Endeffekt der ersten Migrationswelle in den 1960ern in der Nachkriegszeit, dass man sagt, die Kinder, die mit Migrantenfamilien kommen, sollen in ihrer Muttersprache, Herkunftssprache oder auch in der Herkunftssprache beschult werden. Das war ursprünglich sogar so, ich nenne das immer bayerische Rassentrennung. Also es gab damals, als ich in die Grundschule kam, türkische Klassen. Das war für mich ziemlich blöd, denn meine Freundin von der Straße aus dem Wohnviertel, die ging auf einmal in einen anderen Teil von der Schule, in einen anderen Trakt und ich war mit den blöden deutschen Kindern, so in meiner Wahrnehmung als sechs-, siebenjährige und das hat man natürlich inzwischen abgeschafft, weil klar ist, die Kinder werden natürlich Deutsch und im deutschen Bildungssystem ausgebildet, aber es gibt immer noch den muttersprachlichen Ergänzungsunterricht oder Herkunftssprachunterricht. Je nach Bundesland, je nach Sprache unterschiedlich. Manche Länder haben über die Konsulate Sprachunterricht, also Alphabetisierungsunterricht parallel zur Schule finanziert. Andere sind da von der Länderfinanzierung abhängig, die mal gezahlt wird, mal nicht, je nach politischer Konjunktur. Wenn die Konsulate finanzieren, sind manchmal nur Kinder mit mindestens einem Elternteil aus diesem Land, was beispielsweise für Spanisch bedeutet. Kinder mit venezolanischen, mexikanischen Eltern, die Spanisch, Alphabetisierung wollen, dürfen ihr Kind aber nicht in den vom spanischen Konsulat gezahlten Herkunftssprachunterricht schicken, denn die sind ja nur für die Spanier zuständig. Also ihr merkt schon, institutionell ist das nicht ausgreifend. Der beste Weg sind immer Elternverbände, denn die Eltern mit dem gleichen Problem sind die, die am meisten Energie auch reinstecken, das gemeinsam zu lösen. Migrantenverbände, teilweise auch in der Kita oder in der Grundschule, die Möglichkeit AGs zu schaffen, so Arbeitsgemeinschaften, die Möglichkeit, meinetwegen am Samstag die Kunstschule auf Russisch, all diese Freizeitangebote im informellen Bereich, die füllen die Lücke, die, man muss es sagen, institutionell ist Deutschland ein Entwicklungsland. Es gibt viel zu wenig bilinguale Kitas, viel zu wenig bilinguale Grundschulen. Wenn, dann ist das immer mit Englisch, weil das so das Prestige, wir globalisieren uns jetzt mal endlich und werden international, aber zulasten natürlich dann auch der Herkunftssprachen und ich glaube, man braucht aber diesen institutionellen Rahmen schon, damit das erfolgreich ist. Gerade so, dass das Kind auch sagen kann, ich möchte in dem anderen Land meine Bildungslaufbahn fortsetzen oder wenn die Eltern sagen, wie ist das, wenn wir jetzt das Land wechseln? Mein Kind muss dort in die Schule. Wie ist das, wenn ich sage, ich möchte jetzt mal ein halbes Jahr wohin gehen, überwintern? Ja, was macht man? Man nimmt das Kind mit, meldet es dort an der Schule an. Das ist ein ganz normaler Weg in Deutschland. Es ist Schulpflicht, heißt, irgendwo auf der Welt muss das Kind in die Schule gehen. Es sagt niemand, dass das hier sein muss. Das ist auch so ein Missverständnis, wenn die Kinder in der Schule sind, kann ich nicht weg. Natürlich verlangt das der Familie und den Kindern für ihn ab, wenn das so wie bei uns ist, dass der Freundeskreis im Ausland ja immer der gleiche geblieben ist. Die kamen ja immer wieder in die gleiche Schule, in den gleichen sozusagen, ins gleiche nachbarschaftliche Umfeld. Dann ist das halt ein bisschen so, wie man hat zwei zu Hause. Das war mir gar nicht klar. Also wenn ich mein Kind für ein halbes Jahr aus der Schule nehme, weil ich sage, ich möchte selbst mit meiner Frau, Familie auch einfach reisen und mal einen Tapeten wechsel oder so was, dann kann ich sie quasi einfach in Madrid oder so was oder Lissabon in irgendeiner Schule anmelden und das fällt dann unter die deutsche Schulpflicht sozusagen. Man beantragt das quasi oder teilt das mit vorab, gibt dann eine Bestätigung dieser Schule, quasi eine Aufnahmeabsichtserklärung. Dann schickst du am ersten Schultag ein, lässt du dir quasi ein Formular abstempeln, dass du in die Schule jetzt gehst und am Ende des Ganzen kriegst du dann auch noch mal ein Papier, wo sogar die Absenzen manchmal drinstehen. Ihr Sohn war von dann bis dann in der Schule, hat so viele Tage Absenzen. Und es gab sogar von Deutschland aus teilweise Schulen, die gesagt haben: „Ja, ist ja kein Problem. Wir machen in der Zeit diesen und jeden Stoff. Guckt euch das halt nebenher mal mit an. Also es war jetzt nicht so, dass die Kinder in Deutschland ins Hintertreffen gerieten, weil sie zwischendurch dort in der Schule waren. Es ist ja, wenn man sagt, man macht so ein Schuljahr im Ausland, hat man ja auch immer diese Einsteige-, Aussteige-wieder-Einsteige-Prozesse, die man natürlich begleiten muss als Eltern. Das ist gleich, kann ich sagen: „So, mein Kleiner, du gehst jetzt ein Jahr in Madrid in die Kita und das Kind hat halt 0,0 vorher Spanisch und wird davon total überwältigt. Das sollte man natürlich vorbereiten, dass das ein sanfterer Übergang ist. Mein Sohn hat so getan, als ob er kein Portugiesisch kann in der Kita bei uns im Dorf. „so, zieh deine Schuhe an, wasch deine Hände. Nein, das hat er nicht verstanden. Hatte ich halt schon drei Jahre lang auf Portugiesisch zu Hause gesagt, war aber praktischer, nicht zu verstehen, was er tun soll. Im ersten Elterngespräch ist das dann aufgeflogen, dann war es vorbei mit dem Nicht-wissen, was er tun soll. Aber Kinder spielen ja auch mit so Situationen und schauen schon, wie kann man da auch mit umgehen. Und die Eltern vielleicht auch mal ärgern, oder die Kindergärtnissen. Ja klar, ein bisschen manipulativ in dem Sinne auch. Aber kannst du sagen, was das für Gründe bei deinem Sohn hatte, dass er das nicht wollte? Also hat er sich dagegen gesperrt, weil er vielleicht auch Angst hatte, diese Sprache dann wirklich zu sprechen, so von wegen raus aus der Komfortzone, das, wo vorher wirklich viele Leute dann Angst haben. Oder hat er das andere Gründe, dass er dann sich gegen Portugiesisch gewehrt hat? Ehrlich gesagt, so ganz Genau weiß ich es nicht, aber er war insgesamt jemand, der nicht gerne in der neuen Umgebung so sich eingewöhnt. Deswegen dachte ich auch immer, das hat nicht geklappt mit der mehrsprachigen Erziehung. Tatsächlich war es so, dass er ja dann selbst mit 15, glaube ich, gesagt hat, er geht in den Herkunftssprachunterricht, was glücklicherweise damals in Nürnberg ging. Und dann ist er von sich aus in diesen Nachmittagsunterricht einmal pro Woche noch mal zwei Stunden nach der regulären Ganztagsschule da noch hin geradelt und hat das aber bis zur zehnten Klasse gemacht, sodass er danach schreiben und viel, viel mehr sprechen konnte als vorher. Okay, das ist spannend, dass dann irgendwie dann die Motivation doch von ihm kam oder von innen heraus und er dann irgendwann offenbar selbst begriffen hat, dass das irgendwie ein Teil seines Lebens sein soll oder das für sich so entschieden hat. Das ist ganz spannend. Und was mich jetzt in dem Zusammenhang noch interessiert, war, weil du vorhin gesagt hast, dass eure Kinder oder dass die Kinder einen generell bei diesem Thema mehrsprachige Erziehung ja so ein bisschen auch überholen. War das für euch irgendwie auch … Ich sage mal, wie habt ihr euch damit gefühlt, als dieser Moment vielleicht auch kam und ihr gemerkt habt: „Oh, der kennt hier so ein paar Wendungen, die haben mir noch gar nicht … Oder „Die habe ich noch nie gehört, oder der benutzt hier eine andere Sprache, sozusagen. Wie reagiert man dann als Elternteil darauf? Hat man dann das Gefühl, „Ich muss selbst wieder mehr tun, weil mein Kind ist schneller als ich? Oder ist das so ein Das ist ja auch ein fließender Prozess, den man einfach so akzeptiert? Also es bleibt einem erstens gar nichts anderes übrig, als das zu akzeptieren und man sollte sich einfach freuen, dass die Kinder das so mitnehmen, denn das ist nicht selbstverständlich. Und für mich ist es mit meinem Sohn wie so ein Spiel, weil natürlich entdecke ich, dadurch, dass ich ganz andere Sachen gemacht habe auf Portugiesisch an der Uni und so weiter, weiß ich andere Wörter und er weiß halt alle Autoteile und umgangssprachliche Wendungen aus dem Norden, wo wir gar nicht leben, aber wo er die Ausbildung gemacht hat. Und das ist halt wie so ein Spiel. Wer weiß was? Und er kann mich bei der Aussprache natürlich wahrscheinlich 20 in einem Gespräch korrigieren und das weiß ich, das wird nie hundertprozentig. Ich bin eine späte Lernerin und Kinder haben früh Aussprache mitgelernt. Der Vater meiner Kinder hat das immer sehr charmant gesagt, dass er so stolz ist auf die beiden, dass sie so gut sprechen und sich selbst erklärt und auch anderen gegenüber. Das war halt einfach hier: „Meine Kinder so, so, „Tut mir leid, ist ein bisschen peinlich, ich spreche halt noch nicht so gut. Warum nicht diese Größe haben, als Eltern zu sagen: „Ja, tut mir leid, ich kann das nicht so gut, aber meine Kinder sind dabei? Natürlich. Ich denke, das setzt voraus, dass man aber auch sich mit diesem Prozess des Lernens als Erwachsener und als Kind so ein bisschen auseinandergesetzt hat, dass man auch versteht, dass Kinder nun mal diese neuen Strukturen, die das Lernen an der Fremdsprache mit sich bringt, auch einfach schneller ausbilden als Erwachsener. Ich glaube, dieses Grundwissen war vor allem bei dir, dein Mann kenne ich nicht, bei dir aber auf jeden Fall gegeben. Und ich denke mal, deswegen ist das natürlich auch wirklich etwas, was man, wie du sagst, mit einem gewissen Stolz und auch Freude so sehen und beobachten kann, dass die Kinder dann besser sprechen. Aber wie gesagt, ich glaube, jeder, der über mehrsprachige Erziehung nachdenkt, der sollte zumindest so ein paar Basics, so ein paar Grundlagen kennen und verstehen, damit man solche Prozesse auch für sich einordnen kann. Und was jetzt beim Thema Erziehung, in eurem Fall, vielleicht jetzt einfach auch noch mal interessant wäre, einfach die Frage: Wie siehst du jetzt deine Kinder? Hast du das Gefühl, abgesehen vom Erwerb der portugiesischen Sprache, ist da noch mehr passiert durch das Erlernen dieser Sprache, also durch die mehr sprachige Erziehung? Natürlich. Also einfach die Perspektive ist zweiländrig oder wenn man es mal schauen möchte, welche Sprachen sie noch sprechen, wo sie überall in der Welt sich verständigen könnten, sodass sie arbeiten können. Also es ist Englisch dazu, natürlich von der Schule und wird auch im Alltag immer wieder genützt, auch in Portugal. Mein Sohn braucht mit Ausländern Englisch, weil die Ausländer kein Portugiesisch können, viele, die neu dahin kommen, gerade so Deutsche, die wollen ja dann oft dann erst mal nicht so viel lernen, sondern sich mal gemütlich auf Englisch unterhalten, wie du meint hast. Also ich mache da immer ein bisschen Witze drüber. Ja, und ich glaube, im Rückblick bin ich einfach sehr, sehr erleichtert, dass sich die beiden diesen Weg so offen gehalten haben. Und ich sage, das weiß man ja nicht, ob das der Endpunkt ist. Migration aufgrund von beruflichen privaten Entscheidungen, die bleibt ja nicht unbedingt bei zwei Sprachen stehen. Und von dem her glaube ich, dass diese Öffnung, man kann in andere Länder gehen, dort die Sprache sprechen und dann einfach dort leben. Das ist eine wichtige Erkenntnis, denn ich sehe auch viele Jugendliche, ich unterricht auch Jugendliche, die davon träumen, das zu machen. Letztens war eine schöne Situation, eine Schülerin, die ihr Abi vorbereitet, die nicht so gut Englisch sprach, meinte: „Ja, nach dem Abi, da will ich in Spanien leben, und alle gucken sie so an: „Ja, hast du auch Spanisch? „nee, nee, aber das lerne ich dann. Und dieses „Ich kann ja immer weiterlernen, das ist ja mit der Erziehung, mit der Schule nicht vorbei. Wird natürlich nicht einfacher, aber die Motivation zu sagen: „Nein, ich will da hingehen, will noch eine Sprache lernen und noch eine. Und dann hast du sofort Brücken. Wenn du eine Sprache schon mal gelernt hast oder zwei, hast du Sprachlernerfahrung. Und ich glaube, das ist zusätzlich der Mehrwert neben natürlich dem positiven Aspekt, wenn du fünf Sprachen im Lebenslauf stehen hast und davon drei auf muttersprachlichem Niveau, ist das besser als eine. Und das hast du halt leider in Deutschland. Das ist ja so eine Ausnahme, dass man überhaupt nicht mehr sprachlich aufwächst. Ist ja auch global gesehen, ist das eine absolute Ausnahme. Ich glaube, 13% der Weltbevölkerungen sind einsprachig. Aber natürlich ist hier so eine Denke, dass Bildung und die Sprache des Landes so ganz eng zusammenhängen. Und dieser weite Blick „Bildung findet überall auf dem Globus statt, mehr oder weniger qualitätsvoll, aber meinen Weg, den kann ich wählen, je nachdem, wo ich sprachlich mitkomme und wann ich dann wie gut, wie viel von was lerne, ist die Biografie des einzelnen Kind ist oder Erwachsenen dann und als Eltern kann man nur versuchen, da so einen Grundstein zu legen, ein Umfeld aufzubauen, ganz viel soziales Umfeld so quasi zu gestalten, dass die Sprache einfach zum Teil des Lebens wird und dass die vielen Sprachen Teil des Lebens werden. Das ist viel, viel wichtiger, denn die Sprachentrennung im Gehirn, die passiert mit genug Input sowieso. Außer natürlich so Sachen, was Migranten gerne machen. Spanisch-portugiesisch-sprecher, die sagen gerne mal „anmeldal auf Deutsch, „anmelden mit „ar, „werbendung. Das ist dann natürlich noch was, was lernst du natürlich auch in der Migration Ja, okay. Gut, verstehe ich. Aber das leuchtet ein. Also das ist einerseits natürlich dieser Blick auf das Praktische, der da irgendwo bei vielen vielleicht auch im Vordergrund steht, wenn man so perspektivisch denkt. Wie du gesagt hast, das Thema Lebenslauf und so weiter, das öffnet einem natürlich in der Hinsicht unglaublich viele Türen. Aber schön, dass du das auch noch mal betont hast, diesen Horizont von vornherein irgendwie so sehr zu erweitern, dass man irgendwie auch, dass das Kind, was dann später als so ein Erwachsener wird, dann in jungen Jahren schon selbst das Gefühl hat, dass alle Türen offen stehen und man irgendwie alles erreichen kann, weil man hat es ja schon gemacht. Man kann sowohl alles lernen, ob das nun eine Fremdsprache ist oder andere Dinge. Ich glaube, was ja auch wissenschaftlich mehr oder weniger bewiesen ist, dass da auch dieser Prozess stattfindet oder diese Erweiterung einfach im Gehirn vonstattengegangen ist, dass du einfach diese Fähigkeit hast und dir dessen auch bewusst bist. Das ist ein ganz, ganz dankbarer, hilfreicher Effekt, glaube ich. Deswegen, Christina, vielen Dank, dass du uns da mal mitgenommen hast und einen Einblick gegeben hast in dieses Thema mehrsprachige Erziehung. Ich habe selbst keine Kinder. Wenn es irgendwann soweit ist, dann habe ich für mich das eigentlich auch schon – ich sage mal eigentlich, weiß man nie – weiß man nie, aber auch schon erklärt, sozusagen, dass ich das möchte, weil ich glaube, ich bin ja selbst Sprachenlerner und bin so überzeugt davon und kann meinen eigenen Kindern nichts Besseres wünschen, als das auch zu erfahren und zu haben in ihrem Leben. Deswegen war das für mich persönlich ein ganz spannender Einblick, aber ich hoffe auch hier für die Hörerinnen und Hörer, die da vielleicht auch ein bisschen was mitgenommen haben. Deswegen vielen, vielen Dank, Christina. Ja, sehr gerne. Es hat Spaß gemacht. Und viel Spaß beim „Viele Sprachen mit den Kindern lernen. Vielen, vielen Dank. Sehr schön. Gut. Und an euch Leute, wenn ihr zu diesem Thema Fragen habt, dann schreibt sie gerne in die YouTube-Kommentare. Da können wir auf jeden Fall noch ein bisschen mit euch diskutieren und so ein bisschen auch vielleicht unterstützen. Oder postet einfach eure eigenen Erfahrungen mal mit dem Thema mehrsprachige Erziehung in die Kommentare. Vielleicht ist es ja für euch gar nicht so positiv gelaufen, wie ihr es selbst erwartet hättet oder sogar noch viel positiver als Christina hier berichtet hat. Wer weiß? Also schreibt dazu gerne mal eure Gedanken in die Kommentare auf YouTube. Das würde mich auf jeden Fall brennd interessieren. Und ansonsten hoffe ich, dass ihr diesem Podcast auch weiterhelft mit einem Like und ganz vielen Weiterempfehlungen. Ansonsten bis ganz bald, bis nächste Woche. Christina noch mal vielen Dank und mach’s gut. Ciao, ciao. Tschüss. 

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