Transkript #121 DG – Download
Brauchen wir eine emotionale Verbindung zu der Sprache, die wir lernen? Genau darüber habe ich mit
Laura von Couchpolyglot für diese Folge von Deutsches Geplapper gesprochen. Laura spricht 8 Sprachen
auf unterschiedlichen Niveaus und sie lernt auch gerade noch weitere Sprachen. Sie hat mir erzählt, wie sie
ihre Lernstrategie über die Jahre immer wieder verfeinert hat, wie sie mit Fehlern beim Sprechen dieser
Fremdsprachen umgeht, ab wann die Verbindung zur Sprache in ihr auch tatsächlich den Wunsch auslöst,
diese Sprache zu lernen und wie die Sprachen und das Sprachenlernen ihre Welt und damit auch ihre
Denkweise verändert haben.
Du hörst Deutsches Geplapper, Deutschlands Podcast Nummer 1, wenn es um effektives Sprachen- und
Deutsch lernen geht. Mein Name ist Flemming, ich bin Deutschcoach von Natural Fluent German und ich
spreche selbst 6 Fremdsprachen auf unterschiedlichen Niveaus. Dieser Podcast richtet sich an alle
Sprachbegeisterten und Deutschlernenden. Dich erwarten hier viele spannende Experteninterviews zu den
Themen Sprachen, Lernen und persönliche Entwicklung. Außerdem teile ich in einigen Episoden auch
meine effektivsten Lernmethoden mit dir. Dieser Podcast ist übrigens auch auf YouTube als Videopodcast
verfügbar. Und wenn du Unterstützung bei deinem Deutsch brauchst, schau einfach auf meiner Website
vorbei. Dort findest du meine Deutschkurse für Fortgeschrittene sowie Infos über meine Gruppen- und
Einzelcoachings. Hör auch gern bei meinem zweiten Podcast rein, wo es um alltagsrelevante Themen und
Diskussionen geht. Er heißt Flemming’s Deutschpodcast. Alle Links findest du in den Shownotes dieser
Episode.
Ja, moin liebe Deutschlernerin, moin lieber Deutschlerner, willkommen zu einer neuen Folge von Deutsches
Geplapper. Und ich habe heute wieder mal einen ganz besonderen Gast hier, wie jedes Mal. Und es ist ein
Gast, der auch perfekt in diese Folge passt, in diesen Podcast passt, denn sie ist in der Lage, sehr, sehr viele
Fremdsprachen zu sprechen und darüber wollen wir hier heute reden. Ich sage erstmal herzlich willkommen,
Laura, schön, dass du da bist.
Hallo, Flemming. Ja, vielen Dank für die Einladung. Ich freue mich, hier zu sein.
Ja, ich finde es auch super. Und ich habe dich vor einigen Wochen auf YouTube kennengelernt und dachte
mir, das passt. Das ist auf jeden Fall jemand, mit dem ich definitiv reden möchte. Also genau, ich habe es
jetzt gerade schon gesagt, du bist auf YouTube aktiv, du zeigst den Leuten da auch oder redest sehr viel
darüber, wie man Sprachen lernt. Hast dich auch gerade vor einiger Zeit mit Luca Lampariello getroffen. Das
war ja auch so ein Thema, was wir gerade im Vorgespräch schon hatten. Den kennen wir ja beide auch
mittlerweile durch YouTube bzw. durchs Podcasting. Ist ja auch so eine Legende in diesem Bereich. Ja, und
du bist in der Lage, ziemlich viele Sprachen zu sprechen, habe ich gerade schon gesagt. Du hast mir auch
erzählt, du kommst ursprünglich aus Spanien, aus Katalonien, sprichst dementsprechend Katalan – Spanisch
auf muttersprachlichem Niveau. Was sprichst du noch für Sprachen, Laura?
Also klar, wie jeder spreche ich natürlich auch Englisch. Also ich gehe der Reihe nach, dann ist es einfach.
Dann habe ich Französisch gelernt in der Schule und dann auch, also ich habe Übersetzung studiert und da
musste ich halt zwei Sprachen nehmen, habe ich Englisch und Französisch genommen und dann dachte ich
mir, ja, wenn ich mal als Übersetzerin arbeiten soll, dann wäre es ganz gut, wenn ich noch eine zusätzliche
Fremdsprache spreche und habe angefangen, dann Deutsch zu lernen. Ich glaube, ich war 18 und dann
irgendwann mal habe ich auch Russisch gelernt. Also da bin ich ja auch nicht super fortgeschritten, da habe
ich vielleicht ein B1 Niveau oder so. Dann kam noch Italienisch, als die Pandemie angefangen hat und als
ich damals meinen Channel Couchpolyglot angefangen habe. Dann kam Schwedisch und jetzt vor kurzem
habe ich, gut, jetzt lebe ich in der Schweiz und versuche Schweizerdeutsch zu lernen. Das ist natürlich
vielleicht ein bisschen anders als vielleicht eine komplett neue Fremdsprache zu lernen, aber hat auch seine
Herausforderungen. Und ich wollte schon immer Japanisch lernen und ich habe jetzt wirklich sehr, sehr
langsam angefangen. Also ich würde eher sagen, ich schnuppere ja jetzt mit Japanisch und es ist nicht so
wirklich, dass ich es lerne, aber es macht auf jeden Fall Spaß.
Okay, ziemlich cool. Also man merkt schon, du hast ja dann einfach ein mega Interesse an den Sprachen,
weil das ist ja jetzt, so wie es klingt, ist es jetzt nicht nur, „Ich muss das machen, weil…“, sondern das ergibt
sich dann irgendwie. Vielleicht kannst du darauf noch mal ein bisschen eingehen. Klar, Katalanisch und
Spanisch, das ist jetzt keine Frage. Englisch ist irgendwie universell. Das macht jeder irgendwie, der was mit
Sprachen am Hut hat. Aber vielleicht gehst du auf die anderen Sprachen noch mal kurz ein. Was war jeweils
für eine Notwendigkeit dahinter, dass du damit angefangen hast? Also woher kam die Motivation und das
Interesse auch?
Ja, also unterschiedlich. Also ich würde sagen, als ich jünger war, wusste ich nicht wirklich, dass ich eine
Leidenschaft hatte für Sprachen. Es war mehr so, ah ja, das kannst du, Laura. Und ich wusste nicht wirklich,
was ich mit meinem Leben machen will. So dachte ich, ja okay, Übersetzung klingt spannend, warum nicht?
Aber es war jetzt nicht so, dass ich dachte, wow, ich will so viele Sprachen lernen wie möglich. Es war eher
so, ja okay, das ist relativ einfach für mich, warum auch immer. Und ja, dann mache ich halt das und das
macht mir auch Spaß. Und dann mit der Zeit habe ich natürlich gemerkt, warum ist es einfacher für mich?
Also ich persönlich glaube, es ist nicht angeboren, sondern es gibt bestimmte Sachen, die man machen
kann, die natürlich helfen, dass es viel einfacher ist. Ja, dann habe ich das quasi gemerkt. Ja, und also jetzt
habe ich den Faden verloren. Sorry.
Also genau, im Prinzip, warum kommst du zu solchen Sprachen wie Russisch oder Japanisch?
Ja, irgendwann mal, gut, ich habe meinen Partner kennengelernt und bei ihm zu Hause sprechen sie
Russisch, weil die ursprünglich aus Russland kommen. Und dann dachte ich, gut, dann muss ich quasi ein
bisschen Russisch lernen. Für mich ist es selbstverständlich, dass ich das tun sollte, sozusagen. Und es
macht auch Spaß, Sprachen zu lernen, deswegen war es kein Thema. Und dann hatte ich in meinem Kopf,
dachte ich, hey, sechs Sprachen ist genug. Ja, wenn ich noch mehr Sprachen lerne, auch wenn es so viel
Spaß macht, dann irgendwann mal wird es einfach nicht mehr gehen. Also das war quasi mein
Glaubenssatz. Und dann hat aber die Pandemie angefangen und ich war zu Hause. Ich war super gestresst,
weil ich ein ziemlich sozialer Mensch bin. Ich mag es halt, umgeben von Menschen zu sein, rauszugehen.
Und ich hatte so einen Stress, dass ich dachte, Laura, jetzt kannst du dich einfach gönnen, Italienisch zu
lernen. Das war für mich so eher, okay, ich gönne es mir, obwohl es keinen Sinn macht, dachte ich. Ich
dachte, es macht keinen Sinn, weil das wird jetzt zum Beispiel dein Französisch zerstören oder was auch
immer. Aber egal, ich mache es einfach. Und dann habe ich im selben Augenblick von der Methode, von
dieser Comprehensible Input Method, ich weiß gar nicht, wie man das auf Deutsch sagt, Input Methode,
gehört und angewendet ein Jahr lang mit Italienisch. Und das hat noch viel mehr Spaß gemacht als sonst.
Und da habe ich gemerkt, wow, ich kann tatsächlich noch eine siebte Sprache lernen und dann warum nicht
dann eine achte Sprache und so weiter. Also da habe ich ein bisschen diesen Glaubenssatz quasi zerstört
und gesagt, nee. Also klar, irgendwann mal, man hat nur eine bestimmte Zeit am Tag. Also muss jeder für
sich entscheiden, wie viele Sprachen man haben will oder mit wie vielen Sprachen man jonglieren möchte.
Das ist ein bisschen so jedem überlassen. Aber dann habe ich halt dieses Experiment mit der Input
Methode, mit Schwedisch wiederholt. Schwedisch, für viele Leute, witzigerweise, klingt das sehr exotisch.
Aber eigentlich, wenn man Deutsch spricht, ist es nicht besonders herausfordernd, Schwedisch zu lernen.
Und es macht unheimlich viel Spaß. Und dann habe ich noch einen weiteren Glaubenssatz gehabt. Und der
wäre, „ja, also Japanisch oder Chinesisch oder eine Sprache mit einer anderen Schrift wirst du nie lernen
oder es wird einfach viel zu lange dauern. Und deswegen fang nicht mal an“. Und ich mag solche
Glaubenssätze einfach nicht. Und ich muss auch sagen, ich kämpfe noch damit. Es ist so, ich liebe es,
Sprachen sehr schnell zu lernen. Und wenn man ehrlich ist, das klappt gerade nicht mit Japanisch. Also ich
will jetzt dir nichts vormachen. Es dauert einfach länger, weil man hat einfach nicht so viele gemeinsame
Wörter. Alphabet-technisch ist es auch sehr herausfordernd. Es ist einfach eine andere Geschichte. Aber das
heißt nicht, dass man es nicht lernen kann.
Ganz genau.
Ja, genau. Das ist sozusagen der Punkt, wo ich jetzt bin. Ich hoffe, ich habe deine Frage beantwortet, aber
sonst frag gerne.
Die Frage hast du auf jeden Fall beantwortet. Du hast jetzt aber auch noch andere Sachen gesagt, dass ich
jetzt aufpassen muss, dass ich nicht den Faden verliere, weil ich muss gucken, dass ich jetzt das
nacheinander nochmal geordnet kriege. Weil du hast so viele interessante Sachen gesagt gerade. Erstmal,
glaube ich, die Leute, die jetzt hier zuhören, haben jetzt alle einen super Eindruck von deinem Deutsch.
Und ich glaube, für viele ist es jetzt erstmal interessant zu wissen, wie lange lernst du eigentlich schon
Deutsch?
Also, wie gesagt, damals angefangen, als ich, glaube ich, 18 war. Und ich hatte den Vorteil, das will ich auch
nicht verheimlichen: Ich habe, also das erste Mal, als ich in Deutschland war, hatte ich schon von der Schule
ein B2-Niveau. Ich glaube, das war eine extrem große Hilfe, weil im Laufe der Jahre bin ich Leuten
begegnet, die seit Jahren in Deutschland sind und es nicht hinkriegen, Deutsch zu lernen. Und es ist einfach
sehr schwierig, wenn du vor Ort bist, denke ich, also kann ich mir vorstellen, und du überhaupt fast gar
nichts sagen kannst. Weil die Leute fangen dann an, mit dir Englisch zu reden. In Deutschland kann ziemlich
jeder Englisch, also zumindest ist das meine Erfahrung.
Ab meiner Generation auf jeden Fall.
Ja, genau. Und das habe ich sehr oft beobachtet. Das ist halt, weil manche Menschen, die fangen schon mit
Englisch an, und dann ist es sehr schwierig zu wechseln. Und ich habe einfach von Anfang an mit jedem
auch Deutsch geredet. Und ich habe auch diese Strategie angewendet, als ich zum ersten Mal in
Deutschland war, muss ich jetzt ein bisschen mich selber korrigieren, ich war einen Monat lang in Berlin, da
hatte ich ein Niveau A1. Das war nach einem Jahr in der Schule. Ich war dann 19 Jahre alt. Und viele haben
mit mir auf Englisch geredet, weil mein Deutsch einfach grottenschlecht war. Und ich habe einfach knallhart
auf Deutsch geantwortet und gesagt, dass ich kein Englisch kann. Das kann natürlich ein Engländer nicht
machen oder jemand aus den USA, aber wenn ihr zum Beispiel aus Italien kommt oder, keine Ahnung,
Frankreich, Spanien, könnt ihr das einfach sagen. Und keiner kann nachweisen, dass ihr Englisch sprecht.
Das hat mir extrem geholfen. Einfach, nee, sorry, ich spreche kein Englisch. Weil die Leute wollen dir helfen
einerseits, aber die wollen auch andererseits schnell kommunizieren.
Ja, das finde ich cool. So eine kleine Notlüge in Anführungsstrichen, einfach damit man die Möglichkeit hat
zu sprechen. Ich glaube, das kennt jeder. Die Leute geben einem immer das Gefühl, okay, ich helfe dir, ich
bin da, du musst dich nicht anstrengen. Aber in Wahrheit will man ja sprechen. Und das ist eigentlich das
perfekte Mittel, um die Leute dazu zu bringen, dass sie mit dir in der Muttersprache sprechen, also auf
Deutsch in dem Fall.
Genau. Und ja, ich habe die Frage gar nicht beantwortet, wie lange. Also ich habe mit 18 angefangen, jetzt
bin ich 35. Also es ist halt schon ziemlich lange her, dass ich angefangen habe. Und vielleicht hat es auch
geholfen, dass ich relativ jung war, als ich angefangen habe. Genau, das kann natürlich sein.
Okay, gut. Aber trotzdem ist es ein super Niveau, muss man ja immer noch sagen, dass du da in, ja, wie
viele Jahre sind das? Ich bin nicht so gut in Mathe. 17 Jahre?
Ich fühle mich alt.
Ach na gut, das ist eh eine Frage des Gefühls.
Ja und der Einstellung, auch der Glaubenssätze, ja alles.
Genau. Okay, aber trotzdem, super Deutsch. Ich glaube, da wird dir jeder zustimmen. Das ist auf jeden Fall
schon eine riesen Leistung. Und ich finde es auch schön, dass du die Begeisterung für die Sprachen auch so
rübergebracht hast. Und der eine Satz ist mir jetzt im Kopf geblieben von dir, und zwar in der Covid-Zeit,
„ich gönne mir jetzt Italienisch sozusagen“. Finde ich sehr, sehr schön, weil ich glaube, also ich kenne
diesen Konflikt. Ich spreche ja auch mehrere Sprachen. Und ich habe genau dieses Gefühl auch
nachempfinden können, was du gerade beschrieben hast. Also, dass man denkt, ich würde so gerne mit der
nächsten Sprache anfangen, aber eigentlich macht das überhaupt keinen Sinn, weil wo soll ich jetzt noch
die Zeit hernehmen? Und dann kommt es ja auch auf die Sprache an. Ja, also ich habe irgendwann, ich war
Anfang des Jahres ein paar Monate in Portugal und ich spreche Italienisch, Spanisch und Französisch. Ja,
und dann dachte ich mir, okay, noch eine romanische Sprache – das ist Chaos pur. Also für jemanden, der
sowieso schon spanischer Muttersprachler ist, ist das vielleicht noch mal was anderes. Aber wenn du aus
Deutschland kommst und dann romanische Sprachen lernst, da vermischt sich so viel, auch wenn es in
vielerlei Hinsicht ein Vorteil ist und, ja, eine Hilfe, dass man schon romanische Sprachen kennt. Aber auf der
anderen Seite gibt es auch so viele Wörter, die man durcheinander bringt. Und wow. Und deswegen,
trotzdem finde ich, ich kenne dieses Gefühl zu sagen, ich würde so gerne noch eine weitere Sprache
anfangen. Und das hast du dir gegönnt mit Italienisch, das finde ich super. Und was mich interessieren
würde jetzt, du hast es so ein bisschen schon angeschnitten, aber inwieweit hat sich so deine Lernstrategie
von der ersten Sprache, die du gelernt hast, von der ersten Fremdsprache, die du gelernt hast, wir reden
nicht von Spanisch oder Katalan, sondern danach, bis zur letzten, das ist jetzt, glaube ich, Japanisch
beziehungsweise Schweizerdeutsch, inwieweit hat sich da deine Lernstrategie geändert? Du hast gesagt,
Comprehensible Input, also dieses Natural Approach of Language Learning, Stephen Krashen und so
weiter, das ist ja, glaube ich, dann in deinem Fall die Grundlage auch. Aber kannst du das benennen, wo da
die entscheidenden Veränderungen waren in deiner Lernstrategie?
Also, ich denke, ich hatte diese Methode schon immer unbewusst verwendet. Das ist das Interessante, weil
ich habe Englisch natürlich in der Schule gelernt, aber viele meiner Kommilitonen haben wirklich gar kein
Englisch gekonnt nach den vielen Jahren, in denen wir in der Schule waren. Und damals habe ich gedacht,
dass ich eigentlich so meine Zeit verliere, aber ich habe quasi viele Lieder auf Englisch gehört, die haben
mich auch interessiert und dann habe ich dementsprechend die Übersetzungen gesucht. Ich habe da
mitgesungen. Das finde ich sehr, sehr wichtig. Also Musik ist extrem wichtig fürs Sprachenlernen, meiner
Meinung nach, weil in der Musik vereinen sich verschiedene Sachen. Also natürlich Hörverstehen und wenn
du ein Lied liebst, du hörst es immer wieder, immer wieder. Und das ist diese Wiederholung, die so wichtig
ist. Und es verknüpft quasi mit deinen Gefühlen. Und Gefühle, also das ist extrem wichtig, auch für Babys,
wenn die lernen. Gefühle und Emotionen sind sehr, sehr wichtig fürs Lernen und ich denke, das ist wirklich
ein Schlüsselelement, was mir sehr geholfen hat. Dann habe ich auch zum Beispiel die Harry-Potter-Bücher
gelesen auf Englisch, weil ich einfach nicht warten wollte, bis die spanische oder katalanische Version
rauskam. Und das ist auch, das hat natürlich mit Geschichten zu tun, mit Comprehensible Input irgendwo,
aber auch mit Gefühlen. Ich wollte nicht warten, weil mir das sehr wichtig war. Und das ist ein
Schlüsselelement, denke ich. Natürlich, als ich angefangen habe mit Italienisch später und ich wirklich diese
Methode entdeckt habe, dann habe ich ein bisschen meine Strategie geändert. Natürlich habe ich weiterhin
Musik gehört in den Sprachen, die ich lernen wollte und auch gelesen oder irgendwas angeschaut. Aber ich
habe gemerkt, okay, vielleicht muss es natürlich Comprehensible Input sein, im Sinne von, okay, wenn
Italienisch jetzt A-Null ist, wobei es auch, wenn man schon andere Sprachen, romanische Sprachen spricht,
ist es kein A-Null eigentlich. Aber wenn ich ganz so unten bin, dann sollte ich vielleicht jetzt nicht einen
superschweren Film anschauen, dann ist es vielleicht besser, irgendwas anzuschauen, was adaptiert ist, was
vielleicht Untertitel hat in der Sprache zum Beispiel. Also ich habe zum Beispiel Italiano Automatico
kennengelernt, da bin ich auch sehr dankbar, weil das war für mich eine Einführung in diese Methode. Und
dann habe ich wirklich auch, ich hatte dann fast zeitgleich das Buch Atomic Habits gelesen und für mich
verstanden, wow, ich kann mit wenigen Minuten am Tag, wenn ich wirklich das jeden Tag durchziehe, kann
ich so viel lernen. Und mein Experiment war, zehn Minuten Videos auf Italienisch pro Tag ein Jahr lang. Da
bin ich schon sehr, ich bin so ein bisschen Produktivitätsfreak und ich mag solche Methoden und ich mag so
Experimente. Und deswegen, also es gab auch Tage, da hat es so viel Spaß gemacht, ich habe mehr als
zehn Minuten gemacht. Aber es gab Tage, in denen ich gar keine Lust hatte und dann habe ich es aber
trotzdem durchgezogen und zehn Minuten gemacht und gesagt, gut, jetzt habe ich meine zehn Minuten,
jetzt kann ich aufhören. Und das ist sozusagen, was ich geändert habe. Also intuitiv habe ich schon gewusst,
dass Musik, Input und Gefühle sehr wichtig sind. Aber danach, als ich die Methode kennengelernt habe,
habe ich verstanden, okay, also täglich ist auch sehr wichtig, also täglich irgendwas zu machen. N plus 1
quasi, dein Niveau, plus ein bisschen mehr, ist auch wichtig, nicht zu hart, nicht zu einfach. Genau, und
einfach, dann habe ich richtig genießen können, Podcasts zu hören, dumme Videos in Anführungszeichen
anzuschauen, weil früher habe ich mich ein bisschen schlecht gefühlt. Ich dachte, jetzt verliere ich schon
wieder Zeit und gucke irgendwelche dummen Videos an. Aber wenn ich das verwendet habe für
Sprachenlernen, dann habe ich einfach akzeptiert, dass das nicht schlecht ist und dass es mir hilft. Und das
ist, denke ich, was sich geändert hat.
Okay, würdest du denn sagen, dass dir das Erlernen der einen Sprache auch den Weg erleichtert hat, die
nächste zu lernen? Es ist natürlich immer von den Sprachen abhängig, aber gibt es so Dinge, Erkenntnisse,
die du gesammelt hast, wenn du eine Sprache gelernt hast, die dir dann geholfen haben, gleich die nächste
anzufangen, was es dir dann vielleicht erleichtert hat?
Im Endeffekt auch so ein bisschen Mindset, oder? Wenn ich weiß, dass ich es schon geschafft habe, zum
Beispiel Deutsch zu lernen, alle sagen, Deutsch ist so schwer, ich kann es nie lernen. Aber ich meine, zum
Beispiel, ich habe es geschafft, Deutsch zu lernen. Ich habe es geschafft, auch, ich kann mich in Russisch
unterhalten und so weiter. Dann warum sollte ich nicht die nächste Sprache schaffen? Also ich denke schon,
dass da… Also es gibt viele Menschen, die wegen ihren Glaubenssätzen nicht lernen, denke ich. Ich kenne
viele, zum Beispiel Spanisch Sprechende, die sprechen sehr gut Englisch und sagen, nee, Deutsch kann ich
nicht lernen. Und ich denke mir, wie? Also du hast Englisch gelernt. Englisch ist auch nicht immer so
einfach. Aber in ihrem Kopf ist Deutsch so schwer, dass es einfach nie klappen wird. Und deswegen fangen
sie gar nicht an. Und das ist ein bisschen, glaube ich, die Gefahr. Und wenn du viele Sprachen gelernt hast,
dann weißt du, du kannst es, weil du hast es ja schon gemacht. Aber dann kommt zum Beispiel Japanisch
und dann denke ich mir, das habe ich noch nicht gemacht. Das ist für mich eine andere Geschichte. Da
muss ich selber sagen, okay, da muss ich an mir arbeiten und meine Glaubenssätze sozusagen bekämpfen.
Aber das ist ein Prozess. Das kann nicht von heute auf morgen passieren, vielleicht.
Ja, das wäre eine andere Hausnummer, würde ich sagen. Diese asiatischen Sprachen, das wäre auch etwas,
an das ich mich noch nicht herangewagt habe. Aber gar nicht mal, weil die Sprachen jetzt so schwer
erscheinen, sondern einfach, weil mir der Bezug fehlt. Es gibt Leute, mein Kumpel David von LinguaThor,
der ist auch so einer, der hat zum Beispiel mir gerade erzählt, dass er Schwedisch gelernt hat, ohne dass er
jemals in Schweden war. Aber er spricht wirklich fließend Schwedisch. Und das wäre so ein Punkt, wo bei
mir so eine Grenze erreicht wäre, wo ich sage, nee, ich brauche, um die Sprache zu lernen, diesen Bezug
zum Land. Dass diese intrinsische Motivation einfach gegeben ist. Und ansonsten habe ich nicht das
Verlangen, diese Sprache zu lernen. Also deswegen, das spielt bei mir eine große Rolle. Und ich glaube, bei
vielen Leuten ist es so, dass sie da einfach diese Verbindung brauchen. Aber ich weiß auch gerade in dieser
Polyglot-Szene gibt es Leute, die sprechen 20 Sprachen oder mehr teilweise. Es ist schwierig sich
vorzustellen, dass sie da zu jedem einzelnen Land einen starken emotionalen Bezug haben. Ja, wie ist es bei
dir?
Also ich würde sagen, bei mir, also zum Beispiel, ja, es ist schwer zu sagen. Also als ich Deutsch angefangen
habe, war es eine sehr rationale Entscheidung, tatsächlich. Weil das war so, ich dachte mir, okay, lerne ich
Deutsch oder lerne ich Italienisch? Und Italienisch wollte ich schon immer lernen. Aber ich dachte mir,
Laura, du bist jetzt 18, jetzt kannst du noch später, wer weiß, lerne einfach Italienisch. Ich habe mir gesagt,
lerne Italienisch, wenn du in der Rente bist.
Okay, wow.
Weil Italienisch dachte ich mir, wow, das ist so schön und das klingt einfach so schön. Und ich war in Italien
als Kind im Urlaub und so. Und das war schon für mich so eine emotionale Verbindung da irgendwo. Aber
ich wusste gleichzeitig, Italienisch wird für mich einfach sein. Weil ich verstehe ja schon so viel. Deswegen,
zum Beispiel Deutsch habe ich halt sozusagen rational entschieden zu lernen. Aber dann natürlich, als ich in
Deutschland war, habe ich viele Freunde kennengelernt. Ich habe meinen Partner, jetzt meinen Mann,
kennengelernt. Mit dem spreche ich natürlich jeden Tag Deutsch. Ich habe dann, ja, Musik entdeckt, die mir
auch sehr gefällt und so. Also das kam danach einfach. Ich meine, es hat sich so ergeben, weil in Spanien
gab es auch so ein bisschen die Jobkrise und so, als ich fertig war mit meinem Studium. Und da dachte ich,
gut, ich spreche Deutsch, das wird sicherlich vom Vorteil. Und dann hat es sich einfach so ergeben, dass ich
auch dann in Deutschland geblieben bin für einige Jahre. Und ja, aber zum Beispiel Schwedisch, das war so,
ein Patreon von mir spricht Schwedisch und hat Katalanisch gelernt. Und da dachte ich, ach, cool. Und dann
hat er mir hier und da ein paar Wörter gesagt. Und dann dachte ich, ach, das klingt so schön. Und dann
habe ich ein paar Lieder gehört. Und dann dachte ich, wow, ich will das auch lernen. Also das war schon so
ein bisschen zufällig. Und Japanisch, irgendwie, es zieht mich an. Ich würde jetzt auch nicht wissen, warum.
Aber ich finde es einfach so faszinierend. Und tatsächlich mag ich die natürliche Methode und Input und so
weiter. Aber ich finde es auch spannend zu sehen, wie unterschiedlich eine Sprache sein kann. Das ist für
mich schon spannend, was für Partikel man benutzt und wie man einfach alles komplett anders sagt. Also
jetzt nicht alles, es gibt natürlich auch ein paar Sachen, die ähnlich sind. Aber das ist einfach für mich sehr
faszinierend.
Ja, verstehe ich vollkommen. Also, ich glaube, ich muss mich ein bisschen revidieren zu dem, was ich eben
gesagt habe: Ich brauche selbst, würde ich sagen, schon die Verbindung zu dem Land und der Sprache.
Aber ich glaube nicht, dass man dort gelebt haben muss oder dass man dort lange Zeit gewesen sein muss.
Vielleicht relativiert das meine Aussage ein bisschen. Weil jetzt, als du gerade gesagt hast, ich kann es nicht
erklären, diese Verbindung zum Japanischen. Das macht irgendwas mit mir. Also das verstehe ich auch. Es
geht mir gerade so ein bisschen mit Norwegisch so. Ich war einmal da, das ist schon lange, lange her. Aber
ich habe trotzdem so ein starkes Interesse auch an der Kultur beziehungsweise auch an der Geschichte,
Wikinger und so weiter, was ja auch in den vergangenen Jahren im Fernsehen und bei Netflix rauf und
runter lief. Aber das sind einfach so Sachen, die mit der europäischen Geschichte unheimlich eng
verbunden sind. Und man erkennt so viele Gemeinsamkeiten zur deutschen oder auch zur englischen
Sprache im Norwegischen oder generell in den skandinavischen Sprachen. Das kannst du mit Schwedisch
bestätigen. Und das ist einfach ja auch etwas, was einem unheimlich viel geben kann. Und da baut sich
diese emotionale Bindung auch irgendwie dann Stück für Stück auf. Und das kann ja wie bei dir im
Deutschen auch im Nachhinein erst wirklich stark passieren. Das ist ja auch sehr, sehr spannend. Ich würde
trotzdem zum nächsten kleinen Themenblock mal übergehen. Und zwar interessiert mich natürlich auch,
gerade jetzt, wenn du immer wieder das Gefühl hattest und das Gefühl kennst, immer wieder eine neue
Sprache zu lernen – wie gehst du dann damit um oder wie hat sich das bei dir auch entwickelt, dieser
Umgang mit Fehlern? Fehler zu machen in der Sprache, das ist etwas, womit sehr viele Sprachenlernende,
Deutschlernende, die auch mit mir zusammenarbeiten, immer wieder ein Problem haben, die auch merken,
heute kann ich gar nichts, heute fällt mir kein einziges Wort ein und so weiter. Ich glaube, je mehr Sprachen
man lernt, das ist meine Erfahrung zumindest, desto gelassener wird man in der Hinsicht. Aber hast du dann
einen speziellen Umgang, wenn du merkst, ich konnte heute mit keinem wirklich reden, egal ob in Deutsch
oder Französisch, welche Sprache auch immer? Hast du da einen besonderen Ansatz?
Ich muss sagen, allgemein, ich unterscheide schon zwischen Sprachen, die ich auch im Job benutze und
Sprachen, die ich einfach als Hobby benutze. Wenn ich am Montag aufstehe und kein Wort Deutsch mehr
rausbekomme, ist es natürlich ein Problem, weil ich damit arbeite. Wenn ich hier und da ein paar Fehler
mache, das ist einfach nicht das Ende der Welt, das ist okay. Das Selbe dann mit Französisch oder Englisch,
aber für Sprachen, in denen ich einfach nur Spaß haben will und keine wirklichen Ziele habe, nur einfach ein
bisschen kommunizieren wie Schwedisch, Russisch, Italienisch, da bin ich nicht so streng mit mir selber. Das
ist halt immer abhängig. Aber ich muss sagen, ich glaube, also allgemein finde ich, Fehler gehören dazu.
Alle machen Fehler, das ist wirklich okay. Aber ich muss auch sagen, manchmal, wenn ich so einen krassen
Fehler mache, dann fühle ich mich schon schlecht. Da will ich jetzt auch nicht lügen. Tatsächlich ist es
manchmal so, ich übe mich in so vielen Sprachen, dass ich manchmal merke, dass mein Englisch ein
bisschen schlechter geworden ist. Das ärgert mich schon irgendwo. Weil ich denke mir, Englisch kann jeder.
Also so in meinem Kopf. Ich spreche mit so vielen Polyglots, deswegen für mich kann jeder Englisch und
dann denke ich, wow, du bist ein Polyglot, aber dein Englisch ist einfach schlechter geworden. Und dann
vielleicht arbeite ich ein bisschen mehr dran. Aber eigentlich müsste man an sich arbeiten und erkennen, wir
sind keine Roboter, wir sind nur Menschen. Und Menschen machen eben Fehler und das gehört einfach
dazu.
Schön gesagt. Genau.
So sollte man es machen.
Schön gesagt, ja finde ich auch. Das mit dem Englischen, das kenne ich tatsächlich auch, dieses Phänomen.
Das ist bei mir dann aber auch so, wo ich denke, okay Englisch muss ich jetzt nicht wirklich verbessern. Ich
muss nicht dran arbeiten, ich muss da nicht aktiv werden. Also ich gucke Filme und Serien auf Englisch.
Aber das ist etwas, wo ich nicht aktiv reingehe. Aber dann merkt man natürlich, wie gewisse Sachen auch
unter dieser Herangehensweise leiden. Weil man sich nur um andere Sprachen kümmert und die eigentliche
Sprache, die, wie du sagst, jeder können muss, zumindest jetzt in unserem Metier, in unserem Bereich, die
kann man auf einmal nicht mehr so gut. Was wahrscheinlich auch nur so eine etwas verquere
Selbsteinschätzung ist in den meisten Fällen, weil von außen nehmen die Leute das wahrscheinlich gar nicht
wahr. Aber man selbst merkt dann, oh, irgendwie konnte ich das schon mal besser. Also ich verstehe das
vollkommen. Generell interessiert mich immer, wenn ich mit Leuten spreche, die mehrere Sprachen
sprechen, weil ich das auch bei mir selbst beobachtet habe, dass immer eine Entwicklung stattfindet über
die Jahre, durch die vielen Sprachen, durch den Kontakt mit der Kultur oder mit verschiedenen Kulturen
und Denkweisen. Und mich würde zum Abschluss dieser Folge einfach so ein bisschen mal noch
interessieren, was hat sich seit der ersten Fremdsprache für dich geändert? Beziehungsweise wie hat sich
vielleicht deine Persönlichkeit oder deine Art und Weise, die Welt zu sehen, die Dinge wahrzunehmen,
vielleicht verändert? Dein Weltbild. Haben die Sprachen oder der enge Kontakt zu den Sprachen irgendwas
mit dir und deiner persönlichen Wahrnehmung gemacht?
Ja, vielleicht. Also ich war sehr schüchtern als Kind und ich denke halt, wenn man Sprachen lernt, ist es
schwierig, wenn man schüchtern ist. Weil wir eben besprochen haben, man macht viel, also zumindest wenn
man viel sprechen möchte, sage ich mal. Und ja, dann muss man ja viel sprechen und man wird viele Fehler
machen und ich denke, man verliert quasi die Angst, Fehler zu machen und gleichzeitig ist man ein bisschen
lockerer. Ich denke, ich weiß es nicht. Aber ich habe zumindest dieses Gefühl und das hat mir quasi
geholfen, ein bisschen mich zu öffnen und vielleicht ein bisschen verletzlich zu sein. Also irgendwo, wenn
man wie bei dir, wenn man so einen YouTube-Channel hat oder so einen Podcast, irgendwo ist man ein
bisschen angreifbar und mir ist wichtig, also ich weiß nicht, allgemein freue ich mich sehr über meine
Community. Es kommen halt fast nur sehr nette, schöne Kommentare. Also dafür bin ich natürlich sehr
dankbar. Aber irgendwo wollte ich auch, also ich weiß nicht, in der Polyglot Community sieht man oft auch
Menschen, die wirklich, ich weiß nicht, vielleicht ist es nur mein Eindruck, aber die scheinen alles perfekt zu
können und ich weiß nicht, inwiefern manches gestellt ist oder einfach, die sind einfach sehr gut und das ist
auch okay und es ist keine Kritik, aber ich wollte vielleicht diese Verletzlichkeit zeigen und sagen, boah, da
bin ich schlechter geworden oder das und das habe ich falsch gemacht. Also aber jetzt nicht im Sinne von
schau, wie schlecht ich bin, sondern es ist menschlich, es gehört dazu und ich denke, viele schaffen es
einfach nicht, Fremdsprachen zu lernen, weil sie vielleicht in dem Sinne schüchtern sind. Weil sie merken,
sie hatten eine schlechte Erfahrung, sie waren, ich weiß nicht, im Supermarkt und jemand hat irgendwas
Blödes gesagt und die merken nicht, nee, die Person hatte einen schlechten Tag, das hat nichts mit deinem
Deutsch zu tun oder auch vielleicht, okay, du musst dich verbessern, aber es ist nicht das Ende der Welt, die
Welt dreht sich nicht um dich. So und einfach akzeptieren, wir machen Fehler und wir fangen wieder an und
wir lachen über unsere Fehler. Ich habe einen schlimmen Fehler gemacht vor, ich weiß nicht, als ich die
Freunde meines Freundes kennengelernt habe, habe ich mir so wirklich einen schönen Satz überlegt in
meinem Kopf. Ich habe ihn gesagt, alle haben gelacht und wir lachen immer noch drüber, nach 15 Jahren.
ich weiß nicht. Und ich finde es einfach schön, dass man über sich selbst lachen kann, dass man quasi durch
diese Fehler nicht irgendwie Angst bekommt, überhaupt zu sprechen, weil das ist halt irgendwie sehr
schade, also ich weiß nicht, ob ich deine Frage beantwortet habe, aber ja.
Also du hast mir definitiv deine Antwort gegeben, ich glaube, da hätte jeder eine andere Antwort. Die
Leute, die mehrere Sprachen sprechen, ich glaube, jeder würde da etwas zu sagen wissen, wie sich die
Persönlichkeit oder die Welt durch das Sprachenlernen verändert hat. Und das finde ich, diese
Verletzlichkeit, die du angesprochen hast, auch dieses Nicht-perfekt-sein, auch dieses vielleicht auch offener
werden in dem Zusammenhang, das ist auf jeden Fall etwas, was sehr schön ist, aber auch etwas, was
vielleicht nicht jeder so sagen würde. Und gerade in dieser Polyglot-Bubble wirkt doch sehr vieles oft auch
auf mich nicht immer hundertprozentig ehrlich, muss ich auch zugeben, ja. Ist aber vielleicht auch nur eine
Einschätzung unsererseits, ich weiß es nicht genau, aber in Bezug auf die Frage, die ich gestellt habe,
würde ich vielleicht selbst nochmal meine Antwort geben. Und das ist für mich, wo ich gemerkt habe,
vielleicht eher so, also negativ will ich gar nicht sagen, aber es ist trotzdem etwas, wo ich merke, okay, durch
dieses Sprachenlernen hat sich in mir so eine Art Rastlosigkeit entwickelt, so eine Art nicht wirklich zur Ruhe
kommen, also gar nicht mal in Bezug auf den Job oder sowas, sondern ich habe durch das Sprachenlernen
ja und durch den Kontakt zu so vielen Menschen und Kulturen gemerkt, was es in dieser Welt alles gibt.
Verstehst du? Und das war für mich immer so, es hat in mir noch den Wunsch ausgelöst oder verstärkt sogar
noch viel mehr davon kennenzulernen. Deswegen tue ich mich lange Zeit so schwer damit in meiner Stadt
hier in Rostock mich auch wirklich wohlzufühlen, weil ich denke, es gibt so viele schöne Städte auf der Welt,
so viele schöne Orte auf der Welt, da würde ich gerne sein und so viele Kulturen, in die ich gerne noch
mehr eintauchen würde, so viele Sprachen, die ich gerne täglich sprechen möchte. Das ist diese Art
Rastlosigkeit, die ich meine. Also ich könnte das jetzt noch ausweiten. Ich bin mir sicher, du hättest da auch
noch ein paar Gedanken zu.
Ja, aber nicht, dass es zu lang wird. Wir machen noch eine Folge.
Teil gerne, was du da noch zu denkst. Also wir können gerne noch ein paar Minuten machen.
Ja, ich kann es einerseits verstehen. Also manchmal ertappe ich mich dabei zu denken, meine Freundinnen,
die sind im Dorf geblieben, wo ich aufgewachsen bin. Wie kann das sein? Und ich meine, jeder ist einfach
anders. Und ich habe einfach von Natur aus vielleicht das Bedürfnis, einfach die Welt zu erkunden. Ich bin
jetzt auch nach zwölf Jahren in Deutschland umgezogen, in die Schweiz. Und wer weiß, vielleicht ziehe ich
auch noch irgendwohin nochmal. Aber jeder ist anders. Also ich denke, diese Rastlosigkeit, das kann ich
sehr gut verstehen. Aber ich denke, ich hatte auch das mit, als ich in diese Community so integriert wurde,
quasi in diese Polyglot Community, habe ich mir gedacht, mein Ziel ist es, zehn Sprachen zu sprechen. Und
irgendwann habe ich gedacht, warum eigentlich?
Warum eigentlich?
Es ist nur so ein Ego-Trip. Es ist nur so dieses Sammeln. Und ich finde, das macht keinen Sinn. Also ich
meine, jetzt habe ich das nicht mehr. Und ich meine, vielleicht werde ich eines Tages zehn Sprachen lernen,
aber es geht nicht um die Zahl, es geht nicht um das Sammeln, sondern um die Erfahrung. Also so sehe ich
es. Wenn ich jetzt, um zehn Sprachen zu lernen, ein total schlechtes Leben führen muss und super gestresst
bin, ist es doch nichts wert. Das hat nur mit dem Ego zu tun. Und da denke ich, manchmal frage ich mich
auch, ja, das mit dem Japanischen, also ich finde es interessant, ich lerne es jetzt super langsam und ohne
Druck. Das habe ich mir so vorgenommen. Einfach ohne Druck und wenn ich merke, nee, es ist doch nichts,
dann werde ich es damit aufführen. Aber eine Zeit lang hatte ich das Gefühl, ich will es nur können, aber ich
will nicht wirklich durch diesen Prozess gehen, es zu lernen. Und dann habe ich gedacht, ja, das macht ja
gar keinen Sinn. Also der Weg ist das Ziel. Also daran glaube ich fest. Und dann, wenn man merkt, okay,
das, was man macht, macht keinen Sinn, dann muss man vielleicht ein bisschen umdenken.
Das ist ein bisschen wie ich mir immer vorgestellt habe, ich würde so gerne Gitarre spielen können, aber ich
habe mir immer nur mich vorgestellt, wie ich super Gitarre spiele und dazu tolle Songs singen kann. Aber
ich habe mir nie vorgestellt, wie ich stundenlang, Tag nach Tag Gitarre üben muss. Aber das ist genau das
Ding. Also schön gesagt nochmal, dass es gerade beim Sprachenlernen darum geht, diesen Weg zu
genießen. Ich weiß, das ist ein bisschen vereinfacht, auch für Leute, die jetzt in Deutschland wohnen, die
ganz dringend für den Job diese Sprache beherrschen müssen. Das ist natürlich schwierig, aber ich glaube,
ja, du hast es gesagt, solange man, oder sofern man die Möglichkeit hat, diesen Prozess auch ein bisschen
zu genießen, sollte man das tun und sollte nicht immer das Ziel an erste Stelle stellen und denken, ich
brauche, oder irgendwann muss ich das jetzt können, sondern es ist der Prozess, den wir gehen und das ist
ja in jeder Sache so.
Ja, super. Vielen Dank, Flemming.
Laura, das hat mir Spaß gemacht. Ich verlinke deinen Kanal, deinen YouTube-Kanal Couchpolyglot unter
dieser Folge, in den Shownotes auf jeden Fall. Also Leute, guckt euch das gerne mal an, was Laura da zu
bieten hat auf YouTube. Ist auf jeden Fall sehr unterhaltsam für jeden, der sich für Sprachen interessiert. Du
sprichst dort auf Spanisch, auf Katalan und sprichst du noch in anderen Sprachen?
Ja, eigentlich auf allen Sprachen, würde ich sagen, aber ja, viele Videos sind auf Englisch mittlerweile.
Auf Englisch auch, genau.
Es gibt auch Multisprachvideos, gibt es auch, also in mehreren Sprachen.
Also für jeden was dabei. Sehr, sehr schön.
Ja, super, danke dir.
Ich danke dir. Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder und…
Ja, mach’s gut.
Mach’s gut, Laura. Ciao. Ciao, ciao. Leute, ich hoffe, euch hat’s gefallen. Liked die Folge, gebt mir ein Like,
genau, und abonniert den Kanal, auf jeden Fall. Und kommentiert gerne zu diesem Thema Sprachenlernen
bei YouTube, wenn ihr die Folge bei YouTube schaut oder hört, was ihr darüber denkt und wie ihr dieses
Gespräch zwischen Laura und mir empfunden habt und eure eigenen Erfahrungen vielleicht damit auch im
Zusammenhang stehen. Okay. Macht’s gut. Bis bald. Bleibt gesund. Ciao, ciao.