Transkript & Wortschatzerklärungen als PDF gibt’s hier
Willkommen, Leute, zu einer neuen Folge von Deutsches Geplapper. Nach der heutigen Folge wirst du in der Lage sein, deine deutschen Freunde und Kollegen so richtig zu beeindrucken. Denn in dieser Folge lernst du das Deutsch der Straße kennen. Naja, das klingt vielleicht ein bisschen extrem. Sagen wir das echte Deutsch, das umgangssprachliche Deutsch. Ich habe mit Robin von auf Deutsch gesagt ein Spiel gespielt, bei dem wir unsere liebsten und am meisten verwendeten umgangssprachlichen Wendungen ausgepackt haben. Ich bin mir ganz sicher, viele davon kennst du noch nicht, aber alle wirst du dafür sehr gut gebrauchen können. Viel Spaß.
Moin, liebe Leute. Willkommen zu einer neuen Folge von Deutsches Geplapper. Ich freue mich, dass ihr wieder da seid und ich freue mich vor allem heute wieder mal, endlich wieder einen Gast dabei zu haben. Das ist schon ein bisschen her bei mir. Und ihr kennt diesen Gast ganz sicher. Es ist Robin von auf deutsch gesagt. Moin Robin. Ich freue mich sehr, dass du da bist.
Ja, moin Flemning. Ich freue mich auch. Vielen Dank für die erneute Einladung.
Ja, einmal im Jahr haben wir ja gesagt, treffen wir uns und nun ist es wieder soweit. Genau, ich denke mal, die Leute sind gespannt auf das, was wir heute wieder mit ihnen vorhaben. Gleich zu Anfang sei natürlich auch gesagt, wir haben dann immer natürlich eine Folge, die wir bei Deutsches Geplapper veröffentlichen und eine, die wir bei dir Auf Deutsch gesagt veröffentlichen. Also guckt dann auch gerne bei Robin im Podcast mal rein. Da werdet ihr dann die nächste Folge sozusagen finden, je nachdem, wann wir es veröffentlichen. Robin, wir wollen heute über Umgangssprache reden. Wir haben uns ja ein bisschen was Kleines, Spannendes überlegt hier für die Leute. Sag mal, wann nutzt du, wann und wie nutzt du eigentlich Umgangssprache? Kannst du das mal so allgemein umreißen?
Ja, gerne. Also grundsätzlich Umgangssprache nutze ich jeden Tag und wahrscheinlich auch so, dass ich es nie merke. Ich habe neulich von einem Bekannten gehört, er ist jetzt seit ein paar Jahren in Deutschland und er hat wirklich ein sehr hohes Niveau in der deutschen Sprache erreicht. Aber wenn er z.B. mit anderen Mitarbeitern z.B. an einem Tisch sitzt und die sprechen so ganz nebenbei, so umgangssprachlich, manchmal vielleicht auch mit Slang, dann versteht er nichts, sagt er. Und das ist natürlich schon krass, also auch das mal so zu hören, dass Umgangssprache doch ein wichtiger Bestandteil ist, der Sprache. Und dass man vielleicht doch noch mal genauer hingucken muss, auch wenn man mit Leuten spricht, die nicht Muttersprachler sind, dass man vielleicht nicht unbedingt nur Muttersprache, nur Umgangssprache nutzt, sondern dass man guckt, dass man Hochdeutsch spricht. Und für die Lernenden ist es andersrum natürlich wichtig, sich auch mit der Umgangssprache zu beschäftigen.
Ganz genau. Geht dir das dann aber auch so, dass es manchmal, also dass du manchmal so Dinge hörst, irgendwelche Wendungen von Freunden oder, weiß ich nicht, wenn du vielleicht auch in einem anderen Teil Deutschlands bist, du wohnst ja in Hamburg, wenn du vielleicht irgendwo im Süden oder Südwesten der Republik mal bist, dass du gewisse Sachen so gar nicht verstehst, dass du allerhöchstens irgendwie aus dem Kontext erschließen kannst, was da gerade gemeint ist. Aber hast du manchmal solche Momente auch?
Ja, also meine Mutter kommt ja aus Süddeutschland, aus Baden Württemberg, und ich habe auch noch Familie da unten, und da gibt es schon so Sprüche, wo man denkt, ist das jetzt überhaupt Deutsch noch, oder ist das Dialekt, oder was genau ist es? Oder ist es vielleicht doch einfach nur falsch? Und einige Begriffe sind ja einfach auch sehr regional, also ich sag mal, das ist jetzt vielleicht nicht Umgangssprache, aber die Kehrwoch, also die Kehrwoche aus Baden Württemberg ist auch so ein Konzept, was es nur dort unten gibt. Also ich habe es jetzt so verstanden, dass man vor seinem Haus sauber macht, aber ehrlicherweise weiß ich es gar nicht ganz genau.
Bin ich mir auch nicht so… Also wäre jetzt auch für mich der Kontext, den ich hier nehmen würde oder so das, was das Wort eigentlich sagt, kehren, würde für mich auch irgendwas mit saubermachen zu tun haben. Aber genau, im Prinzip ist es so, dass selbst wir, also das wollte ich eigentlich verdeutlichen, dass wir, selbst wir als Muttersprachler, ja gewisse Dinge gar nicht verstehen, dass da gewisse Sachen manchmal unklar sind, weil da haben…
Umgangssprache ist eben sehr flexibel, sehr dynamisch, entwickelt sich ständig weiter, gerade dann mit neuen Generationen, mit Jugendsprache, und da gibt es eben immer wieder was Neues, und selbst Muttersprachler können nicht alles wissen. Also ich glaube, es gibt ganz, ganz viele Wendungen, die wir beide nicht verstehen, und genau deswegen bin ich so gespannt auf das, was wir jetzt vorhaben, weil wir haben uns beide mal so ein paar umgangssprachliche Wendungen überlegt, die wir beide sehr oft nutzen, würde ich sagen, die wir beide mögen und oft nutzen, die schon eine gewisse Rolle in unserem Alltag spielen. Und wir wollen das so ein bisschen mal als Quiz machen, haben wir uns überlegt. Das heißt, einer von uns wird jeweils eine Wendung vorlesen, oder nicht die Wendung vorlesen, sondern ein bis zwei Wörter als Tipp geben, und der andere muss erraten, um welche Wendung es hier geht, und danach erklären wir dann auch kurz noch mal die Bedeutung, geben vielleicht ein, zwei Beispiele und sagen, in welchen Situationen wir das jeweils auch nutzen. So machen wir es, oder?
Genau.
Dann würde ich sagen, du bist Gast, du darfst anfangen.
Okay, ich gebe dir jetzt auch mal nur ein Wort. Keks.
Geh mir nicht auf den Keks, würde ich sagen.
Genau, jemandem auf dem Kick. Jemandem auf den Keks gehen. Und was würdest du sagen, heißt das so standardsprachlich?
Ja, nicht jemandem nicht auf die Nerven gehen, jemanden nicht stören, das wäre die übliche Bedeutung.
Genau. Also wenn vielleicht die kleine Schwester oder der kleine Bruder immer wieder ins Zimmer kommt, ungefragt, dann würde man vielleicht sagen „Jetzt gehen wir hier nicht auf den Keks.“
Warum auf den Keks? Weiß ich ehrlich gesagt auch gerade nicht. Das hätte man vielleicht auch noch vorher recherchieren können.
Aber dazu muss man aber auch sagen, es gibt sehr viele Wendungen, wo man wirklich gar keine Bedeutungsherkunft findet. Also bei manchen Sachen ist es einfach nicht klar oder es gibt da verschiedene Interpretationen. Also deswegen haben wir das jetzt auch nicht weitergehend recherchiert. Das ist ganz oft nicht ersichtlich. Und ja gut, auf den Keks gehen, warum, kann ich mir jetzt auch nicht denken, warum das so sein sollte, aber ist auf jeden Fall sehr häufig gebraucht.
Sagst du das öfter?
Ehrlicherweise wahrscheinlich nicht täglich. Gehen wir nicht auf die Nerven wäre wahrscheinlich eher so meine Wortwahl. Aber geh mir nicht auf den Keks, so einmal im Quartal vielleicht.
Ich habe da gleich noch die vulgärere Variante, die hatte ich ursprünglich aufgeschrieben, aber ich hau die jetzt hier einfach raus, weil es so gut passt. Da wäre mein Beispielwort oder mein Tipp wäre Sack gewesen.
Geh mir nicht auf den Sack!
Ganz genau. Und das ist die gleiche Bedeutung. Ein bisschen vulgärer hier in dem Kontext, aber ganz genau das Gleiche. Okay, dann bin ich jetzt dran. Dann mein Tipp ist das Wort Latte.
Das ist mir Latte.
Ja, ist mir Latte oder das ist mir doch Latte. Genau. Erklär mal, was ist hier die Bedeutung?
Das ist mir egal.
Ganz genau. Ja, ist mir völlig egal. Und ja, es ist halt wirklich eine…
Ich habe auch mal gemerkt, ich habe wirklich intensiv darüber nachgedacht, was ich im Alltag so alles sage. Wenn man darüber so nachdenkt, dann kommt man auf viele Sachen gar nicht. Das ist dann eher etwas, was man glaube ich, nebenbei machen sollte. Immer wenn man merkt, man hat gerade eine Redewendung rausge… Oder so eine umgangssprachliche Wendung gesagt, dann wäre es gut, wenn man sich die gleich aufschreibt. Aber genau, ich habe jetzt rückblickend so ein bisschen überlegt, was sage ich? Und das ist auf jeden Fall etwas. Ja, ist mir Latte. Hast du eine alternative Wendung in dem Fall? Was könnte man hier noch sagen?
Ist mir Lachs.
Ist mir Lachs, auch gut. Die sage ich nie. Die sage ich nie, aber ich kenne sie auf jeden Fall.
Ja, also häufig nimmt das ja so seine eigene Dynamik an. Aus Latte machen dann Leute wieder andere Sachen, wie z.B. Lattenhagen oder sowas. Also wo du denkst…
Was?
Lattenhagen, also das ist dann keine offizielle Redewendung, aber es geht dann irgendwie weiter von Latte. Ich meine, einige Leute schmunzeln dann auch schon beim Wort Latte, gerade die Jugendlichen, das ist ja auch ein Wort für einen erigierten Penis. Und ja, dann Latte, hahaha. Und dann geht es irgendwie weiter. Also die verselbstständigen sich halt auch manchmal, diese Redewendungen. Und dann kommt man selbst als Muttersprachler nicht mehr mit, wenn man diesen Insider Joke sozusagen, diesen Witz nicht mitbekommen hat.
Genau, genau. Ich hätte noch ist mir wurscht oder so, ist mir Wurst, könnte man noch sagen in dem Fall. Also es ist auch das Gleiche. Ist mir eigentlich egal, was du sagst, ist mir völlig Latte. Aber Lattenhagen finde ich gut. Ist mir vollkommen Lattenhagen. Super. Also das ist auch wieder ein schönes Beispiel dafür, wie dynamisch so Umgangssprache ist und wie sehr sich das verselbstständigt. In dem Dorf, in dem das dann irgendwann mal gesagt wurde, ist das wahrscheinlich dann schon komplett usus, also komplett gebräuchlich und alle kennen es. Und Ein Dorf weiter hat das noch niemand gehört. Also das ist, wie sich Sprache entwickelt.
Genau. Ich hätte noch eine synonyme Redewendung und zwar ist mir Wumpe.
Ist mir Wumpe. Sehr schön. Ist mir Pelle. Fällt mir auch noch ein. Ich weiß nicht, ob du den kennst.
Ja, ne, ehrlicherweise…Also ja, man versteht es. Also wenn man diese Art, diese Struktur der Redewendung hört, dann weiß man, was gemeint ist und dann kommt es auch so ein bisschen auf den Kontext wahrscheinlich an und dann weiß man schon.
Genau, okay, sehr gut. Du bist wieder dran.
OK. Bier. Etwas sehr Deutsches. Bier.
Bier.
Ich trinke währenddessen Tee.
Du trinkst Tee, kein Bier. Und ich überlege, was mit Bier hier gemeint sein könnte. Bier. Hast du noch einen weiteren Tipp? Das ist echt schwierig.
Also das ist nicht mein Bier.
Ah, okay, okay. Ja gut. Ist nicht mein Bier. Ja, dann alles klar.
Was bedeutet das?
Ja, dass es nicht meine Angelegenheit ist. Es geht so ein bisschen in die Richtung wie ist mir Latte, ist mir eigentlich egal, aber noch ein bisschen konkreter. Es ist nicht meine Angelegenheit, ist nicht meine Sache, ich muss mich darum nicht kümmern. Also wenn du mir von, weiß ich nicht, von irgendeiner Sache erzählst, von einer Freundin oder einem Freund, die ich nicht kenne oder sowas, könnte ich sagen, wenn ich gemein wäre, ja, ist nicht mein Bier, interessiert mich nicht, da mische ich mich nicht ein. Könnte ich dann auch sagen.
Genau. Und auch andersrum könnte man sagen, das ist nicht dein Bier.
Ja, sehr gut. Genau. Also misch dich nicht ein!
Genau. Da ist auch wieder der Unterschied zwischen Redewendungen und Sprichwörtern. Redewendungen kann man ja immer auch anpassen an die Situation. Sprichwörter sind meistens fix, also die sagt man so wie sie sind. Und Redewendungen passt man an die Situation oder an die Person an.
Genau. Wobei es auch ganz lustig ist, mal Sprichwörter so ein bisschen…Also ich weiß genau, was du meinst. Normalerweise sind Sprichwörter fix, fest, unveränderlich. Aber auch wenn man die mal so ein bisschen öffnet und auseinanderzieht, kann man auch immer ganz lustige Sachen mit machen. Und da diese Sprichwörter auch jeder kennt, werden die dann auch, gibt es da dann oft auch so einen witzigen Beigeschmack. Wenn ich z.B. sage, ja, du musst die Kirche mal im Dorf lassen, weiß ja eigentlich jeder, was es heißt. Also du musst mal ein bisschen auf dem Boden bleiben, nicht übertreiben und so weiter. Und wenn du dann sagst, vielleicht in einem spezifischen Kontext, du musst den Schuppen mal im Dorf lassen, oder keine Ahnung, die Garage mal im Dorf lassen oder sowas, bezieht sich das vielleicht auf einen ganz speziellen Kontext und erzeugt irgendwie auch noch einen witzigen Nebeneffekt. Das ist dann auch immer ganz lustig.
Genau. Ja, okay.
Deswegen finde ich die deutsche Sprache auch so interessant. Also es geht auch mit anderen Sprachen, aber wir sind ja nun mal Experten im Deutschen. Und dann mit solchen Dingen, die eigentlich jeder kennt, nochmal diese neu zu ordnen und rumzuspielen, das hat was. Also ich bin auch ein großer Fan von Wortwitz allgemein. Und ja, weil es so unerwartet kommt, jeder weiß, wie es eigentlich sein müsste und dann ist es doch anders. Wie so eine kleine Pointe.
Genau. Mit der Sprache spielen, das ist wirklich eine hohe Kunst und macht einfach Spaß. Und apropos spielen, wir spielen weiter. Ich habe ein Verb für dich jetzt. Ein gebeugtes Verb, und zwar kotzt.
Das kotzt mich an.
Ja, das kotzt mich alles so an. Genau. Was heißt das?
Letztendlich reiht sich das wieder ein. Das nervt mich oder ja, das verärgert mich, das passt mir gar nicht.
Wir sind thematisch schon irgendwie in einer Richtung gerade unterwegs, oder?
Ja, genau. Flemming, willst du uns was sagen?
Komisch, dass ich auf so viele Wendungen hier komme, die alle in diesen Bereich passen. Ne, aber genau, es ist trotzdem etwas sehr Wichtiges. Zum Verb: kotzen heißt sich übergeben. Das ist in dem Zusammenhang einfach wichtig nochmal zu erklären. Sich übergeben. To throw up. Und ja, hier kann ich sagen, das kotzt mich an. Wenn man sich das bildlich vorstellt, dann wird einem eigentlich schon klar, was hier passiert. Wenn dich jemand oder etwas ankotzt, bildlich gesprochen, dann ist das eine ziemlich ärgerliche, nervige Sache. Und genauso ist diese Wendung hier auch gemeint. Also hast du, hast du ein Beispiel, wo wir das bringen könnten, wo du das vielleicht sagen würdest?
Also ein Tag, ein Arbeitstag, an dem der Kopierer morgens nicht funktioniert, danach geht vielleicht der Laptop nicht an, dann sind die Schüler alle zu spät. Dann könnte man vielleicht irgendwann sagen: das kotzt mich hier alles an. Ich gehe jetzt nach Hause.
Perfekter Kontext. Sehr gut. Perfektes Beispiel. OK, sehr schön. Du bist wieder dran.
Wurm.
Wurm. Deine sind schwerer als meine auf jeden Fall. Ah, ne, warte mal, warte mal, warte mal. Da ist der Wurm drin.
Richtig. Okay, was bedeutet das?
Da ist der Wurm drin. Ja, wenn, wenn ich ein Problem habe, was ich nicht so wirklich lösen kann, würde ich sagen. Also wenn ich bei einer Sache nicht so richtig weiterkomme. Ja. Vielleicht mal, um das an einem Beispiel festzumachen, wenn ich, wenn ich… ich bin überhaupt kein Mathematikfan, ich bin absolut schlecht darin, aber wenn ich so eine Rechenaufgabe versuche zu lösen und immer wieder beim falschen Ergebnis ankomme, kann ich sagen, OK, auf diesem Rechenweg, da ist irgendwo der Wurm drin, da habe ich irgendwo einen Fehler gemacht, da komme ich nicht so richtig weiter, weil ich habe immer wieder das falsche Ergebnis, könnte ich sagen.
Also, etwas funktioniert nicht, könnte man auch sagen, z.B. wenn eine Maschine immer wieder Fehler anzeigt, dann ist da irgendwo der Wurm drin, oder wie bei dem Kopierer gerade. Wie bei dem Kopierer in meinem Beispiel, ist da irgendwo der Wurm drin. Am Papier liegt es nicht, an der Tinte auch nicht. Irgendwo ist da der Wurm drin.
Ganz genau. Perfekt.
Und da könnte ich mir sogar noch vorstellen, woher das kommt, so ein Apfel mit dem Wurm, dann ist er auch nicht mehr so ganz appetitlich, würde ich sagen.
Genau, Apfel, wo der Wurm drin ist, der ist nicht mehr genießbar, der ist meistens schlecht. Da gibt es einen Defekt, könnte man auch sagen. Ja, sehr schön. Genau.
Okay, spielen wir noch eine Runde?
Ja, ein 2 Minuten haben wir noch hier. Ich würde mal sagen, Finger. Ist nicht leicht.
Also da fallen mir gleich zwei. Einmal Finger weg.
Ne, da ist es nicht.
Okay. Also Finger weg wäre eigentlich ziemlich klar. Man soll die Hand wegnehmen, man soll das zurücklegen, was man vielleicht gerade genommen hat. Finger, etwas aus den Fingern saugen.
Es gibt viel mit Finger sehe ich gerade. Es gibt viel mit Finger. Ne, der ist es auch nicht. Aber sich etwas aus den Fingern saugen ist auch sehr schön. Also kannst ja gerne erklären.
Ja, also irgendwelche Ideen schnell herbeizaubern. Also ohne sich groß Gedanken zu machen. Ich muss mir schnell was aus den Fingern saugen. Also auch da wieder ein Schulbeispiel. Ich habe gleich Unterricht, Vertretungsstunde und ich habe noch keine Idee, was ich machen werde. Also muss ich mir schnell was aus den Fingern saugen.
Genau. Sehr gut. Ja, perfekt. Meine Wendung geht so ein bisschen mehr ins Vulgäre wieder. Und zwar, vielleicht ist das ein Tipp, der dir ausreicht. Ich weiß nicht, es ist etwas vulgärer.
Etwas vulgärer.
Wenn ich sage, ich mache es mal andersrum. Wenn ich sage, jetzt beeil dich endlich mal. Was könnte ich da umgangssprachlich noch sagen?
Gleich gibt es auf die Finger.
Ne, nicht ganz.
Zieh `n Finger. Zieh n Finger.
Echt? Also den kenne ich tatsächlich gar nicht.
Okay, perfekt. Das ist doch wunderbar, Robin. Dann haben wir jetzt genau das Beispiel, über das wir hier eingangs gesprochen haben. Der eine kennt’s, der andere kennt es nicht. Also ist auch nur so ein bisschen eine verkürzte Form. Eigentlich müsste man sagen, zieh n Finger aus dem Arsch oder aus dem Hintern. So. Aber ich bzw. In meinen Freundeskreisen wird dann oft diese verkürzte Form genutzt. Zieh n Finger. So. Kennst du, kennst du die Form oder die längere Form davon?
Habe ich wahrscheinlich schon mal gehört. Ja. Also und in dem Moment würde ich es, glaube ich, auch verstehen, wenn ich dann so als letzter hinten rumtrödel und jemand würde das sagen, dann wüsste ich, okay, alles klar.
Genau.
Ich würde stattdessen vielleicht sagen, wo kein Schnee liegt, ein bisschen schneller.
Ah, den kenne ich nicht. Auch sehr schön. Wo kein Schnee liegt, bisschen schneller.
Ja, gerade bei uns liegt ja selten Schnee, deswegen kann man das so schön sagen. Ja, genau. Ja, okay. Ja, es ist ein bisschen vulgärer, das stimmt. Wahrscheinlich eher so Jugendsprache.
Genau. Also zumindest in meiner Jugend. Ich weiß nicht, ob die heutige Jugend das noch sagt, aber den kenne ich schon sehr, sehr lange. Ja. Also es gibt da tatsächlich auch zwei Bedeutungen, würde ich mal sagen, so wie ich das verstehe. Also einerseits sich beeilen, zieh n Finger. Beeil dich mal, mach mal schneller. Ja. Und wenn ich die verlängerte Version nehme, ziehen Finger aus dem Arsch, aus dem Po, aus dem Hintern, kann das auch bedeuten, dass jemand so ein bisschen, ja, so ein bisschen steif ist, so ein bisschen, ja, so ein bisschen, ich weiß gar nicht, dass er nicht so richtig offen ist für Neues, dass er keine Veränderungen zulässt, dass er überall nur Probleme sieht und nicht mal irgendwie mit Innovation oder Ideen voranschreiten will. Also auch das ist sehr flexibel.
Auch das ist eine sehr dehnbare Wendung hier. Also passt zum Wort.
Mir würde da Stock im Arsch einfallen. Also er oder sie hat einen Stock im Arsch. Wenn jemand sehr…
Das geht in die Richtung.
…ja sehr strikt ist, keinen Spaß hat oder nicht zulässt, dass man ihm Spaß ansieht, sehr streng ist. Also ja.
Ja, ganz genau, so in dem Bereich ist das auch einzuordnen.
Ja.
Okay.
Also halten wir fest, es ist nie gut, irgendwie den Finger oder einen Stock im A zu haben.
Auf jeden Fall nicht. Wenn das jemand zu euch sagt, Leute, ist das nicht positiv gemeint.
Ne.
Sehr gut. Okay, Robin, mach du noch einen.
Gut, dann nehmen wir Schlauch.
Schlauch?
Schlauch.
Ich stehe auf dem Schlauch?
Das ist richtig.
Jetzt stand ich auch kurz auf dem Schlauch, aber ja, jetzt habe ich ihn doch gefunden.
Genau. Sehr schön.
Ja, was bedeutet das?
Genau, also das, was mir gerade fast passiert wäre, ich hätte es fast nicht gewusst und dann ist ist es mir doch eingefallen. Also etwas nicht zu wissen, auf dem Schlauch stehen. Ich glaube, auch da ist die Herkunft ganz gut herleitbar. Also stellt euch vor, ein Wasserschlauch im Garten, ihr dreht den Schlauch auf, damit Wasser rauskommt, aber jemand steht drauf, das heißt, es kommt kein Wasser raus. Und hier sinnbildlich, das Wasser steht für das Wissen, das herauskommt aus dem Kopf. Also mir fällt etwas nicht ein, ich habe keine Ahnung, ich habe keine Idee, ich habe keinen Plan. Wäre auch noch schön. Ein bisschen umgangssprachlicher. Genau. Oder?
Ja, kein Plan ist auch wirklich schön. Das ging dann irgendwann so weit, dass man nur noch KP gesagt hat in der Schule für keinen Plan. Ja, dann wird es wirklich schwierig. Also wenn dann auch noch so Abkürzungen oder Akronyme dazu kommen, dann muss man manchmal nachfragen. Und ich merke es auch immer wieder, gerade mit den Jugendlichen in der Schule, da komme ich dann auch nicht mehr mit teilweise. Oder wenn wir über Jugendwörter des Jahres sprechen, die muss ich mir auch angucken, also die Definition. Und bin immer wieder überrascht, was da an einem auch vorbeigeht, wenn man gar nicht in diesen Kreisen unterwegs ist.
Hast du da was Aktuelles? Also interessiert mich auch immer. Ich habe auch eine Nichte, die ist 15 und die nutzt teilweise auch Begriffe. Ich hätte nie gedacht, dass mir das mal passieren würde, aber es passiert auf jeden Fall. Ich glaube, davor kann man sich nicht bewahren. Man verpasst einfach irgendwie einen gewissen Teil der Sprache und merkt nicht oder weiß irgendwann nicht mehr jedes Wort, das jüngere Generationen benutzen. Also das merke ich bei meiner Nichte. Was sind es bei dir? Was sind es bei deinen Schülern? Gibt es da Begriffe, die du gerade hast?
Also eine Situation, die, das muss schon drei, vier Jahre her sein. Was für mich eindrücklich war, war auf meinen Nacken oder auf deinen Nacken. Das war damals neu für mich. Jetzt inzwischen würde ich es vielleicht auch benutzen. Also eher selten, würde ich sagen, aber vielleicht eher mal so aus Spaß, so, das geht heute auf deinen Nacken. Also du bezahlst das heute. Aber das war so ein Moment, wo ich gedacht hab hä, wie, so auf Nacken? Und da musste mir das dann erklärt werden. Und da fühlt man sich dann wirklich alt und uncool in dem Moment. Aber ja, so ist es.
Stimmt. Auf meinen Nacken gibt es nichts. Ich zahle nichts, ich gebe nichts aus. Ich spendiere nichts sozusagen.
Genau.
Sehr gut. Okay, Robin, dann haben wir doch eine ganze Menge hier abgerissen, eine ganze Menge gesagt auf jeden Fall.
Ja, hat Spaß gemacht.
Es gäbe auch noch ganz viele weitere, aber ich denke, an der Stelle habt ihr Leute erstmal genug gelernt. Schreibt auch gerne mal rein, welche von unseren Wendungen ihr jetzt vielleicht selbst schon kanntet oder welche generell eure liebsten umgangssprachlichen Wendungen in der deutschen Sprache sind. Das würde uns auf jeden Fall interessieren. Also schreibt in die Kommentare bei YouTube und auch bei Spotify, egal wo ihr diesen Podcast hört. Ja, und dann würde ich sagen, Robin, vielen, vielen Dank, dass du wieder mit dabei warst. Und du hast noch eine kleine, eine kleine, ein kleines Schmankerl hier für uns. Und zwar hast du demnächst, glaube ich, so ein kleines, wie hast du es genannt, Wortschatzwochenende geplant. Kannst du davon mal berichten, was ist los?
Genau, für alle, die jetzt vor Mai. 2025 zuhören, im Mai findet das erste Wortschatzwochenende statt. Da geht es auch darum, den Wortschatz zu erweitern. Und das Ganze ist in Hamburg in einer kleinen Gruppe und wir probieren verschiedene Methoden aus zur Wortschatzerweiterung. Es geht aber auch um Networking, um gemeinsam sprechen. Und da gibt es noch ein, zwei Plätze. Wer jetzt schnell ist, der kann auf den Link hoffentlich in der Beschreibung zu dieser Episode klicken und sich da die Informationen suchen. Ich denke, das wird ein cooles Wochenende. Da freue ich mich drauf und würde mich natürlich auch freuen, wenn da noch ein, zwei Leute dazu kommen.
Klingt auf jeden Fall sehr spannend, sehr, sehr cool. Und natürlich, Leute, wenn ihr daran interessiert habt, Robin bei seinem Wortschatz Wochenende zu treffen und noch ein paar weitere Leute kennenzulernen und mit denen gemeinsam ein schönes Wochenende zu haben und Deutsch zu lernen, dann klickt auf den Link in der Beschreibung. Den Kontakt zu Robin, den verlinke ich euch natürlich auf der Plattform, auf der ihr diesen Podcast hört. Und ja, Robin, ansonsten vielen Dank. Hat mir Spaß gemacht. Wir sehen uns ganz bald wieder.
Danke dir, mach es gut. Mach’s gut! Leute, wenn euch der Podcast gefallen hat, gebt mir ein Like, bewertet ihn auf der Plattform eurer Wahl. Und dann sage ich Tschüss und bis zur nächsten Folge. Macht’s gut.