#15 – Einfach weg aus Deutschland – mit Alex Hilbert

Deutsches Geplapper
#15 – Einfach weg aus Deutschland – mit Alex Hilbert

Speaker 1 (00:00)
Ja moin, liebe Deutschlerner! Ich habe euch ja gerade den lieben Alex angekündigt, Alex aus Ecuador von Hilbert Education, mit dem sitze ich hier jetzt. Erstmal herzlich willkommen Alex, bei Deutsches Geplapper.

Speaker 2 (00:15)
Vielen, vielen Dank für die Einladung Flemming. Grüße an alle lieben Zuhörer. Grüße aus Ecuador vom Strand.

Speaker 1 (00:23)
Ja, vom Strand. Bist du gerade am Strand?

Speaker 2 (00:26)
Ich bin sozusagen immer gerade am Strand, ich lebe sehr, sehr nah, sag ich mal so, 5 Minuten vom Strand.

Speaker 1 (00:34)
Okay, ich habe ja, ich hab ja mich im Vorfeld, im Vorfeld des Podcasts ein bisschen mit mit Ecuador beschäftigt. Ist ein mega, mega reizvolles Land. Also, ich bin ja Surfer und ich will da auf jeden Fall mal hin. Alleine, also schon landschaftlich ist es der Wahnsinn und es hat eben auch wahnsinns Wellen. Deswegen reizt mich dieses Land auf jeden Fall sehr. Ich meine es gibt den Ozean im Westen, in den Amazonas-Dschungel im Osten. Wunderschöne Berge glaube ich auch. Ich glaube Quito, die Hauptstadt, ist auch auf über 2000 Meter oder so, ne?

(01:09)
Die ist so bei 2800, auf 2800 bis 3000 Meter Höhe. Genau die Hauptstadt von Ecuador.

Speaker 1 (01:17)
Ja und ich weiß, also als Fußballfan weiß man, dass Quito so eine besondere Bedeutung hat, weil die Nationalmannschaft dort immer ihre Spiele austrägt und immer gewinnt, weil die Luft da oben so dünn ist, dass alle anderen Mannschaften, die es nicht gewohnt sind, eben keine Kondition mehr haben und dort verlieren. Hast du das schon mal erlebt oder irgendwie wahrgenommen?

(01:42)
Habe ich selber erlebt. Ja, erlebe ich selber. Und habe ich auch schon oft gehört. Ja, wenn man von der Küste kommt und nach Quito, ich bin ja hier auch quasi auf Null, auf Meereshöhe sozusagen. Und wenn ich nach Quito fahre und in Quito mal drei Stufen hoch laufe, drei Stufen, dann geht bei mir schon so der Puls hoch. Also es ist…Auf jeden Fall merkt man den Höhenunterschied von 3000 Metern.

Speaker 1 (02:09)
Wahnsinn, wahnsinn! Also muss man da auch..Ist das trotzdem eine Gewöhnungsfrage, wenn man sich dann so ein bisschen eingelebt hat, dann kann man diese Luft auch einfach besser ab oder wie ist das?

Speaker 2 (02:19)
Ja, der Körper gewöhnt sich dran und kann den Sauerstoff dann besser absorbieren. Wie das jetzt technisch funktioniert, weiß ich auch nicht. Aber nach einer Woche, nach eineinhalb Wochen kommt man dann auf jeden Fall schon viel besser klar. Das nennt sich glaube ich Akklimatisierung. Ja, wenn der Körper sich dann akklimatisiert, dann kann man dann auch so auf die ganzen schönen Vulkane und so steigen. Das ist ja dann noch höher. Es geht da ja 4000, 5000 bis 6000 Meter hoch. Aber sehr, sehr schön.

(02:52)
Ja, cool. Akklimatisierung übrigens eine richtig schöne Lernvokabel. Das könnt ihr euch auf jeden Fall merken. Akklimatisierung. Sehr schön. Ja, jetzt habe ich dich hier erst mal mit mit der Landschaft zugequatscht, die du sowieso schon kennst. Viel wichtiger oder vielleicht erst mal viel relevanter ist ja einfach deine Geschichte zu Anfang. Also die Leute wissen ja gar nicht, wer du bist. Also ich habe schon angekündigt, du hast eine Sprachschule in Ecuador gegründet. Du bist aber Deutscher. Und wie zur Hölle, wie zur Hölle passt das jetzt zusammen? Warum gründet man jetzt eine Sprachschule in Ecuador?

Speaker 2 (03:33)
Ja, wieso gründet man eine Sprachschule in Ecuador? Eine gute Frage. Wieso bin ich hierher gekommen? Ich habe damals immer sehr viele Bananen gegessen und da habe ich gelesen, dass die alle aus Ecuador kommen. Und wieso ist die Banane krumm? Da bin ich direkt einmal hin geflogen und haben mir dann Ecuador angeguckt.

Speaker 1 (03:51)
War das wirklich…?

(03:54)
Nein. Ich habe mir einfach mal gedacht, ich sage jetzt mal was Lustiges. Warum? Warum ist die Banane krumm? Ich weiß nicht, ob das auch schon mal vorkam. Warum? Warum ist die Banane krumm? Das haben wir damals immer zu den Kindern gesagt.

(04:09)
Genau. Sehr gute Redewendung. Ja, das kennt jedes Kind in Deutschland. Warum? Warum ist die Banane krumm?

Speaker 2 (04:16)
Und der zweite Satz dazu ist „Weil niemand in den Urwald zog und sie wieder gerade bog.“

Speaker 1 (04:23)
Stimmt! Siehst du, jetzt habe ich dich komplett in dieser Redewendung unterbrochen. Oder in diesem Sprichwort, weil ich dachte der erste Teil und das war’s. Das reicht ja schon aus. Aber nein, stimmt, es gibt ja noch einen zweiten. Sehr gut. Vielen Dank für die Aufklärung.

Speaker 2 (04:39)
Warum? Warum? Warum Papa? Warum Mama? Ja, Warum? Warum? Warum ist die Banane krumm? Weil niemand in den Urwald zog und sie wieder gerade bog. Okay. Ja, also wieso bin ich nach Ecuador gekommen? Jetzt kann ich wirklich antworten. Sorry für den kleinen Ausschwenker. Also, ich bin nach Ecuador gekommen, weil ich einfach mal gesagt habe, nach meinem Studium möchte ich noch mal ein bisschen rumreisen und noch mal Südamerika kennenlernen und habe dann einfach gesagt, okay, ich pack jetzt meinen Rucksack und mach eine kleine Rundreise durch Südamerika. Habe angefangen in Brasilien und dann bin ich nach Argentinien gereist, später nach Chile, Bolivien und in viele Länder. Und irgendwann bin ich nach Ecuador gekommen. Und hier hat es mir richtig gut gefallen, weil einfach nur die Sonne schien. Und es gibt Palmen und es gibt mehr und es gibt Wellen und es gibt Vulkane. Alles ist hier so richtig schön und da habe ich mich dazu entschlossen, dadurch, dass ich mein ganzes Leben in Deutschland verbracht habe und da immer sehr viel gefroren habe, dachte ich mir, okay, bleibe ich mal ein bisschen an der Küste, bleibe ich mal ein bisschen im schönen Wetter. Und dann kam eins zum anderen. Und erst habe ich Englisch unterrichtet und dann irgendwann auch Deutsch. Ja. Dann ist es dazu gekommen, dass ich jetzt sozusagen ein Institut gegründet habe, ein Online Institut hier in Ecuador und unterrichte…

(06:07)
Namens?

(06:08)
Namens „Hilbert Education“. Das Institut heißt Hilbert Education und die unterrichten spanischsprachige Menschen oder spanischsprachige Schüler und zeigen denen, wie man am besten Deutsch lernt und am besten auch nach Deutschland kommt und dann dort zu studieren oder dort zu arbeiten. Genau das ist unsere Arbeit und das macht mir sehr, sehr viel Spaß. Das erfüllt mich von ganzem Herzen.

(06:35)
Sehr cool. Das stelle ich gleich noch einige Nachfragen zu. Erst mal ganz kurz, damit die Leute das einordnen können: Woher kommst du in Deutschland? Woher stammt dein Dialekt? Weil man merkt ja, wir sprechen so ein bisschen unterschiedlich, ich glaube, das merken alle.

Speaker 2 (06:50)
Ja, ich glaube auch, ich wollte am Anfang, ich wollte es schon ansprechen und es ist mir wieder entfallen. Aber ja, ich komme aus Leipzig, aus Leipzig. Das ist im Osten von Deutschland. Und ich muss mich richtig zusammenreißen, um hier richtig gut Hochdeutsch zu reden. Aber man hört auf jeden Fall den Dialekt heraus, glaube ich. Also, das ist ja der ostdeutsche Dialekt, den wir sprechen.

Speaker 1 (07:20)
Ja genau, genau. Ich komme ja auch aus dem Osten, aber aus dem Nordosten und da hört man allenfalls, wenn wir das „er“ am Wortende so ein bisschen in die Länge ziehen und nicht Wetter sagen, sondern Wettä. Das ist dann quasi mein Dialekt, aber viel mehr habe ich nicht. Bei dir hört man das schon wirklich ein bisschen mehr. Aber ja, die Leute sind immer mega interessiert an deutschen Dialekten und wie unterscheiden die sich? Deswegen ist es glaube ich interessant, jetzt auch mal jemanden wie dich hier zu haben, der einfach noch mal ein anderes Deutsch spricht als das was, was ich immer spreche.

Speaker 2 (07:53)
Es gibt auch so, nicht nur Dialekte, es ist aber auch manchmal, grammatikalisch unterscheiden sich die Dialekte, das manche Dialekte auch oder Regionen grammatikalisch andere Dinge verwenden. Zum Beispiel Sachsen-Anhalt habe ich jetzt letztens gehört, dass die ganz oft den Plusquamperfekt verwenden, den wir eigentlich normalerweise in Deutschland ganz selten… Ich habe gehabt, ich habe gemacht. Das ist auch ein interessanter Punkt, einfach mal so mit reingeworfen für die Community.

Speaker 1 (08:25)
Ja, genau. Ja, auf jeden Fall. Also da gibt es nochmal einige Unterscheidung. Ja, auch das hatten wir ja auch schon in einer anderen Folge, dass auch ganz viele Wörter, die im Süden oder im Südwesten bekannt sind, die kennt man im Nordosten eigentlich gar nicht oder man verwendet dafür ganz andere Begriffe. Also, es gibt so viele regionale Unterschiede und Feinheiten. Ist immer wieder ein spannendes Thema. Und auch noch viele weitere Folgen wert. Heute wie gesagt erst mal Alex Hilbert oder Hilbert Education, Sprachschule in Ecuador. Genau. Also du hast gerade schon gesagt, du hast mit Englisch angefangen und vielleicht kannst du das noch mal kurz ein bisschen ausführen. Wie kam es dann dazu, dass du vom Englischen ins Deutsche bist und vielleicht ganz zu Anfang: Was hast du eigentlich vorher gemacht? Also hast du…Du hast gesagt, du hast studiert.

Speaker 2 (09:21)
Ja, stimmt. Okay, also ich habe studiert. Ich habe eigentlich Bauingenieurwesen studiert. Richtig schön langes Wort. Bauingenieurwesen. Also ich bin Ingenieur. Und dann habe ich auch…Ja, ich hab Bauingenieurwesen studiert. Ich habe ein Erasmus Studium auch in Schottland gemacht und war ein Jahr in Australien. Deshalb kann ich relativ gut Englisch und bin dadurch in meiner Reise ganz oft angesprochen worden und gefragt worden, ob ich nicht ein bisschen Englisch unterrichten kann. Ja, in verschiedenen, in verschiedenen Freiwilligenprogrammen. Ich habe dann so… Es gibt so verschiedene Freiwilligenprogramme, die man machen kann, in allen möglichen Ländern der Welt. Und dort habe ich mir immer die Sachen rausgesucht, wo ich unterrichten kann, weil es mir sehr viel Spaß gemacht hat und es ist einfach auch eine ganz nette Arbeit ist man dann ganz gut Leute kennenlernt. Aber es wird halt immer nach Englisch gefragt. Keiner fragt, eigentlich ganz selten, okay, du kommst nach Argentinien, jetzt fragt dich jemand, kannst du mir Deutsch beibringen? Die normale Sache ist halt immer Englisch und deshalb war ich für mich so komplett in meinem Kopf programmiert: Okay, ich muss Englisch unterrichten. Deutsch will keiner. Ja und darum hatte ich das nicht so auf dem Schirm. Ja und dann letztendlich hier habe ich auch erst mal zwei Jahre lang nur Englisch unterrichtet, bis dann mal jemand zu mir kam. Der Daniel hier aus Manta, aus Ecuador, hat gesagt „Hier, Alex, du bist doch aus Deutschland. Kannst du mir auch Deutsch beibringen?“ Ich so: „Okay, Deutsch unterrichte ich eigentlich nicht, aber kann ich eigentlich relativ gut.“ Ja und dann ist mir ein Licht aufgegangen. Ah, ist ja noch mal viel authentischer. Ich bin ja Muttersprachler. Das war immer so mein Problem in Englisch, ich war ja nicht Muttersprachler und das hat sich ja dann geändert.

Speaker 1 (11:09)
Ja, sehr gut. Okay, also ist das Interesse tatsächlich dann auch wirklich gewachsen als die Leute gemerkt haben, oh, das ist einer der Deutsch unterrichtet. Hat sich das so rumgesprochen oder wie war das dann?

Speaker 2 (11:23)
Ja genau. Ich hatte dann so einen Instagram-Kanal „Study with Alex“. Das war alles auf Englisch ausgerichtet, aber das war dann Stück für Stück, habe ich das umgepolt. Habe immer mal was gepostet und Storys gemacht und so weiter. Und dann sind Leute auf mich zugekommen, über Instagram oder über… Es gibt da noch so ein paar andere Seiten. So was wie das in Deutschland Ebay ist, wo man auch Leistung anbieten kann, gibt es ja auch in Ecuador, OLX, da habe ich das angeboten. Und dann sind auch Leute auf mich zugekommen, in Manta. Aber, ich wohne hier in einer Stadt, die ist nicht besonders groß hier an der Küste. Das heißt, hier gibt es auch nicht so viele Leute, die jetzt interessiert sind an der deutschen Sprache. Und von daher habe, sage ich mal so ok, hatte ich am Ende einen Kurs, eine kleine Gruppe von drei Leuten und dann noch zwei Privatschüler. Und das war’s. Ja, aber da war ich schon relativ glücklich damit.

Speaker 1 (12:21)
Ja, aber du hast vorhin schon gesagt, die Leute, die kommen ja auch zu dir, ja, weil sie wirklich nach Deutschland gehen wollen. Ja, das ist das Ziel von jemandem, der zu dir kommt. Ich will nicht nur Deutsch lernen, weil mich die Sprache interessiert, sondern die wollen wirklich nach Deutschland. Ist das so? Also, dass sie dann wirklich die Sprache lernen wollen, um in Deutschland zu arbeiten?

Speaker 2 (12:43)
Ja, genau das ist das Schöne an der deutschen Sprache, also an den Leuten, die Deutsch lernen möchten, weil, die Leute, die zu mir kommen und Deutsch lernen möchten, die sind wirklich hundertprozentig im Fokus. Die sagen, okay, ich möchte Deutsch lernen, also die können dann meistens auch schon Englisch und die wollen Deutsch lernen, weil sie wirklich nach Deutschland gehen wollen. Und da ist auch so dieses Interesse und dieser Drive da, den man auch so teilweise braucht einfach, um das durchzuziehen, weil es ist ja auch nicht einfach. Deutsche Sprache, schwere Sprache. Also, A1 bis B2 durchzuziehen. Also wir haben schon ganz netten Unterricht und dynamisch usw. aber es ist trotzdem Arbeit und darum ist es schön, da diese Motivation dahinter. Hier guckt mal Deutschland, schönes Land und hier gibt es viele Möglichkeiten und da kann man studieren und so weiter. Das ist immer toll.

Speaker 1 (13:36)
Ja gut, dass du das sagst, so dass man wirklich diesen Fokus dann merkt, dass die Leute wirklich richtig Bock darauf haben, also Bock auf etwas haben, Lust auf etwas haben. Richtig Bock haben auf Deutschland oder bzw. auf die deutsche Sprache. Erlebe ich auch immer wieder, die Leute, die zu mir kommen, in mein Coaching und Deutsch lernen wollen, die sind schon so ein bisschen… Ja, jetzt fällt mir das deutsche Wort nicht ein. Auf Englisch würde man sagen committed.

Speaker 2 (14:06)
Ja, das fällt mir auch immer nicht ein das Wort.

(14:09)
Weil diese Anglizismen uns umschweben und man gar nicht anders kann mittlerweile. Genau aber, was ich sagen will, also die Leute, die haben schon richtig, richtig Lust und die haben ein klares Ziel vor Augen. Und das ist auch immer wieder das Element, wo man merkt, das braucht man einfach, um so richtig, richtig erfolgreich zu werden beim Sprachenlernen. Ja, wer nur so eine halbe Motivation hat und ja, sagt, ich guck mal, wie es wird und mal schauen, wie es wie es läuft alles, dem wird es glaube ich sehr, sehr schwer fallen, wirklich diese Sprache auch bis zu einem hohen Niveau zu lernen. Stimmst du mir dazu, oder?

Speaker 2 (14:45)
Ja, auf jeden Fall. Das ist der einzige… So kannst du über dieses Plateau hinweg. Du kommst immer vor allem als Schüler oder als Sprachenlerner, wenn du diese ganzen freien Plattformen und so benutzt, so Duolingo und YouTube und so weiter. Du kommst immer an ein bestimmtes Plateau oder auf so eine Plattform. Du kommst einfach nicht weiter. Und dann musst du halt dir irgendwie Hilfe suchen. Und da brauchst du aber auch diese Motivation. Zur einen Seite brauchst du so ein bisschen einen Guide oder Hilfe oder Lehrer und zur anderen Seite brauchst du halt auch dieses Commitment, wie du schon sagst. Und diese Motivation. Ja, jetzt ist der Moment. Bruno, mein Hund, das ist ein deutscher Schäferhund, ein deutscher Schnauzer, den muss ich mal ganz kurz hier rauslassen. Sorry für die Unterbrechung.

Speaker 1 (15:40)
Ja, ich sehe das hier auf dem Bildschirm. Alex lässt gerade den Hund raus. Wir sehen uns ja nebenbei auch bei Zoom.

Speaker 2 (15:47)
Genau und Bruno ist ja auch, der kann ja auch Deutsch. Der ist zwar in Ecuador hier geboren, aber der ist jetzt schon im Kurs, im B1-Kurs. Und der versteht jetzt schon, wenn ich sage „sitz“.

Speaker 1 (16:01)
Sehr gut. Das heißt, deine Sprach- oder deine Unterrichtsmethode ist wahrscheinlich sehr effektiv, wenn sogar dein Hund mittlerweile wirklich versteht, was du sagst.

Speaker 2 (16:16)
Dann bekommt er das Headset auf…Genau!

Speaker 1 (16:19)
Gute Überleitung, da wäre ich jetzt auch als nächstes hingekommen. Was machst du mit deinen Leuten im Unterricht? Wie sieht das aus? Ist das wirklich so, ja, ich sag mal, wie man damals in der Schule unterrichtet wurde oder hast du da noch ein paar andere Ansätze?

Speaker 2 (16:35)
Also, wir haben so Holzbänke, wo die Leute auf den Holzbänken sitzen. Da haben wir so eine Kreide und eine Tafel und dort schreiben wir dann die Vokabeln dran. Die muss dann jeder abschreiben und in sein Heft kopieren, für fünf Stunden.

Speaker 1 (16:48)
Also alles wie früher!

(16:53)
So machen wir das. Also nein, also wir haben hier alles auf online umgestellt. Also wir haben hundertprozentig, wir unterrichteneine über Zoom. Wir haben eine digitale Plattform, dort, wo es digitale Aufgaben gibt, die so richtig schön funktionieren, wo die Leute Aufgaben machen können und es automatisch kontrolliert wird. Und wir haben unseren Unterricht vor allem sehr dynamisch gestaltet, dort, wo die Schüler halt oft aus ihrer Komfortzone raus müssen und auch mal Präsentationen halten müssen, auch mal reden müssen, Dialoge machen und so weiter. Und das hilft eigentlich so auch am meisten, wenn ich einen Tipp geben dürfte, wie die Leute so am besten lernen oder so. Also am besten auch vorankommen, ist halt wirklich aus der Komfortzone rauszugehen. Manchmal. Das brauchen die Schüler manchmal einfach um… Wenn du aus der Komfortzone rausgehst und dort einen Fehler machst, dann kannst du halt wirklich auch den Fehler so verinnerlichen und dann machst du den auch nicht noch mal. Wenn du das irgendwie zu Hause in deinem Duolingo einen Fehler machst, dann tut dich das emotional überhaupt nicht berühren und dann vergisst du das auch alles wieder so. Aber wenn du es in der Klasse machst, mit anderen Leuten, dann ist das immer nochmal so viel, viel effektiver. Und das versuchen wir zu triggern, dieses Gefühl. Und das ist eigentlich relativ effektiv und es macht auch am Ende Spaß und ist auch lustig, wenn dann jemand einen Vortrag hält und dann vielleicht einen Fehler macht. Da kann man noch mal darüber sprechen, darüber lachen und das bringt auch so die Klasse zusammen. So als Community, als Gruppe, als…Wie du schon meinst, in Deutsch keine Ahnung, wie das jetzt heißt. Community.

(18:43)
Ich würde sagen, die Gemeinschaft.

(18:45)
Die Gemeinschaft, genau!

(18:47)
Aber als Gruppe, als Gruppe passt ja auch, genau. Ja, mega wichtig. Raus aus der Komfortzone! Ich glaube, es gab hier fast noch keine Podcastfolge in der ich das oder in der wir das nicht gesagt haben. Mega wichtiges Thema und immer wieder, immer wieder etwas, woran man sich erinnern sollte. Sich trauen, sich trauen, sich trauen. Ja, auf jeden Fall. Eben wollte ich noch eine Anschlussfrage stellen, eigentlich und zwar: Die Leute, die jetzt auch nach Deutschland kommen, die zu dir kommen und das Ziel haben, nach Deutschland zu ziehen. Wie schätzt du das ein? Haben die so ein bisschen auch vielleicht eine, ich sage mal, realitätsferne Vorstellung von dem, was Deutschland ist? Oder wissen die schon ganz genau, worauf die sich einlassen? Also ich sage mal, ist Deutschland so eine Traum-Destination wo jeder hin will, weil er sich sicher ist: Da finde ich auf jeden Fall einen Job, da werde ich reich oder da werde ich einfach ein ganz ganz anderes Leben führen als vorher. Oder wie ist das?

Speaker 2 (19:53)
Wow, das ist eine sehr gute Frage und die geht relativ tief. Aber ich würde sagen, es gibt zwei verschiedene Leute, zwei verschiedene Arten von Gedanken, die in den Schülern herumschwirren. Das eine ist, der eine Schüler, der war halt schon in Deutschland. Es gibt die Leute, die wirklich schon in Deutschland waren, weil sie, weil sie dort Verwandte haben oder weil sie dort Freunde haben, weil sie einfach gereist sind. Die haben das wirklich gesehen und gefühlt und gespürt und haben, die Erfahrung und sagen „Okay, das gefällt mir und ich möchte so leben“. Und dann gibt es die Leute, die einfach nur sehen „Okay, es gibt BMW und Mercedes und alles mögliche, was aus Deutschland kommt. Es ist hohe Qualität und ich möchte gern hin. Das muss gut sein“. Oder das hat sich dann so im Internet herumgesprochen und so weiter. Und ich glaube, also meiner Meinung nach ist das alles noch ein bisschen von den Leuten hier etwas überschätzt. Wie gut es den Menschen vielleicht in Deutschland geht, aber auf jeden Fall ist das immer so die große Motivation, also Deutschland als als Technikstandort und Qualitätsstandort usw. Da wollen die Leute auf jeden Fall hin. Ja, keine Ahnung. Es ist echt schwer. Ist echt schwer zu sagen, ob die das hundertprozentig gut einschätzen. Ich glaube man kann das nie richtig einschätzen, weil du halt wirklich immer erst diese Erfahrungsebene, in die Erfahrungsebene reinkommen musst. Und das ist halt, kannst du halt nur machen, indem du wirklich nach Deutschland gehst. Also, es ist sehr schwer, denke ich, meiner Meinung nach, bevor man in irgendein fremdes Land, fremde Kultur kommt, sich da schon hundertprozentig damit zu identifizieren und das richtig gut zu verstehen. Ja, schwere Frage. Kann ich nicht hundertprozentig beantworten.

Speaker 1 (21:56)
Klar. Ja, ich denke aber, reicht auch, was du jetzt schon gesagt hast, also dass eben klar ist, ja, nicht jeder, der ins Ausland geht, weiß, worauf er sich einlässt oder nicht jeder der ins Ausland geht, hat so die…Da entsprechen die Vorstellungen nicht immer der Realität. Ich glaube, das kann man auf Ecuador und jedes andere Land der Welt auch beziehen. Bzw. das ist bei vielen oder fast allen Migranten wahrscheinlich genau das gleiche. Die Vorstellungen stimmen da irgendwie überein.

Speaker 2 (22:32)
Ich glaube, da gab’s ein paar Geschichten, die sich immer wieder wiederholen. Also vor allem für Latinos, die eher so warm sind und umarmen und Dinge, die negativ laufen, eher umschreiben und nicht so direkt aussprechen. Ja, da gibt es immer wieder diesen Kulturschock, wo dann Leute sagen, okay, ich bin jetzt in Deutschland und da ist irgendwas schief gegangen. Und die Leute, bam, bam, bam, wurde direkt angesprochen und direkt den Finger in die Wunde gesteckt. Also, das ist manchmal etwas schwierig für die Menschen. Also die wissen schon, die Deutschen sind kalt. „Frio“. Aber dann, die wissen das schon. Aber wenn sie dann nach Deutschland gehen, ist es trotzdem ein Schock. Ja, es ist kalt, aber die wissen halt nicht so okay. Hier in Manta, da sagen die das immer an der Küste. Me gusta el frío. Ich mag die Kälte, weil sie noch nie Kälte gespürt haben. Und wenn sie dann mal nach Quito gehen, dann so, oh ja, ja, ich ich habe doch wieder Lust auf Strand und auf mein Manta zum Beispiel.

Speaker 2 (23:44)
Kann ich mir sehr gut vorstellen. Stichwort Kulturschock. Alex, hattest du gerade schon gesagt. Wie war das für dich? Hattest du den Kulturschock schon, bevor du dich entschieden hattest, in Ecuador zu bleiben oder erst, als du entschieden hattest, da wirklich zu leben? Wie war das?

(26:01)
Also, bei mir war das so, dass ich erst den…Mich entschieden hatte, hier zu bleiben und später den Kulturschock erlebt habe, weil ich dachte, okay, weil ich dachte, dass hier einfach alles super ist. Alles ist Friede, Freude, Eierkuchen. Wie gesagt, ja und alles ist gut. Und dann habe ich halt wirklich gemerkt, okay, es gibt doch einige Sachen, die hier nicht so gut funktionieren, weil das eine ist halt wirklich reisen und in dieses Land kommen und die ganzen schönen Sachen genießen. Und das andere ist, wirklich in dem Land arbeiten und auf die Leute und auf das System und auf das Geld in dem System angewiesen zu sein. Das ist nochmal komplett anders. Das ist so kompletter… Es ist einfach eine komplett andere Sache. Da muss man auch komplett anders denken und sich ganz anders an die Kultur anpassen. Weil wenn ich als Backpacker in ein Land komme, dann muss ich mich eigentlich gar nicht an die Kultur anpassen. Ich muss einfach nur konsumieren und allen Leuten Geld bezahlen und alle sind happy. Aber wenn ich dann Geld haben möchte von der Kultur, weil ich ja dort dann lebe und dort meine Arbeit verbringe und meine Arbeitsleistung verkaufen möchte, dann sieht’s anders aus. Dann sind nicht mehr alle so nett zu mir. Ja und dann kommt der Kulturschock und dann sieht man, wie schwierig das is, manchmal so in anderen Ländern über die Runden zu kommen.

(27:32)
Über die Runden kommen. Also einfach seinen Tag…Wie sagt man? Jeden Tag irgendwie zu überstehen und einfach genug Geld zu verdienen, um leben zu können. Über die Runden kommen. Sehr gut. Genau. Okay. Und hast du dann trotzdem entschieden, scheiße, jetzt hab ich scheiße gesagt, egal, ich bleib jetzt einfach hier und zieh das durch. Oder warst du auch mal in kurzen Phasen davor oder in irgendwelchen Phasen davor, in schlechteren Phasen davor zu sagen „Okay, ich hau jetzt ab, ich geh wieder nach Deutschland. Das war’s, ich halte das nicht durch?

Speaker 2 (28:16)
Ja, also ich hab oft daran gedacht, wieder nach Deutschland zu gehen. Und einmal war ich wirklich kurz davor. Drauf und dran, wieder zurückzugehen. Und hab mich dann entschieden, okay, ich gehe jetzt erstmal zehn Tage meditieren, da bin ich in so ein Schweige-Seminar gegangen. Vipassana Schweige-Seminar. Das war richtig schwer. Also nicht einfach, aber da wurde ich mit vielen Sachen konfrontiert, in meinem eigenen Kopf und bin dann rausgekommen und auf einmal wurde alles besser. Ja, dann habe ich den Job gefunden als Englischlehrer und dann habe ich noch angefangen Brot zu verkaufen und dann ging alles. Auf einmal hat alles funktioniert und alles ist einfach nur…Ich bin in den Flow gekommen, sozusagen. Und dann habe ich gesagt, okay, dann bleib ich halt doch erstmal noch weiter hier. Ich geb Ecuador noch mal eine zweite Chance. Und dann auf einmal wurde alles, wurde alles gut. Ja. Hat alles funktioniert.

Speaker 1 (29:14)
Okay, sehr cool und jetzt hast du auch die Gewissheit, dass du da bleiben möchtest, dass du erst mal nicht nach Deutschland zurückkommst? Oder ist das für die Zukunft geplant? Wirst du irgendwann in Deutschland eine Sprachschule eröffnen?

Speaker 2 (29:26)
Ich möchte gerne nach Europa oder eventuell auch nach Deutschland zurückkommen und die Sprachschule weiterführen. Ich würde gerne hier mit meinen Latinos bleiben, mit meinen Ecuadorianos. Ja, da bin ich auch so reingewachsen jetzt. Und die sind mir auch sehr ans Herz gewachsen. Die Menschen hier, die Kultur, das Land. Und ich möchte denen weiterhin helfen, Deutsch zu lernen oder halt auch alle möglichen anderen Sprachen zu lernen und dann die Welt kennenzulernen, aber auch ihren Horizont zu erweitern. Das ist halt nicht so ganz einfach hier in diesem Land. Genau. Das ist der Plan.

(30:05)
Super, dann wünsche ich dir dabei auf jeden Fall erstmal alles Gute und richtig viel Erfolg, dass das auch weiterhin gut läuft für dich und die Zweifel dann nicht zu groß werden. Und ansonsten… Ich würde eigentlich noch ganz viele weitere Fragen stellen, aber ich denke mal, dass Folgenlimit oder das Zeitlimit für diese Folge ist einfach mal überschritten. Das birgt aber auf jeden Fall Potential für weitere Folgen. Ich würde noch gerne viel mehr über Ecuador erfahren und du hast mir ja im Vorfeld auch schon so das ein oder andere Abenteuer… Vom ein oder anderen Abenteuer berichtet, das, was du so erlebt hast, auf deinen Reisen dort. Auf jeden Fall ganz viel Stoff für weitere Folgen.

(30:47)
Sehr gerne!

(30:47)
Hat mich auf jeden Fall gefreut, dass du hier warst. Ich denke, unsere Hörerinnen und Hörer haben da auch ganz viel mitgenommen. Vielleicht abschließend noch: Wo kann man dich erreichen? Wie kann man dich erreichen, wenn man jetzt zu dir möchte?

Speaker 2 (31:02)
Also, ihr könnt mich erreichen, am besten unter Instagram. Hilbert Education eingeben Hilbert mit H, viele schreiben das mit G oder mit anderen. Hilbert Education, Instagram, Facebook aber auch, es gibt auch eine Website unter dem gleichen Namen. Hilberteducation.com. Da könnt ihr uns finden, da gibt es Content, da gibt’s Inhalte zu Deutsch und zu allen möglichen Themen. Ja, so bin ich zu finden. Vielen Dank. Vielen Dank, Flemming, für das schöne Interview. Ich freue mich auf die nächste Folge mit dir irgendwann.

Speaker 1 (31:38)
Auf jeden Fall, Alex. Deinen Link verlinke ich natürlich wie immer in der Folgen-Beschreibung. Also müsst ihr da einfach nur raufklicken. Dort findet ihr dann auch meine Links, wenn ihr am Coaching oder an weiteren Kursen interessiert seid. Und ansonsten Leute, wenn ihr mir und diesem Podcast deutsches Geplapper einen Gefallen tun wollt, dann bewertet mich bei Spotify, iTunes und überall wo es Podcasts gibt, aktiviert die Benachrichtigungen, damit ihr keine weiteren Folgen verpasst. Das hilft mir auch. Und ja, ansonsten schreibt gerne Alex und mich an, wenn ihr irgendwelche Fragen habt. Auf jeden Fall kommt auf uns zu und dann hören, fühlen und sehen wir uns in zwei Wochen. Macht’s gut, Leute. Und bis bald. Ciao.

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