Deutsches Geplapper – Folge 21 – Endlich akzentfrei Deutsch sprechen
Speaker 1 (00:00)
Ja, moin liebe Leute, willkommen bei einer neuen Folge von Deutsches Geplapper. Und wie ihr ja schon eine Einleitung gehört habt, wie ich ja schon angekündigt habe, geht es heute um das große Thema Aussprache. Und in meinem Deutsch-Coaching höre ich ja immer mal wieder den Satz: „Die Aussprache ist mir nicht so wichtig.“ Also so oder so ähnlich formuliert das der ein oder andere. Ich lass das jetzt einfach mal unkommentiert stehen. Wir gehen da auf diesen Satz oder auf dieses Thema in dieser Folge aber auf jeden Fall noch mal ein, also wir reden da noch mal ganz intensiv drüber. Erst mal möchte ich euch aber meinen Gast der heutigen Folge vorstellen. Also sie ist schon so ein richtiger Star der Branche, kann man sagen. Hat mir gerade auch erzählt, sie hat 199.000 Follower bei YouTube, sind glaube ich über 300.000 bei Instagram. Also sie ist richtig, richtig bekannt. Deswegen glaube ich, ihr kennt sie mit Sicherheit auch schon. Das Besondere ist, sie ist keine Muttersprachlerin, sondern kommt aus Russland. Aber ihr werdet feststellen, dass sie quasi keinen Akzent hat. So, genug geredet. Herzlich willkommen, Maria.
Speaker 2 (02:24)
Hallo! Hallo zusammen! Vielen lieben Dank für die Einladung. Ich fühle mich richtig geehrt, gerade nach solchen Worten. Danke schön. Also besser hättest du es nicht sagen können.
Speaker 1 (02:37)
Ja, also die Ehre liegt ganz bei mir. Ich denk mal, meine Vorstellung war fast schon unnötig, weil ich glaube, die meisten, die sich so mit dem Thema Online-Deutschlernen beschäftigen oder die meisten, die auch online solchen Coaches folgen, die kennen dich wahrscheinlich auch schon. Trotzdem würde ich sagen, bevor ich jetzt irgendwie was vergessen habe, stell dich doch ganz kurz einfach noch mal selbst vor! Wer bist du? Was machst du?
Speaker 1 (03:03)
Sehr gerne. Also, ich heiße Maria. Einige von euch kennen mich vielleicht als „Deinen Sprachcoach“. Und ja, ich bin dein Sprachcoach, Maria. Also, Leute, ihr könnt mich sehr gern duzen. Siezen muss man uns nicht. Wir sind alle Freunde. Genau. Und ich bin Deutschlehrerin. Aussprache-Trainerin. Genau. Es geht ja heute um das Thema, um ein sehr, sehr wichtiges Thema, Aussprache. Und ich habe einen Instagram-Kanal, der heißt genauso wie ich, „Dein Sprachcoach“. Dann bin ich auch auf YouTube unterwegs und auf TikTok und erstelle Lernvideos in verschiedener Länge. Für Social Media wie Insta und Tiktok sind das natürlich kurze Videos bis zu einer Minute und auf YouTube widme ich mich dann auch anderen Themen. Es gibt auch einige Videos zum Thema Prüfungsvorbereitung, Aussprache, selbstsicheres Auftreten und so weiter.
Speaker 1 (03:58)
Sehr gut, sehr gut. Und ich hatte ja eben schon gesagt, du bist, du bist keine Muttersprachlerin. Wie lange lebst du schon in Deutschland und wie lange lernst du schon Deutsch?
Speaker 2 (04:09)
Also im September sind es 15 Jahre, seit ich hier in Deutschland lebe. Ich bin 2007 nach Deutschland gekommen. Und das Interessante ist, ich bin nicht als Kind nach Deutschland gekommen. Ich war 22 zu dem Zeitpunkt. Also Leute, alles ist möglich. Wenn ihr im Erwachsenenalter Deutsch lernt, könnt ihr immer noch Deutsch beherrschen. Ihr könnt eure Deutschkenntnisse so aufpolieren, dass keiner es wirklich heraushört, woher ihr kommt. Und ich bin in Russland geboren und aufgewachsen und habe tatsächlich angefangen Deu…noch einmal: Und habe angefangen, dort Deutsch zu lernen. Aber meine Deutschkenntnisse waren so miserabel. Als ich nach Deutschland kam, konnte ich wirklich so gut wie gar kein Deutsch. Ich habe nichts verstanden. Ich bin im wunderschönen Stuttgart gelandet. Dort spricht man ja schwäbisch, wie du weißt. Und es war einfach eine Katastrophe. Ich bin auf die Straße gegangen. Ich habe den Bäcker nicht verstanden. Ich habe in einer Gastfamilie gewohnt und zum Glück hat meine Gastmutter Hochdeutsch gesprochen und ich habe ein vierjähriges Kind betreut. Ich bin als Au pair-Mädchen nach Deutschland gekommen und konnte auch tatsächlich durch das Kind einiges lernen. Habe einen Deutschkurs besucht und ja, hab das wirklich genauso wie ihr machen müssen. Ich habe Deutsch von Grund auf hier neu gelernt.
Speaker 1 (05:37)
Wahnsinn. Also 15 Jahre. Das ist natürlich mittlerweile schon eine lange Zeit. Allerdings habe ich auch schon einige Leute kennengelernt, die nach 15 Jahren, ja, bei weitem nicht so gesprochen haben wie du bzw. gerade auch beim Thema Aussprache ganz, ganz große Probleme immer noch hatten. Und deswegen war es mir jetzt auch so wichtig, wenn ich dieses Thema behandle, wir haben da in vergangenen Folgen schon hin und wieder mal drüber gesprochen, aber ich wollte auch dieses Thema Aussprache noch mal so ein bisschen spezieller, gesonderter eingehen. Und deswegen war es mir so wichtig, dich hier auch dabei zu haben, weil, wie gesagt, du bist keine Muttersprachlerin, aber du hast es eben ganz gut, ganz gut getroffen, finde ich, mit der Aussage „Alles ist möglich“, egal wie alt ihr seid oder wie lange ihr schon Deutsch lernt. Das ist eben eine super hilfreiche Motivation und das muss man sich immer mal wieder, immer mal wieder bewusst machen. Und ich denke, wenn jetzt Leute dich hören, dich sprechen hören und irgendwann im Nachhinein erfahren, oh, du bist ja gar keine, du bist ja gar keine Deutsche, weil sie das im Gespräch mit dir herausfinden, sind sie doch schon hin und wieder mal erstaunt, oder? Hast du das schon mal erlebt?
Speaker 2 (06:51)
Ja, immer wieder mal! Weißt du, das Wichtigste ist, bei der Aussprache erst mal festzustellen, wo die Unterschiede liegen, zwischen der eigenen Muttersprache und zwischen der deutschen Sprache. Ich habe auch alles in einem Onlinekurs zusammengefasst, in dem ich über diese Unterschiede spreche. Das ist der Crashkurs Deutsche Aussprache, den ich wirklich liebe. Das ist sozusagen mein Baby. Und Deutsch ist tatsächlich eine Sprache mit einer sehr großen Mundöffnung. Und das wissen viele Deutschlerner nicht. Man muss im Deutschen, wenn man Deutsch spricht, den Mund weiter aufmachen als in vielen anderen Sprachen. Das war für mich wirklich auch eine Entdeckung damals. Ich habe deutsche Muttersprachler beobachtet und im Deutschen spricht man über diesen Zahnreihen-Abstand. Man kann quasi die ganze Zeit zwischen die Zähne schauen, wenn ein Deutscher spricht. Und bei mir war es nicht der Fall. Ich habe festgestellt, dass mein Mund fast die ganze Zeit geschlossen war und wenn du Russisch sprichst, wirst du trotzdem verstanden. Und im Deutschen geht es ja gerade um diese langen Vokale, zum Beispiel das lange A, da muss man ja den Mund ziemlich weit aufmachen. Und das war für mich wirklich eine große Entdeckung damals. Dann geht es auch um die Lippen-Spannung. Im Deutschen sind die Lippen auch fast die ganze Zeit gespannt, wenn es zum Beispiel um solche langen Vokale geht wie i oder e. In vielen anderen Sprachen spricht man wirklich super entspannt, man strengt sich gar nicht an und ich kenne das von einigen Lehrkräften, die Deutsch und Englisch unterrichten. Sie sagen wirklich alle nach einer Stunde Englischunterricht oder sogar nach einem Tag Englischunterricht fühlen Sie sich immer noch topfit. Aber nachdem Sie eine Stunde Deutsch unterrichtet hatten, sind Sie schon erschöpft, weil man sich wirklich für die ganze Artikulation so anstrengen muss. Deutsch ist eine anstrengende Sprache. Es ist so, aber es ist genauso wie im Fitnesstraining. Das kann auch trainiert werden. Es gibt wirklich tolle Übungen und es gibt eine ganz, ganz tolle Übung, eine Korken-Übung. Wir stecken einfach einen Wein-Korken zwischen die Zähne und lesen einen Text vor. Und die Übung ist so genial, weil es einfach ein Fitnessstudio fürs Gesicht ist. Und es gibt so viele Vorteile. Du sprichst klarer, deutlicher und bekommst dann auch ein straffes Gesicht.
Speaker 1 (09:35)
Okay, Wahnsinn. Und der Korken, der kommt über die Zunge. Oder unter die Zunge. Oder wie funktioniert das genau?
Speaker 2 (09:41)
Du musst es dir quasi so vorstellen, dass die Zunge hinter dem Korken bleibt und du darfst ihn natürlich nicht zu weit in den Mund reinschieben. Vielleicht einen Zentimeter und genau dann immer wieder mal den Korken rausnehmen, wenn es zu anstrengend wird. Und wenn man es nur einmal gemacht hat, dann wird man jetzt noch keinen großen Unterschied feststellen. Aber nach einem Monat Training ist es wirklich wie Tag und Nacht.
Speaker 1 (10:16)
Wahnsinn. Okay, das habe ich auch noch nicht gehört.
Speaker 2 (10:19)
Diese Übung machen sogar Fernseh- und Radiomoderatoren sehr gut.
Speaker 1 (10:24)
Sehr guter Tipp. Also, Leute, versucht’s doch einfach mal! Maria hat euch einen super Tipp gerade gegeben, wie ihr euer Gesicht so ein bisschen straffen bzw. trainieren könnt. Und ja, das was du gesagt hast mit dem, wir Deutschen, wir öffnen unseren Mund ein bisschen weiter als in vielen, als es in vielen anderen Sprachen üblich ist. Das ist wirklich, das ist wirklich so, also schaut da mal so ein bisschen drauf, schaut mal genau hin, wenn die Deutschen reden und vergleicht das mal gerne mit eurer eigenen Muttersprache. Da werdet ihr wirklich diese Unterschiede, die Maria gerade angesprochen hat, auch deutlich feststellen. Ja, was hast du noch? Hast du noch irgendwie weitere Übungen? Es gibt ja immer wieder so diese Problemfelder. Ich sage mal, die Umlaute sind immer wieder ein Problem. Das deutsche „r“ ist ein Problem, weiches und hartes „ch“. Also ja, ich könnte diese Liste ewig fortführen. Wie hast du es so im Speziellen geschafft, deinen deinen russischen Akzent so komplett abzulegen?
Speaker 2 (11:25)
Du hast die meisten Problemfälle gerade angesprochen. Fangen wir doch mal mit dem deutschen „r“an! Viele möchten dieses schöne deutsche Reibe-r aussprechen. Es gibt tatsächlich drei verschiedene, r-Laute. Einmal ist es dieses rollende r, dass man auch in Bayern benutzt. Dann gibt es das Zungenspitzen-r und dann gibt es dieses Reibe-r. Das Reibe-r klingt sehr sanft und zart, meiner Meinung nach und es ist auch sehr typisch für die deutsche Aussprache. Und am besten kriegt man das mit einem Glas Wasser hin. Man nimmt ein Glas Wasser und fängt an zu gurgeln. Wichtig ist, dass man die Stelle findet, wo der r-Laut produziert wird und das ist eben hinten im Rachen. Ich würde euch empfehlen, einmal mit Wasser und einmal ohne Wasser zu üben. Und sobald man diese Stelle gefunden hat, dann soll man versuchen, erst mal den Laut zu produzieren und dann Silben. Wenn es mit den Silben klappt, dann kann man das r auch in Wörter einbauen und im letzten Schritt soll man Sätze vorlesen. Es wird nicht sofort klappen, aber sobald man die Stelle gefunden hat, dann ist man schon auf dem richtigen Weg. Genau. Und ganz wichtig ist es auch, auf die Zungenposition zu achten. Im Deutschen ist es auch ganz, ganz typisch, dass die Zunge fast die ganze Zeit unten liegt. Gerade beim r ist die Zunge unten. Und das beobachte ich auch immer wieder mal bei meinen Teilnehmern, dass die Zunge nach oben geht zu den Alveolen, das darf sie aber nicht. Das ist verboten. Was ich zum Beispiel meinen Kursteilnehmern sage: Nimm doch einfach mal einen Stift und drücke deine Zunge nach unten und versuche dann ein r zu produzieren. Die Zunge ist dann verhindert, nach oben zu gehen, um dieses rollende r zu sprechen und dann kommt automatisch ein Reibe-r raus. Und dann darf, sie geht quasi nicht nach oben. Und so produziert man ein wunderschönes deutsches r. Leute, probiert es einfach mal aus! Die Zunge darf nicht nach oben. Sie soll unten bleiben.
Speaker 1 (14:01)
Sehr gut. Also, Maria, wir sehen uns ja, während wir die Folge aufnehmen. Und Maria hat allerlei Hilfsmittel dabei, die sie mir hier auch zeigt. Es wäre natürlich schön, wenn ihr das auch sehen könntet, aber es ist wirklich, es ist wirklich sehr, sehr interessant. Vor allen Dingen ist es eben auch so einfach. Es sind so kleine Tricks, die, zu denen man greifen kann und die einem wirklich schon enorme Fortschritte bringen. Auf jeden Fall. Was würdest du…. Ach so, ich glaube, du hast noch was zu sagen.
Speaker 2 (14:27)
Ja, mir fällt gerade noch etwas ein zum Thema Umlaute. Das ist so ein schwieriges Thema für viele und da wird euch auch ein ganz normaler Stift oder ein Kuli helfen. Auch hier ist die Zungeposition sehr wichtig, zum Beispiel wenn es um das O und Ö geht oder um das U und Ü. Für viele Deutschlerner ist dieser Unterschied sehr, sehr schwierig. Wie spreche ich ein U? Und wie spreche ich ein Ö aus? Und nehmt einfach mal einen Stift, steckt ihn wieder zwischen die Zähne und ihr werdet etwas sehen. Zum Beispiel: Oh, Öh! Beim O ist die Zunge ganz hinten. Sie berührt den Stift nicht. Also meine Zungenspitze ist etwas weiter hinten und da besteht kein Kontakt zum Stift. Bei den Umlauten, bei Ö und bei Ü ist die Zunge weiter vorne und die Zungenspitze berührt den Stift. Das ist ein super einfacher Trick, um sich selbst zu kontrollieren. Hey, spreche ich das richtig aus oder falsch? Wenn die Zunge den Stift nicht berührt, schiebt sie ein bisschen nach vorne und dann produziert er wunderschöne Umlaute.
Speaker 1 (15:49)
Sehr gut, als ja, wunderbare Tipps. Was glaubst du? Oder wie lange hast du gebraucht, bis du das auch so, ich sage mal, perfektioniert hast, so wie du es jetzt kannst? Wie lange hast du gebraucht, um deinen Akzent abzulegen, im Prinzip.
Speaker 1 (16:09)
Also schon ziemlich lange, würde ich sagen. Also ich denke, so zehn Jahre vielleicht. Und deshalb habe ich jetzt diesen Kurs erstellt, damit alle anderen es wirklich in kurzer Zeit lernen können. Das Problem war damals, dass man so was nicht in einem Kurs oder in einem Lehrbuch lernen konnte. Die Aussprache wird nicht beigebracht. Ich habe selbst einige Deutschkurse besucht, aber dort liegt der Fokus eben auf Grammatik und Wortschatz, was auch verständlich ist. Man sollte zuerst richtige Sätze bauen können, man sollte den Wortschatz erweitern, aber die Aussprache ist etwas, was eigentlich parallel laufen sollte. Man muss auch Zeit in die Aussprache investieren. Und wenn man ganz genau weiß, wie man an seiner Aussprache arbeiten soll, dann läuft das ja auch wie geschmiert. Ich habe, wie gesagt, ziemlich lange gebraucht, weil ich das selbst für mich herausfinden musste. Aber jetzt habe ich das schon für euch vorgekaut. Ihr seid herzlich willkommen. Und ich teile mein Wissen gern mit allen Deutschlernern weltweit.
Speaker 1 (17:16)
Sehr gut, sehr gut. Gibt es denn trotzdem so Momente, in denen du auch vielleicht hin und wieder mal so ein bisschen rückfällig wirst und dann so in deinen Akzent verfällst? Gibt es sowas, dass du dann vielleicht doch mal wieder, dass man doch mal hört okay, sie kommt aus Russland, oder?
Speaker 2 (17:33)
Natürlich. Also niemand ist perfekt. Also ich bin auch weit davon entfernt. Gerade beim Thema lange und kurze Vokale. Das ist so schwierig. Ich überprüfe immer noch bei einigen Wörtern. Hey, ist es ein langer Vokal oder ist es ein kurzer Vokal? Es gibt zwar Regeln bzw. es sind jetzt keine festen Regeln. Es sind, sage ich mal so, Orientierungen. Zum Beispiel vor einem H ist der Vokal immer lang, es ist ja ein Dehnungs-H oder bei offenen Silben sind es lange Vokale, was aber auch nicht immer der Fall ist. Es gibt wirklich so viele Ausnahmen oder zum Beispiel die Buchstabenkombination CH ist richtig gemein. Vor diesen Buchstabenkombinationen gibt es sowohl lange als auch kurze Vokale. Und da muss ich auch immer wieder nachschauen, wie ist es jetzt, wie wird das Wort richtig ausgesprochen? Zum Beispiel im Adjektiv „hoch“ ist es ein langer Vokal, aber Hochzeit ist ein kurzes o. Warum?
Speaker 1 (18:39)
Genau.
Speaker 2 (18:39)
Gerade bei solchen Wörtern oder „suchen“ ist ein langes u, aber die Sucht. Handysucht. Es ist ein kurzes O. Und gerade solche Sachen sind wirklich schwierig für Deutschlerner. Für mich auch. Und da muss man einfach Zeit ins Lernen investieren. Oder wenn man neue Wörter lernt. Das ist einfach mal ein Tipp an euch, lernt nicht nur die Übersetzung in die Muttersprache und wie man das Wort im Kontext benutzt, sondern auch, welchen Stammvokal das Wort hat. Ist es ein kurzer Vokal oder ist es ein langer Vokal? Und wo liegt die Betonung? Erst dann könnt ihr das Wort richtig, und bei Nomen natürlich auch die Pluralform und bei Verben die drei Verbformen. Dann seid ihr auf der sicheren Seite.
Speaker 1 (19:30)
Sehr gut, super. Eine Menge richtig hilfreicher Tipps auf jeden Fall, die du jetzt mit uns geteilt hast. Ich würde jetzt noch mal zurück auf diese einleitende, auf diesen einleitenden Satz kommen. Das, was ich auch immer wieder im Coaching gehört habe, nämlich, dass die Aussprache nicht so wichtig ist. Mir ist die Aussprache nicht so wichtig. Ich frage mal andersherum: Was hat sich denn für dich verändert, seitdem du wirklich keinen Akzent mehr hast? Gibt es Dinge, die sich für dich im Alltag oder in der Wahrnehmung mit anderen Gesprächspartnern einfach verändert haben? Wo du merkst, ja okay, es ist irgendwie besser oder angenehmer geworden?
Speaker 2 (20:13)
Also ich muss erst mal sagen, was mich überhaupt dazu bewegt hat, an meiner Aussprache zu arbeiten. Ich bin sehr gern in Deutschland. Ich liebe dieses Land. Mittlerweile ist es meine zweite Heimat und ich habe auch die deutsche Staatsbürgerschaft. Und es war noch nie so, dass jemand mich wegen meiner Aussprache kritisiert hat. Die Deutschen sind super nett und freundlich und es war wirklich nie der Fall, dass mir jemand gesagt hat, hey, so spricht man das aber nicht aus, das klingt falsch und geh weg mit deinem Akzent. So war es wirklich nicht. Ich habe es einfach nur für mich selbst gemacht, weil ich festgestellt habe, dass ich durch meinen Akzent nicht so selbstsicher war. Ich habe nicht selbstbewusst auf Deutsch gesprochen. Ich wollte mehr schweigen, als ich unter Deutschen war. Also ich habe mich nicht so an Gesprächen beteiligt. Ich war einfach nicht selbstbewusst genug und ich habe das einfach nur aus dem Grund gemacht, einfach nur für mich selbst. Wenn ich schon in diesem Land lebe, wenn ich die Sprache kann, wenn ich schon, sagen wir mal, das C2-Niveau erreicht habe, dann gehört eine gute Aussprache auch dazu. Und seit ich an mir gearbeitet habe, fühle ich mich tatsächlich viel selbstsicherer. Ich unterhalte mich gern mit anderen Leuten. Ich habe keine Angst, Fragen zu stellen. Ich spreche auch mit fremden Menschen auf der Straße. Ich habe mich sogar getraut einen Insta-Kanal zu starten oder ein YouTube-Kanal, was damals vor sagen wir mal fünf oder sieben Jahren total unvorstellbar war. Aber mittlerweile traue ich mich das zu machen, obwohl ich keine deutsche Muttersprachlerin bin. Aber ich möchte einfach andere Leute dazu motivieren, auch ihre Zeit, Kraft und Energie ins Deutschlernen zu investieren und einfach mal zeigen, dass es möglich ist, dass man hier sein, sein Leben, seine Existenz aufbauen kann. Dass man glücklich sein kann und auch wenn man nicht in Deutschland lebt, Deutsch ist einfach eine tolle Sprache, die jeden weiterbringt.
Speaker 1 (22:23)
Genau. Ja, sehr schön, sehr schöne Zusammenfassung. Auf jeden Fall, also das beobachte ich auch immer wieder, dass diese diese Selbstsicherheit einfach beim Sprechen fehlt. Aber woher soll sie kommen, wenn, wenn einfach so grundlegende Dinge wie die Aussprache noch nicht so gut funktionieren? Und ich sage auch immer wieder, das Thema Aussprache sollte man nicht unterschätzen. Du hast es ganz gut, ganz gut gesagt vorhin. Das ist eigentlich etwas, was parallel zu den anderen Dingen beim Sprachenlernen laufen sollte. Also zum Thema flüssig sprechen, grammatik und so weiter und so fort. Aber parallel heißt nicht, dass es weniger wichtig ist. Auf keinen Fall. Und gerade wenn man dann so diese, diese Wahrnehmung eines Gesprächspartners merkt, wie man vielleicht im Büro bei den Kollegen ankommt oder auch auf der Straße, beim Bäcker oder wie auch immer, die nehmen einen ja ganz anders wahr. Ich glaube, Grammatikfehler fallen da viel weniger ins Gewicht. Das erste, was die hören, ist einfach die Aussprache. Das erste was sie hören, ist das, wie du redest oder?
Speaker 1 (23:28)
Total. Da hast du absolut Recht. Es gibt nur eine Chance für den ersten Eindruck und den kann man wirklich direkt kaputt machen. Oder im Gegenteil man kann den Gesprächspartner von sich überzeugen.
Speaker 1 (23:42)
Genau.
Speaker 2 (23:42)
Und ja, vor allen Dingen im Berufsleben, wenn man hier durchstarten möchte, wenn man sich bewirbt oder wenn man hier in Deutschland studieren möchte. Dann denke ich mal, ist es sehr wichtig. Ich habe ja jahrelang an einer Sprachschule in Karlsruhe unterrichtet und ich weiß, dass man als Deutschlehrerin so einen Lernplan bekommt, in dem eigentlich die Aussprache total fehlt. Man hat gar keine Zeit also, eure Deutschlehrer und Deutschlehrerinnen sind auch nicht schuld. Sie haben einfach keine Möglichkeit, euch das beizubringen, weil sie zeitlich keine Kapazitäten haben. Da muss man gewisse Themen innerhalb eines Zeitraums lernen. Und so ist es dann einfach, dass man gar keine Zeit für die Aussprache hat. Und dann ist es eure Aufgabe, dann diese 3 bis 5 Minuten pro Tag zu nehmen, auch wenn man jetzt vielleicht nicht jeden Tag übt. Aber das Gute ist, man muss keine halbe Stunde Zeit oder keine ganze Stunde in die Aussprache investieren. Viel wichtiger ist die Regelmäßigkeit. Regelmäßig zum Beispiel auch, ja nehmen wir mal unsere Übung mit dem Korken. Vielleicht habe ich hier irgendwo eien Korken, dass ich dir das mal zeige. Aber im Großen und Ganzen habt ihr das verstanden. Man liest einfach einen Text, egal welchen Text. Nehmt einfach eine Zeitung oder einen Text aus einem Lehrwerk und lies diesen vor. Und das ist eine ganz tolle Übung. Ja.
Speaker 1 (25:15)
Auf jeden Fall. Ja, ja, genauso. Und trotzdem noch mal wichtig, was du vorhin gesagt hast. Der erste Eindruck, der kann natürlich vieles kaputt machen. Aber ich finde es trotzdem mal ganz wichtig zu erwähnen, dass trotzdem, auch wenn ihr einen Akzent habt, ja, das es auch kein Drama ist, davon wird die Welt nicht untergehen. Also nicht, dass ihr das jetzt falsch versteht. Maria und ich wollten euch jetzt nicht sagen, ihr müsst auf jeden Fall euren Akzent ablegen, sonst werdet ihr hier in Deutschland nicht zurechtkommen. Ganz im Gegenteil. Maria hat sehr schön formuliert, die Deutschen sind da trotzdem sehr, sehr, sehr, sehr nett und entgegenkommend und verständnisvoll. Also habt auch keine Angst, wenn ihr mit Akzent sprecht! Also nicht, dass jetzt hier irgendwie verzweifelte Deutschlernende vor oder mit ihren Kopfhörern durch die Gegend gehen oder verzweifelt auf der Couch sitzen, weil sie schon seit Jahren an ihrer Aussprache arbeiten und vielleicht sogar schon einige Tipps, von denen du erzählt hast, angewendet haben und es trotzdem nicht geschafft haben, ihren Akzent abzulegen. Also im Endeffekt ist es nicht schlimm, oder? Wenn wenn man trotzdem so ein bisschen Akzent hat, was passiert dann? Eigentlich nichts, oder?
Speaker 2 (26:31)
Das ist überhaupt nicht schlimm. Also wie gesagt, das macht man eigentlich nur für sich selbst. Nicht für die anderen. Also jede Arbeit an sich selbst ist etwas, was man für sich selbst tut und damit man sich einfach wohler fühlt, vielleicht. Aber es geht hier gar nicht darum, den Akzent komplett abzulegen, sondern eher vielleicht um die Verbesserung der Aussprache. Es ist nicht immer möglich, den Akzent komplett abzulegen, aber es ist möglich, die Aussprache zu verbessern. Egal woher man kommt, egal wie alt man ist. Das ist bewiesen.
Speaker 1 (27:10)
Sehr gut, perfekt. Super Maria, ich danke dir vielmals für all diese hilfreichen Tipps, für eine richtig interessante Folge. Bevor wir aber zum Ende kommen, möchte ich noch mal auf ein ernstes Thema eingehen. Du hast nämlich, wir haben ja im Vorgespräch schon so ein bisschen über über ein Projekt gesprochen, das du gerade betreust oder mit aufbaust. Da geht’s natürlich, oder nicht natürlich, aber da geht’s um das Thema Ukrainekrise und Flüchtlinge. Willst du das mal ganz kurz erläutern, was da genau der Inhalt ist?
Speaker 2 (27:42)
Sehr gerne. Da die Ereignisse der letzten Monate mich wirklich fertig machen, habe ich mir überlegt, was ich als Deutschlehrerin machen kann, um den Leuten zu helfen. Und so habe ich ein ehrenamtliches Projekt „Erste-Hilfe-Set Deutsch“ ins Leben gerufen, gemeinsam mit einer Online Nachhilfe Plattform „Tutor Space“. Und ich habe ein ganzes Lernset mit zehn Basis-Lektionen für absolute Anfänger erstellt. Es geht um solche Themen wie, wie man sich vorstellt, wie man Formulare ausfüllt, wie man über seine Familie, über sein Wohlbefinden spricht, wie man nach dem Weg fragt. Und dort gibt es super simple Sätze mit der Übersetzung in die ukrainische Sprache. Und es gibt noch ein Set mit der Übersetzung in die russische Sprache. Und überall gibt es Audioaufnahmen mit meiner Stimme. Man kann sich das Ganze absolut kostenlos herunterladen. Es ist wirklich für alle da. Und mittlerweile gibt es dieses Lernset sogar mit der englischen Übersetzung. Das kann man sich auf meinem YouTube-Kanal herunterladen. Genau. Und abgesehen davon können sich Flüchtlinge aus der Ukraine über unserer Plattform einen ehrenamtlichen Deutschlehrer finden. Und wir sind auf der einen Seite… Auf der einen Seite sind wir gerade auf der Suche nach Helfern und Helferinnen, die bereit sind, Deutsch zu unterrichten. Von daher, wenn jemand von euch Lust hat, anderen zu helfen, etwas Gutes zu tun und wenn ihr Deutsch könnt, sagen wir mal so ab dem B2-Niveau, man muss kein deutscher Muttersprachler sein, dann seid ihr herzlich eingeladen euch zu registrieren als ehrenamtliche Helfer und dann seid ihr aber total flexibel. Ihr könnt Unterricht online oder vor Ort geben. Und auf der anderen Seite möchten wir mehr Leute auf dieses Projekt aufmerksam machen, die gerade Hilfe benötigen, weil man sich im Moment noch nicht für Sprachkurse anmelden kann. Alle sind noch total überfordert und es ist schwierig einen Platz zu finden. Und deshalb, damit man diese Zeit einfach überbrückt, kann man trotzdem noch etwas lernen. Also Leute, wenn ihr jemanden kennt, der aus der Ukraine kommt und gerade Hilfe benötigt und die Sprache lernen möchte, dann schickt doch gerne diesen Link oder erzählt von unserem Projekt. Man kann dieses Lernset mit einem Klick herunterladen und direkt mit dem Lernen beginnen und auch noch einen ehrenamtlichen Deutschlehrer finden und alles bei uns auf der Plattform. Wir freuen uns, wenn wir noch mehr Helfer auf die Plattform bekommen können und wir freuen uns, wenn wir möglichst vielen Menschen helfen können.
Speaker 1 (30:44)
Super, mega, mega toll, dass ihr das macht, dass du da dich auch so engagierst. Das ist ein richtig, richtig wichtiges Thema Leute, ihr wisst, ihr habt das alle verfolgt oder ihr verfolgt es noch. Viel weiter wollen wir da gar nicht drauf eingehen. Aber es ist ein ganz, ganz wichtiges, ein richtig, richtig gutes Projekt, was Maria da auf die Beine gestellt hat. Und wie gesagt, wenn ihr irgendwie die Möglichkeit seht, selbst zu helfen, selbst auch Deutschunterricht zu geben oder andere kennt, die daran Interesse haben, macht es und es reicht einfach schon, wenn ihr diesen Link teilt, den ich euch natürlich in die Folgenbeschreibung packe, also diesen Link zum Projekt, das wäre schon eine ganz, ganz große Hilfe für alle, die gerade diese Hilfe einfach benötigen. Also das wäre eine super, eine super Sache, wenn ihr da auch ein bisschen mit unterstützen könntet. Und ja, ansonsten Maria, vielen, vielen Dank für eine richtig interessante Folge. Das hat richtig Spaß gemacht und ich glaube, wir haben hier auch richtig gut Mehrwert liefern können. Letzte Frage an dich: Wie kann man sich jetzt erreichen, wenn man zu dir möchte? Ich glaube, die meisten wissen das schon, aber sag es trotzdem noch mal!
Speaker 2 (31:55)
Also erst mal, ich habe zu danken. Es war eine große Freude für mich, heute die Zeit mit dir zu verbringen und über dieses wichtige Thema zu sprechen. Und wenn man mich finden möchte, dann soll man einfach mal im Internet „Dein Sprachcoach“ eingeben und dann kommt ihr entweder auf meine Webseite oder auf meinen YouTube-Kanal. Genauso könnt ihr mich auf Instagram finden. Dort poste ich täglich und es gibt sowohl Stories als auch Videos jeden Tag und auf Tiktok ebenso. Genau, dort heiße ich auch Dein Sprachcoach. Ich freue mich sehr auf euch alle und bedanke mich noch mal für die Einladung.
Speaker 1 (32:40)
Ich habe zu danken. Genau. Vielen Dank, Maria. Ihre, deine Links verlinke ich natürlich oder lege ich wie gesagt alle in die Folgenbeschreibung. Dort kommt ihr zur Website und zu allem anderen, was Maria auch anbietet. Genau, das Projekt, davon hatten wir jetzt geredet. Auch das gerne verlinken. Und ansonsten wie immer die Bitte an euch Leute: liked diese Folge bei Spotify, bei Apple Podcasts, teilt diese Folge! Erzählt anderen davon! Das würde mir und diesem Podcast Deutsches Geplapper einfach helfen, mehr Reichweite zu generieren und auch weiterhin neue Folgen für euch machen zu können. Das wäre eine super Unterstützung. Also vielen Dank. Und ansonsten schön, dass ihr eingeschaltet habt. Schön, dass ihr dabei wart und wir hören uns hoffentlich in zwei Wochen wieder. Macht’s gut. Seid lieb zueinander und bis bald. Ciao!
Hier findest du Maria und ihren Crashkurs:
Hier geht’s zum Hilfprojekt für ukrainische Flüchtlinge:
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