Flemming:
Sehr gut, Marijana. Wir machen mal einen kleinen Sprung für die nächsten drei Punkte. Und zwar jetzt eher Richtung Nachhaltigkeit. Das Thema wollten wir auch noch ein bisschen besprechen. Und zwar ist eine Aussage, die ich mir aufgeschrieben habe, die hast du zu Anfang aber schon erwähnt, wir können noch mal ganz kurz reingehen, und zwar: „Mehr Zeit statt Zeug“. Das ist einfach so schön prägnant, so schön einprägsam auch. Mehr Zeit statt Zeug. Eigentlich sagt das schon alles, aber lass uns noch mal kurz reingehen. Also vielleicht auch, wie man das konkreter umsetzen kann. Was man im Alltag jetzt auch tun kann, um genau dieses Ziel zu erreichen.
Marijana:
Ja, also das mehr Zeit ist natürlich insofern Quatsch, als dass wir ja alle genauso viel Zeit zur Verfügung haben wie andere auch. Außer, das muss man dazu sagen, die Menschen, die für andere Care-Arbeit übernehmen. Also Mamas und Papas haben de facto weniger Zeit für sich, weil sie sich um andere Menschen kümmern. Oder Pflege, Pflegende haben auch weniger Zeit für sich, weil sie für andere Menschen noch irgendwie sorgen. Aber ganz grundsätzlich haben wir alle 24/7, 365 Tage im Jahr. Und was hinter diesem Satz steht, ist einfach, dass wir uns bewusst machen dürfen, worauf wollen wir unseren Fokus richten? Womit wollen wir unsere Zeit verbringen? Und den meisten ist gar nicht bewusst, dass sie z.B. durch diese Werbebotschaften, wie „Du bist nicht genug“, permanent im Konsum sind und eben denken, wenn ich das noch kaufe, dann bin ich besser. Dann bin ich endlich genug. Und dass wir dann unser wertvolles Geld ausgeben, unsere wertvolle Zeit als eigentlich unsere wichtigste Währung, weil die Zeit ist endlich und nichts ist so wertvoll wie unsere Zeit. Und dass wir dann aber unsere Zeit dafür ausgeben, im Konsum, im Außen unterwegs zu sein, anstatt eben, wie gesagt, den Fokus darauf zu richten, hey, wie kann ich eine bessere Mama sein, ein besserer Papa? Wie will ich wirklich als Mama oder Papa sein? Welche Art von Vorbild will ich sein? Wie will ich als Freundin sein? Wie will ich als Partnerin sein, als Liebhaberin? Wie will ich als Chefin sein, wie will ich als Kollegin sein? Dass wir uns darüber Gedanken machen, weil das ist das, was uns letztendlich zum Mensch macht, was uns erfüllt, was uns wirklich tolle Erfahrungen bringt und was uns etwas Wertvolles, etwas voller Wert gibt und nicht das Auto vor der Tür. Das ist nur irgendwas, was unser Ego freut. Das ist auch cool vielleicht, aber das ist nicht das, was uns wirklich glücklich macht, weil es gibt ja auch ganz, ganz viele Studien dazu, dass der Glücklichkeitsfaktor oder der Glücklichkeitsgrad einer Person ab einem bestimmten Jahreseinkommen nicht mehr steigt. Also ich glaube, lass mich nicht lügen, ich will die Zahl nicht nennen, weil sonst ist es nachher falsch und dann kommen da deine Leute und sagen so „Hä, was hat die denn gequatscht?“ Aber das ist so, dass es sozusagen eine Grenze gibt und ab da, wenn du dann noch mehr verdienst oder noch mehr hast, dass dich das nicht signifikant glücklicher macht. Und darum geht’s. Also mehr Zeit für dich, statt das Zeug im Außen, mehr Zeit für das, was wirklich für dich zählt.
Flemming:
Genau, ich hatte von dieser Umfrage oder dieser Untersuchung auch gehört, von dieser Statistik und ich weiß aber auch nicht mehr die Zahl. Bis zu einem gewissen Punkt kann Geld durchaus glücklich machen, wenn du deine wichtigsten Notwendigkeiten damit abdecken kannst, aber ab einem gewissen Punkt geht es einfach nicht mehr besser. Also da wird es dann eher noch komplizierter wahrscheinlich in vielen Fällen. Und mir ist eben auch noch durch den Kopf gegangen, weil du auch das mit dem kurzfristigen Konsum erwähnt hast: Menschen kaufen ja meistens, das ist ja auch so ein Satz aus dem Marketing, dass Menschen eigentlich eine Version von sich selbst in der Zukunft kaufen. Also ich kaufe mir diesen Mantel, weil ich mich selbst in der Zukunft sehe und glaube, damit mehr Anerkennung zu kriegen, mehr Komplimente, mich wohler zu fühlen, wie auch immer. Und das löst eben dieses Glücksgefühl aus. Aber es ist eben immer nur kurzfristig. Es ist nichts, was dich langfristig zufrieden stellt und irgendwann hast du 17 Mäntel und bist kein Stück glücklicher.
Marijana:
Ja, wissen wir alle. Wissen wir alle, aber handeln irgendwie wenige danach. Na klar, weil wir halt auch permanent davon umgeben sind. Deswegen habe ich irgendwann aufgehört, mich in Einkaufszentren zu begeben oder Magazine irgendwie zu bestellen, weil sie mir halt permanent vor Augen führen, das kannst du noch und das kannst du noch und das kannst du noch. Und ich sollte alles kaufen, um noch glücklicher zu sein.
Flemming:
Ja, und genau, um diesen Schwenk zum Thema Nachhaltigkeit zu machen, es ist ja auch so, dass dieses ganze Zeug irgendwann auch weggeschmissen wird. Darüber kann man sich keine Illusionen machen. Die wenigsten Dinge überhält man sein ganzes Leben. Und selbst wenn man irgendwann nicht mehr am Leben ist, dann spätestens wird es weggeschmissen. Und ich habe hier schon mal eine Folge zum Thema Plastikmüll gemacht, das war auch sehr interessant, könnt ihr gerne nochmal reinhören. Und da wird eben genau das Problem natürlich auch angesprochen. Wir haben so unglaublich viel Zeug und Quatsch, der einfach irgendwann in den Müll geschmissen wird und entsorgt werden muss, aber nicht entsorgt werden kann.
Marijana:
Was man sich ja auch mal auf der Zunge zergehen lassen darf, was für ein Luxusproblem das ist. Also wenn man von der Bedürfnispyramide ausgeht, die wir ja haben oder auf der wir uns permanent bewegen und es ganz unten nach dieser Maslow’schen Bedürfnispyramide so Grundbedürfnisse gibt, wie Schlaf, Essen, Trinken, kommen wir je weiter wir nach oben kommen und je spitzer sozusagen die Pyramide ist nach oben hin, kommen wir zu Selbstverwirklichungsthemen. Und das worüber wir hier reden, der Luxus im Außen oder eben der Luxus sich mit sich selbst überhaupt beschäftigen zu können, ist ein totales Zeichen der Zeit. Und es ist auch ein westliches Problem tatsächlich, weil es uns so gut geht, dass es uns schon wieder scheiße geht. Also worüber reden wir hier? „Naja, du solltest mal nicht so viele Mäntel kaufen“ und so. Es gibt halt Menschen auf dieser Erde, die können sich diese Gedanken gar nicht stellen. Die haben wahrscheinlich viel, viel weniger und vielleicht sind die sogar glücklicher, weil sie weniger besitzen. Und die Frage, die wir uns immer stellen dürfen, und das beantwortet auch deine Frage hin zu, was kann ich denn jetzt konkret im Alltag tun, ist dir die Frage zu stellen, brauche ich das wirklich? Jedes Mal, wenn du einkaufen gehst oder wenn du was haben willst, wenn dir suggeriert wird, ey, das brauchst du noch, weil das ist mega geil, brauche ich das wirklich? Und dann erstmal auch einen Moment darüber nachzudenken, zu reflektieren und wenn der Wunsch dann bleibt und du wirklich weißt, ja brauche ich, dann ist cool, dann kauf das, weil du das für deine Arbeit brauchst oder keine Ahnung, für was auch immer. Aber wenn nicht, dann lass es sein und überleg dir, wofür du dein Geld vielleicht eigentlich ausgeben möchtest oder was auch für ein wahres Bedürfnis dahintersteht, weil meistens, genau wie du gerade meintest, ist der Mantel die Anerkennung im Außen oder das gute Aussehen und so dieses Komplimente bekommen. Und das, was du dann eigentlich haben willst, diese Anerkennung, kannst du dir auch auf andere Art und Weise holen von deinen Freunden oder durch deine Art und Weise, wie du bist oder durch deine Arbeit und da mal zu reflektieren, was versuche ich vielleicht auch zu kompensieren durch diesen ganzen Konsum? Das ist auch super spannend.
Flemming:
Ja, definitiv. Da könnten wir, glaube ich, nochmal eine eigene Folge drüber machen. Aber genau, das ist genauso, wie du sagst. Die nächste Aussage, habe ich gerade auch selbst gemerkt, die haben wir so ein bisschen schon beantwortet, beziehungsweise es ist so ähnlich: „Verschwende weniger, lebe mehr“. Das spielt ja quasi da mit rein. Das steht ja in diesem Zusammenhang, oder?
Marijana:
Total. „Verschwende weniger und lebe mehr“ war das erste Saying quasi, als ich angefangen habe, mit dem, was sich für mich verändert hatte, nach draußen zu gehen, weil das im Kern genau trifft, was ich meine. Es ist nicht nur die Verschwendung von Ressourcen, sondern es ist auch vor allem die Verschwendung deiner Lebenszeit oder deiner Energie. Das alles steckt da drin. Verschwende weniger und lebe mehr. Lebe mehr dahingehend, dass du deine Werte kennst und verwirklichst, dass du dich dafür einsetzt, was dir wirklich wichtig ist. Dass du keine Ressourcen verschwendest, also weder Plastik, Müll noch Ressourcen in Form von Energie, sondern da irgendwie bewusst damit umgehst.
Flemming:
Ja, ganz genau. Ich glaube, das haben wir jetzt schon auch beim vorherigen Punkt ausführlich besprochen. Ich denke, da ist der Punkt klar geworden. Die letzte Aussage, und das ist eigentlich meine Lieblingsaussage, weil ich sie richtig geil finde, ist…
Marijana:
Okay, let’s go. Geil.
Flemming:
„Nachhaltigkeit sexy machen“. Ja, das finde ich richtig toll. Ich meine, könnte man eigentlich auch sagen: „Nachhaltigkeit macht sexy“? Wäre das auch in deinem Sinne?
Mrijana:
Absolut. Also sowohl als auch. Ich denke, da in beides. „Nachhaltigkeit sexy machen“, weißt du, woher das kam?
Flemming:
Erzähl.
Marijana:
Dadurch, dass ich ja dann als junge Mama, ich bin ja so jung war ich jetzt auch nicht, aber also relativ im Vergleich zum heutigen Durchschnitt, glaube ich, ich war Ende 20, ich war 28, als ich Mama geworden bin. Und ich wollte cool sein. Ich wollte ‘ne coole Mama sein. Ich wollte mich modern kleiden, ich wollte auch immer noch, in Anführungsstrichen, so ein normales Mitglied unserer Gesellschaft sein. Ich wollte cool sein. Punkt. Und was ich damals aber erlebt habe, weil damals war das Thema Nachhaltigkeit noch lange nicht so groß wie heute, was ich damals erlebt habe, war halt so dieses typische Öko-Bild. So dieses verschriene Öko-Bild von ungewaschenen, fettigen Haaren, Körperhaare, weiß ich nicht. Also ich übertreibe jetzt absichtlich. Ich will jetzt um Gotteswillen nicht sagen, dass Öko-Menschen, und ich will auch das Wort „Öko“ nicht besetzen, sondern dieser Stereotyp, dieser negative Stereotyp von Öko, das habe ich ganz viel gefunden. Und dann dachte ich so: „Nee, das will ich nicht sein“. Und was ich auch ganz viel gefunden habe, und wovon ich mich auch ganz klar abgrenzen wollte, ist ganz viel Dogmatismus. Also ganz viel erhobener Zeigefinger. So „Nee, du musst aber jetzt aufhören zu konsumieren. Und du musst aber jetzt, du darfst jetzt nicht mehr fliegen. Und du musst jetzt nicht mehr, du musst jetzt mit den Öffentlichen fahren. Und immer mit der Bahn und so“. Und alles hatte so einen Touch von so einem Korsett. Und ich habe mich da einfach nicht wiedergefunden. Sondern ich war so: „Können wir das cool machen? Können wir das sexy machen? Können wir das irgendwie leichter machen?“ Und darum ging es mir. Einfach zu sagen, so Nachhaltigkeit in sexy. Weil ich will immer noch cool aussehen. Und ich will auch locker sein. Und ich will hier auch nicht dogmatisch mit mir sein. Und Perfektion ist sowieso eine Illusion.
Flemming:
Aber das ist ja auch das, was diese ganzen Debatten um das Thema Nachhaltigkeit, Klimaschutz, Umweltschutz, was das alles auch so unglaublich verkompliziert. Also man muss da gar nicht mal auf eine politische Ebene gehen. Es reicht schon, wenn du in Diskussionen oder Gesprächen mit deinen Freunden bist. Und du bist eigentlich die Person, ich weiß nicht wie es dir geht, vielleicht hast du da Erfahrung, aber du bist ja die Person, die in ihrem Job das Thema Nachhaltigkeit vermittelt. Und das wissen all deine Freunde wahrscheinlich. Aber ich könnte mir vorstellen, dass es dann auch zu Situationen kommt, so ist es bei mir zumindest teilweise, wenn man mal Dinge tut, die nicht nachhaltig sind, dann kommt der erhobene Zeigefinger und dann ist genau das das Problem. „Wie, du fliegst jetzt in den Urlaub? Hast du mir nicht letztens erzählt, du verzichtest auf Fleischkonsum, weil du die Umwelt schützen willst? Das verstehe ich nicht.“ Diese gegenseitigen Schuldzuweisungen, die in dieser Diskussion oder in dieser ganzen Debatte, wir müssen nachhaltiger leben, einfach total destruktiv sind, oder?
Marijana:
Ja, absolut. Das nennt sich Whataboutism.
Flemming:
Genau.
Marijana:
Auch da gibt es einen Fachbegriff für: Whataboutism. Also, na klar, einen tollen Terminus. Und das beschreibt genau das. So: „Aha, okay, also du willst jetzt nicht mehr Auto fahren. Aber what about fliegen? Ah, okay, du verzichtest jetzt auf Fleisch. Aber what about dieses Plastikplanschbecken, was du jetzt gerade gekauft hast für dein Kind?“ Und was dahinter steckt, ist ein ganz einfacher psychologischer Mechanismus, eben wirklich die Schuld von dir selbst, die Verantwortung von dir selbst auf das Gegenüber zu schieben. Und dadurch also wirklich so eine Debatte, die irgendwas mit dir zu tun haben könnte, wo du vielleicht auch dein eigenes Verhalten irgendwie mal untersuchen könntest, von dir wegzuschieben und halt alles immer bei dieser Person zu lassen. Und du hast vollkommen recht, ich finde es auch, es ist wahnsinnig anstrengend. Und ja, man kann das halt ganz einfach aus dem Weg räumen, indem man da diese Einwände schon vorwegnimmt. Also indem du halt selber sagst so, ja, ich weiß, dass ich nicht perfekt bin, muss ich auch nicht. Also ist keiner von uns. Und selbst Menschen, die für irgendwas stehen, also ich weiß nicht, Mady Morrison fällt mir jetzt als erstes ein, die macht Yoga, auch die isst Chips und hat mal schlechte Tage und hat mal eine Woche vielleicht sich nicht bewegt, weil es ihr kacke ging und sie keinen Bock hatte. Und ich habe jetzt auch bald wieder ein Auto und ich kaufe auch nicht immer plastikfrei ein, ganz im Gegenteil. Und das muss auch überhaupt nicht so sein, sondern es geht um diese ganz, ganz, ganz vielen kleinen Schritte. Weil ich sage immer, wir brauchen nicht ein paar Menschen, die alles perfekt machen, sondern wir brauchen ganz, ganz viele Menschen, die ein paar Dinge gut machen und in der Summe dann ganz, ganz viel verändert wird. Und das möchte ich auch nochmal sagen, es ist super wichtig, nicht immer nur die Verantwortung auf einzelne Gesellschaftsmitglieder zu bringen. Also nicht zu sagen so, du musst jetzt das machen und du und du und du, sondern das ist ein politisches Thema. Das ist ein wahnsinnig politisches Thema. Und wenn Fliegen nun mal so viel günstiger ist, als mit der Bahn zu fahren, bin ich auch nur ein Mensch. Und wenn es so viel weniger Zeit kostet und ich nur so und so viel Zeit zur Verfügung habe, weil ich es mir halt nicht leisten kann, irgendwie vier Tage anzureisen und 1.500 Euro dafür zu zahlen, ja, bitte. Und dann fliege ich, safe.
Flemming:
Dann genau deshalb, ja, also schön, dass du es gesagt hast, wir können diese ganzen Probleme nicht auf die, nicht nur und nicht vorrangig auf die Bürger, Bürgerinnen und Bürger abwälzen, sondern eben das ist ein systemisches Problem und da muss eine Veränderung weiter oben stattfinden oder ein Umdenken. Und das an dieser Stelle noch weiter auszuführen, führt, glaube ich, zu weit. Aber ich glaube, wir sind uns da relativ einig, dass da die Veränderung stattfinden muss. Natürlich soll das nicht davon, soll das nicht jeden von seiner persönlichen Verantwortung befreien oder entbinden. Also wir haben alle eine Verantwortung.
Marijana:
Ganz im Gegenteil.
Flemming:
Genau, ganz im Gegenteil.
Marijana:
Und unsere Nachfrage bestimmt das Angebot. Also wenn du Bio kaufst, wenn du entsprechend nachhaltige Alternativen kaufst oder so, wenn du weniger kaufst, klar, hat das einen Einfluss.
Flemming:
Ja, ganz genau. Aber ja, es ist schön, dass du es gesagt hast. Du sprichst ja so ein bisschen, wahrscheinlich vielen Leuten einfach aus der Seele. Ja, ich möchte in den Urlaub nach Mallorca. Soll ich da jetzt für, was weiß ich, wie teuer sind die Flüge da mittlerweile, 69 Euro hinfliegen? Oder fahre ich 2 Tage…
Marijana:
Ja, gibt’s auch manchmal für günstiger.
Flemming:
Ja, wahrscheinlich. Oder fahre ich 2 Tage mit dem Zug und nehme dann noch die Fähre? Natürlich, das sind alles wichtige Überlegungen, definitiv. Genau, aber wie du gesagt hast, und ich glaube, das ist hier in diesem Podcast jetzt auch deutlich geworden, es gibt ‘ne persönliche Verantwortung, die jeder hat, die jeder auch übernehmen kann, ohne jetzt militant zu werden und zu sagen, ich muss jetzt in jeder Hinsicht der nachhaltigste Mensch aller Zeiten sein. Und gerade auch dieses Sich-hinterfragen, wenn man mit dem Finger auf andere zeigen möchte, das ist, glaube ich, auch noch ein ganz wichtiger Punkt.
Marijana:
Und was man auch immer machen kann, um wirklich anzufangen, auch darum soll es ja hier so ein bisschen gehen, glaube ich, dass wir uns mal fragen, okay, aber wie kann ich das denn jetzt machen? Und was sind denn meine ersten Schritte? Dass du dir halt einfach überlegst, was fällt mir am leichtesten? Und wo habe ich am meisten Spaß dran? Und was entspricht meinen Werten? Weil nur das dann Spaß macht, weil keiner von uns hat Bock, irgendwie zu verzichten, das halten wir sowieso nicht lange durch, das ist wie eine Diät, funktioniert so auch nicht. Und dich da zu fragen, okay, vielleicht ist es bei mir das Badezimmer, wo ich auf nachhaltige Alternativen setzen kann und sage, ich kaufe nicht mehr die Abschminkpads oder ich investiere in einen nachhaltigen Rasierhobel und vermeide Einwegrasierer. Oder ich nehme ein festes Stück Seife anstatt irgendwie 70 verschiedene Plastikflaschen für alles Mögliche. Vielleicht fällt dir das leicht. Vielleicht bist du aber auch der, der sowieso lieber campt und mit dem Fahrrad fährt in den Urlaub. Dann fällt es dir leicht, aufs Fliegen zu verzichten. Vielleicht mochtest du Fleisch noch nie wirklich. Dann isst du halt kein Fleisch und sagst so, nee, ich schmeiße mir lieber meine Zucchini auf den Grill. Ich weiß nicht. Sagst du Zucchini oder Zucchini übrigens?
Flemming:
Ich sage Zucchini, ja, genau.
Marijana:
Zucchini. Ja weil ich werde immer ausgelacht für Zucchini.
Flemming:
Ja, weil eigentlich kommt der Begriff ja dann aus dem Italienischen und dann ist dieses CCH, wird K ausgesprochen. Aber im Deutschen sagen das ja auch viele unterschiedlich. Also ich lache dich nicht aus.
Marijana.
Zucchini. Danke, das ist lieb.
Flemming:
Genau, aber ich glaube, das, was du gesagt hast, ja. Ich kann in jeder Hinsicht überlegen, wo kann ich anfangen? Und es geht auch nicht darum, alles von heute auf morgen zu machen. All das, all das Thema Nachhaltigkeit, das muss man auch noch mal erwähnen, ist ja ein Prozess, der sich über Wochen, Monate, Jahre erstrecken kann. Und ich merke heute noch bei mir, dass ich Dinge einfach in meinen Alltag noch nicht integriert habe oder gerade integriert habe, die ich jetzt vor kurzem erst entdeckt habe. Beispielsweise es gibt für die Spülmaschine, nein, Entschuldigung, ich verwechsele immer, für die Waschmaschine gibt es mittlerweile so kleine Pads, die man quasi einfach reinlegen kann, statt dann immer diese fetten Plastikflaschen zu kaufen, mit der Flüssigkeit. Ich weiß nicht, wie machst du es? Hast du da vielleicht auch einen Tipp für mich?
Marijana:
Süß. Ich habe gerade, also für alle, die jetzt zugucken, die haben es gesehen, für alle, die es nur auf den Ohren haben, die haben es jetzt nicht gesehen, aber es war so, du erzähltest und hast so ganz doll auf meine Reaktion geguckt „Ja, aber ist das cool oder wie machst du das so?“
Flemming:
Also, ich hab…
Marijana:
Ist das richtig?
Flemming:
Ja, genau, „Ist das richtig, Frau Lehrerin?“ Ich habe gerade… Genau, ich habe gerade diese Sache entdeckt und glaube zumindest, dass sie deutlich nachhaltiger ist, als Plastikflaschen, als Spülmittel in Plastikflaschen zu kaufen. Aber jetzt kannst du nochmal deine Expertise hier walten lassen.
Marijana:
Jetzt kommst du. Genau, also ganz grundsätzlich ist wichtig zu wissen, dass jedes Mal, wenn du flüssig etwas kaufst, also flüssig Shampoo, flüssig Waschmittel, flüssig whatever, da ja zwei Dinge wichtig sind. Nämlich einmal wird ganz viel Wasser beigemischt, damit es überhaupt flüssig ist. So, das ist eigentlich unnötig. Und das Zweite, es braucht eine andere Verpackung, damit es überhaupt flüssig nicht ausläuft und irgendwie gehalten werden kann. Und das wiederum hat dann auch ganz viel mit Transport und Ressourcen zu tun, die dann irgendwie in der Kette wieder hängen. Aber um beim Thema zu bleiben, warum flüssig nicht unbedingt immer geil ist, ist eben genau das. Und was es als Alternative gibt, sind ganz einfach trockene Geschichten, wo kein Wasser beigemischt wird, was den Transport wieder schwerer macht und die Verpackung und so. Und was viel wichtiger ist, ist aber einfach auf die Art des Waschmittels auch zu gucken. Und zu schauen, ist das biologisch abbaubar? Ist das einwandfrei? Ist das wirklich das, was du in deinen Sachen haben willst? Und es gibt da von bis. Du kannst wirklich von ganz natürlichen Sachen Gebrauch machen, wie Kastanienschreddern, die die sogenannte Saponine haben, also Kastanien-eigene Seifenanteile, die dann raustreten und mit denen du waschen kannst. Das kannst du im Herbst machen. Du kannst wirklich Kastanien sammeln, schreddern, dann kannst du dir ein Waschmittel selber machen.
Flemming:
Krass.
Marijana:
Ja, ist super cool. Also es ist so wie die Waschnüsse, die es sonst gibt, die von weit her transportiert werden, aus Indien kommen die, die kannst du hier regional dann sammeln. Kannst du Kastanien sammeln. Musst nur aufpassen, dass die nicht vergammeln und so. Wenn du darauf Bock hast. Du kannst auch Kernseife nehmen und da ein bisschen Öl beimischen, Kernseife klein reiben und machen, wenn du darauf Bock hast. Ich habe irgendwann gesagt, ich bin nicht die DIY-Tante. Ich wollte ja mehr Zeit. Ich hatte keine Lust schlichtweg, all meine Sachen selber zu machen, sondern ich wollte eine ökologische Alternative. Ich wollte es gesundheitlich einwandfrei für mich und meine Familie, vor allem natürlich für meine Tochter. Das war mir irgendwie noch wichtiger als ich selbst erstmal. Und ich habe dann irgendwann entweder im Unverpackt-Laden das direkt gekauft und abgefüllt, weil das natürlich, kannst du Verpackung sparen und so. Oder aber ich setze einfach wirklich auf, ich nenne jetzt die Marke einfach mal nicht, ich würde sagen, da kannst du einfach in einen Bioladen gehen und einen normalen Pappbehälter kaufen mit gutem Bio-Waschmittel, was dann einwandfrei ist und auch unseren Gewässern und unseren Abwässern nicht schadet. So mache ich es.
Flemming:
Sehr, sehr gut. Aber zumindest habe ich das mit dem Flüssig-Waschmittel schon mal beendet. Da bin ich schon mal auf dem richtigen Weg. Schwein gehabt.
Marijana:
Weißt du, was einfach auch, glaube ich, jetzt noch mal wichtig ist, zu sagen ist, das ist alles ein Prozess und es ändert sich auch immer. Ich habe früher ganz andere Sachen gemacht als jetzt und andere Dinge werden irgendwie relevanter und so. Und mir ist auch noch mal ganz wichtig, im Zuge dieser Nachhaltigkeits-Bubble, die einerseits mega gut ist, weil es ist ganz toll. Da kommen Menschen irgendwie um die Ecke und erfinden tolle Sachen und tolle Alternativen. Aber du musst halt immer aufpassen, dass da kein Greenwashing hinter steht, also dass dir etwas als mega toll und als mega bio und als mega nachhaltig verkauft wird, was im Kern einfach derbe unnötig ist. Also auch da wieder: „brauche ich das wirklich?“ Dann wird dir irgendwas verkauft von, ich weiß nicht, ich versuche gerade so beim Waschen, ja, ich sehe gerade ganz, ganz viele angeblich nachhaltige Waschmittel oder Waschprodukte oder so. Und im Kern denke ich mir so, Diggi, warum machst du es so kompliziert, wenn es so einfach sein kann? Also dann brauchst du irgendwie angeblich ganz viele special Sachen und machen ganz viele Influencer, machen da ganz viel Werbung für, weil sie dafür bezahlt werden. Und das sind an sich auch gute Sachen, aber es ist so ein bisschen wie, wenn du vegan leben willst, musst du vegane Produkte kaufen. So, das ist ja Quatsch. Ich glaube, du weißt, was ich meine.
Flemming:
Ganz genau. Ja, also da gibt es ja mega viele Ersatzprodukte und das, was du gerade gesagt hast, dieses… Ich glaube, mittlerweile ist Nachhaltigkeit, da können wir den Bogen hier mal schließen. Den Bogen schließen? Jetzt überlege ich gerade selbst.
Marijana:
Den Bogen schlagen. Man schlägt den Bogen. Oder?
Flemming:
Ja. Den Bogen schlagen. Uiuiui. Deutsch-Podcast. So, da können wir den Bogen mal schlagen, zurück zu diesem Ausspruch „Nachhaltigkeit sexy machen“. Ich glaube, mittlerweile ist Nachhaltigkeit so sexy geworden, dass, wie du sagst, dieses Greenwashing einfach so stark ist auch. Es steht auf kaum einem Produkt steht, ich mache es mal anders herum, auf den meisten Produkten steht mittlerweile irgendwas in diesem Zusammenhang. Hier wird CO2 eingespart oder hier ist weniger Plastik als sonst. Wo ich mir denke, okay, auf derselben Joghurtpackung, die ich vor 5 Jahren schon gekauft habe, steht heute drauf, 20% weniger Plastik. Als was? Ja. 20% weniger als was? So, also das ist genauso die gleiche Größe. Es ist einfach, wie du sagst, es ist sehr irreführend bei vielen Produkten.
Marijana:
Ich stelle mir gerade vor, wie du so im Supermarkt stehst. 20% als was? Als was? Als was? Das ist so mega…
Flemming:
Ja, das verdient auch mal Emotionen, dieses Thema. Ja, aber es ist genauso. Es steht auf so vielen Produkten mittlerweile drauf und man lässt sich da sehr schnell in die Irre führen. Andererseits soll das nicht darüber hinwegtäuschen, dass auf vielen Produkten es auch draufsteht, zu Recht, dass es da eben dann auch dieses Label irgendwo verdient.
Mrijana:
Ja, aber du lässt dich halt dann leicht in die Irre führen. So „Ja, geil, ich hab was Gute getan. Hab ich für den Joghurt 20% weniger Plastik… Siehst du, ich bin ja hier mega Umwelt.“
Flemming:
Genau. „Guck mal hier, mein ganzer Einkaufswagen voller Produkte, die alle irgendwas für das Klima und für die Umwelt tun.“
Marijana:
„Voller Plastik, aber ich habe mega CO2 eingespart. Richtig gut, well done.“
Flemming:
Genau. Ja, sehr schön. Marijana, das war ein unheimlich bereicherndes, wertvolles, gutes Gespräch hier. Es hat mir mega viel Spaß gemacht.
Marijana:
Fand ich auch.
Flemming:
Ja, ganz, ganz toll. Ich glaube, die Leute können hier auch mega viel mitnehmen. Also vielen, vielen, vielen Dank, dass du da warst und das mit uns alles geteilt hast.
Marijana:
Danke dir sehr für die Einladung. Es hat mir wahnsinnig viel Spaß gemacht. Auf bald hoffentlich und eine großartige Wiederholung zu all den Themen, die wir jetzt hier heute nicht angesprochen haben.
Flemming:
Sehr, sehr gerne. Ich glaube, da gibt es noch einiges.
Marijana:
Oh yes, vielen Dank.
Flemming:
Vielen, vielen Dank. Mach’s gut und wir sehen uns, hören uns hoffentlich bald.
Marijana:
Yes, ciao.
Flemming:
Und für euch, liebe Leute, bitte, wenn euch dieser Podcast, diese Folge gefallen hat, dann bewertet den Podcast. Ihr wisst, das könnt ihr auf allen Podcast-Plattformen machen, auf YouTube ein Like hinterlassen und gerne auch kommentieren. Also wenn ihr Fragen zu dieser Folge habt, Fragen zu dem, was Marijana und ich hier erzählt haben, dann stellt diese Fragen. Ich werde euch auch nochmal alle Links zu Marijana hier in die Shownotes legen, sodass ihr sie bei Instagram und über ihre Website finden könnt. Auch den Podcast von Marijana werde ich nochmal verlinken. Da ist auf jeden Fall ganz, ganz viel interessantes Material zu hören und zu sehen, falls ihr euch für das Thema einfach interessiert. Und ansonsten würde ich sagen, vielen Dank fürs Einschalten. Wir sehen und hören uns nächste Woche hoffentlich wieder mit einer neuen Folge von Deutsches Geplapper. Bis dahin, bleibt gesund, verschwendet nicht zu viel Zeug, macht langsam statt schnell und ja, bis bald. Ciao.
Willst du gleich weiterhören? Hier ein paar Vorschläge:
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Marijana bietet demnächst einen kostenlosen Workshop zum Thema „Mehr Zeit statt Zeug“ an. Dort kannst du dich unter diesem Link anmelden:
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Ansonsten findest du Marijana auch hier:
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