#54 – Lampenfieber? Tipps gegen die Nervosität beim Deutsch Sprechen – mit Rhetoriktrainer Oliver Walter

Sprecher 1 (00:00)
Wir machen mal einen ganz kleinen Sprung und zwar noch mal eigentlich zurück, aber auch nach vorne. Du hast nämlich vorhin ja auch gesagt, du selbst bist früher eher schüchtern gewesen und rhetorisch nicht unbedingt bestens veranlagt. Ich weiß nicht, wie du es selbst beschreiben würdest. Vielleicht kannst du da noch mal kurz drauf eingehen und sagen, was du dann konkret getan hast, um zum Rhetoriktrainer zu werden.

Sprecher 2 (00:30)
Tatsächlich war es bei mir sogar so heftig, ich habe als Kind sogar mal eine Zeit lang gestottert, also ohne dass es irgendwelche Gründe dafür gab, rein psychisch bedingt letztendlich. Und ja, ich habe mich halt damit beschäftigt. Damals natürlich noch sehr unstrukturiert. Also heute als Rhetoriktrainer würde ich wahrscheinlich eher über Kopf zusammenschlagen, wenn ich das noch mal so erleben würde. Aber damals als Jugendlicher, klar, ich habe mir alle möglichen Bücher durchgelesen. Sehr tolle Ratgeber, aber auch teilweise furchtbares Zeug, so in der Jugend, wenn man sich so fürs andere Geschlecht interessiert anzufangen. So Sprüche-Ratgeber, die besten Anmachsprüche und diese Bücher sind einfach totaler Blödsinn. Aber hat man alles mit studiert und dann natürlich auch so nach und nach eben auch so ein bisschen gezwungen, die eigene Komfortzone zu verlassen, es einfach mal auszuprobieren. Ich glaube, das ist ganz wichtig, dass man bereit ist, so aus der eigenen Komfortzone rauszukommen, ohne deswegen gleich zu weit zu gehen. Ich glaube, das ist wirklich sowas, was man step by step machen muss. Immer wieder ein bisschen weiter und sich einfach mal was trauen oder eben auch selbst herausfordern und sich auch das Scheitern erlauben. Ich habe es auch mit dem ein oder anderen… Ist bei mir auch schiefgegangen. Also ich habe zum Beispiel auch mit Schlagfertigkeit eine Zeit lang dann, wo ich’s mal so richtig drauf hatte, übertrieben. Also man kann auch zu schlagfertig sein oder eben nicht richtig einschätzen können, wann mache ich was. Und das kann dann auch Beziehungen wirklich belasten oder auch kaputt machen. Wenn du Leuten so richtig jedes Mal eins vor den Latz knallst verbal, kann das halt dazu führen, dass die keinen Bock mehr haben, mit einem befreundet zu sein. Das musste ich auch mal feststellen. Also man muss auch irgendwo aufpassen, dass man es nicht zu sehr übertreibt. Und ja, das war alles learning by doing über viele Jahre mit viel Theorie. Die Ausbildungen habe ich tatsächlich erst später gemacht, dass ich Kommunikationsseminare besucht habe, das kam wirklich erst später.

Sprecher 1 (02:23)
Okay, okay. Und vielleicht, um da noch ein bisschen konkreter zu werden: gibt es denn Dinge, die jetzt jeder Hörer, jede Hörerin hier auch direkt anwenden kann, um vielleicht aus einer Unsicherheitszone zu kommen und wie du sagst Learning by doing, vielleicht etwas, was man täglich machen kann, um ein besserer Rhetoriker zu werden, ein besserer Redner und in der Öffentlichkeit auch überzeugender aufzutreten?

Sprecher 2 (02:53)
Ja, also ich mache das ja in meinem Podcast eh, dass ich in jeder Folge am Ende eine Hausaufgabe der Woche habe, damit man da auch so ein bisschen was im Alltag vielleicht ausprobiert. Weil letztendlich sprechen wir ja alle ständig. Das ist ja das Witzige eigentlich an Rhetorik. Also wir reden darüber, wie man gut reden kann, aber eigentlich lernen wir alle reden mit einem Jahr oder anderthalb Jahren und können das dann irgendwann schon als Kind. Und trotzdem kann man eben noch was verbessern. Aber das heißt, man ist ja ständig in Gesprächen, kommuniziert ständig, und das heißt, man hat auch ständig die Möglichkeit, etwas auszuprobieren. Und ich glaube, einer der wichtigsten Sätze in Sachen Kommunikation oder Kommunikationstraining ist tatsächlich: „Wenn was nicht funktioniert, mach was anderes“. Also im Fall der Fälle irgendwas anderes. Weil Kommunikation ist jetzt auch keine exakte Wissenschaft wie Physik. Also wenn du den Backstein runterfallen lässt, der fällt jedes Mal mit exakt der gleichen Geschwindigkeit auf den Boden. In der Kommunikation funktioniert das ja nicht. Da reagieren Menschen immer wieder anders und jeder Mensch wieder ein bisschen anders und je nach Stimmung. Aber es ist einfach sehr spannend zu sagen: „Gut, ich habe da vielleicht so meine Muster und die durchbreche ich einfach mal und mach wirklich irgendwas anders und bin mal gespannt, was passiert“. Und so diese Neugier, ein bisschen auch mit Sprache zu spielen oder mit der eigenen Kommunikation, finde ich unglaublich wichtig, weil sich dadurch schon sehr viel dann so systemisch nachverändert. Also mit jeder Kleinigkeit, die ich verändere, passiert dann auch ganz viel mehr nach und nach. Und deswegen, es gibt für alles Mögliche Rhetoriktricks. Ich arbeite auch gerade an so einem Buch mit, wo ich’s wirklich reduziert hab auf die allerwichtigsten, da bin ich jetzt tatsächlich bei 33 Tipps. Also das würde den Rahmen deines Podcasts komplett sprengen. Aber ich glaube wirklich, dieses einfach mal was anders machen, als man es bisher gemacht hat, weil es bisher so nicht so gut funktioniert hat und ich nicht zufrieden damit bin, wie das läuft, sollte ich mal was anderes machen. Also es gibt da durchaus Leute, die machen immer dasselbe in der Kommunikation und wundern sich, warum sie nicht den Job kriegen, den sie möchten. Oder nehmen wir dieses Beispiel Flirten. Ich flirte jedes Mal auf dieselbe Art und Weise denselben Typ Frau in derselben Situation an und es klappt nie, dann sollte ich vielleicht irgendwas verändern. Entweder den Typ Frau, entweder die Situation oder die Art und Weise, wie ich mit den Menschen kommuniziere und mich dann überraschen lassen, ob sich dadurch nicht auch schon was verändert.

Sprecher 1 (05:11)
Okay, also gute Rhetorik setzt definitiv auch ein gewisses Maß an Selbstreflexion voraus, kann man festhalten.

Sprecher 2 (05:18)
Definitiv. Und Flexibilität. Also ich glaube, gute Rhetorik hat sehr viel mit Flexibilität zu tun, dass ich viele verschiedene Möglichkeiten habe zu kommunizieren und dann je nach Situation auch noch in der Lage bin rauszufinden, welche jetzt die richtige ist. Also das ist im Business so, das ist mit Kindern so. Ich hab zwei Kinder und da fragt man sich ja auch immer, wenn da irgendwas schief läuft: „Brauchen die mich jetzt verständnisvoll? Brauchen die mich jetzt mal ein bisschen klare Kante und auch mal ein bisschen lauter mit der Stimme?“ Also wenn man immer nur eine Reaktionsweise hat, wird’s schwierig. Gibt auch diesen schönen Satz, dieses Law of Instrument: Wenn ich nur einen Hammer habe, dann sieht jedes Problem wie ein Nagel aus. Und es ist halt schön, wenn ich nicht nur einen Hammer habe, sondern auch eine Zange und ’ne Bohrmaschine und dann einfach auf verschiedenste Weise da einfach an Sachen rangehen kann. Und deswegen mache ich zum Beispiel auch mit Klient*innen, wenn es ums Thema Schlagfertigkeit geht, dass ich immer sage: „Gut, lass uns mal erarbeiten, eine diplomatische Antwort, eine klare Antwort und eine sehr provokante Antwort“. Und dann hast du schon mal drei Möglichkeiten für die konkrete Situation, was du tun kannst. Und gerade diese Flexibilität, glaube ich, ist in der Kommunikation das A und O, dass man eben nicht immer gezwungen ist, dasselbe zu tun wie so ein Reflex, sondern dass man eben in der Lage ist, auch für sich zu überlegen und zu reflektieren, okay, was will ich jetzt eigentlich erreichen? Wie geht das vielleicht hier am besten? Was tue ich?

Sprecher 1 (06:47)
Okay. Und jetzt hast du von 33 Tipps gesprochen, die du in deinem Buch bearbeitest. Die wollen wir wirklich nicht alle durchnehmen, das ist zu lang. Aber vielleicht ja so mal ein, zwei davon konkret besprechen. Was wären so ganz konkrete Dinge, die du vielleicht den meisten Leuten empfehlen würdest?

Sprecher 2 (07:09)
Ja, es fängt an bei Dingen wie zum Beispiel: Viele Menschen haben Probleme mit Lampenfieber. Es gibt ja auch eine Statistik aus den USA, glaube ich, wobei ich mir nicht sicher bin, ob die echt ist oder nur auf einem Gag basiert. Aber da heißt es irgendwie, dass laut einer Umfrage mehr Menschen in den USA Angst davor haben, öffentlich vor anderen zu reden als vor einem Atomkrieg. Weil da so eine Druck- und Stresssituation für viele Menschen ist, wo ich dann eben auch versuche in dem Buch sehr kurz und knapp das Ganze zu halten, weil so viel braucht es dafür gar nicht. Also gerade bei Lampenfieber geht es um die Akzeptanz auch. Ich kann mir auch vorstellen, dass Lampenfieber gerade bei Menschen, die eigentlich fremdsprachig sind und Deutsch gelernt haben, auch noch mal in viel mehr Situationen da ist. Und da sage ich Leuten immer, Lampenfieber ist etwas ganz Natürliches. Also wir sind nicht dafür gemacht, vor Menschen uns hinzustellen und zu sprechen. Das ist alles etwas, was wir zivilisatorisch irgendwann mal eingeführt haben. Wenn wir so zurückgehen, was man in der Psychologie gern macht, so die Steinzeit oder sowas. Da hat man sich nicht hingestellt und große Reden geschwungen. Das heißt, es ist etwas, was bei uns Stress auslöst. Testosteron schießt ein in den Körper. Und dann hat man sich in der Steinzeit entschieden Flucht oder Angriff. Das heißt irgendwas mit Bewegung. Und das größte Problem, was viele Menschen machen, ist, wenn sie merken, sie bekommen Lampenfieber, sie werden nervös, dieses Gefühl steigt auf, dass sie dann versuchen, ruhig zu bleiben, möglichst ruhig sich hinzustellen, möglichst ruhig irgendwie die Körperteile zu halten. Und tatsächlich ist das, was Adrenalin wieder abbaut, ist tatsächlich Bewegung. Das heißt, in dem Augenblick, wo ich mich ein bisschen bewege, noch kurz Treppensteigen, bevor ich einen Vortrag halte, baut tatsächlich Adrenalin wieder ab. Und das hat ja auch was sehr Positives, finde ich. Also wenn man mit ein bisschen Lampenfieber im richtigen Maß vor Leute tritt und spricht, ist man einfach viel mehr da, viel präsenter, viel überzeugender, als wenn ich so total gelangweilt, relaxt so „ja, mhh, ich erzähl euch jetzt mal was“. Also Lampenfieber ist durchaus was Positives und das versuche ich da auch so ein bisschen darzustellen, dass man da keine Angst davor haben muss, sondern einfach die Frage, wann kann ich es im richtigen Augenblick körperlich abbauen? Und vielleicht noch mal schnell ein bisschen bewegen. Deswegen mag ich’s zum Beispiel auch, wenn ich auf der Bühne stehe, vorher noch ein Backstage zu haben und nicht irgendwie mit dem Publikum zu sitzen, weil man dann die Möglichkeit hat, noch ein bisschen hin und her zu laufen. Und das tut unglaublich gut, dann so die richtige Menge an Lampenfieber einfach für sich zu bekommen.

Sprecher 1 (09:44)
Okay, cool. Ich glaube, du hast jetzt oft genug Lampenfieber gesagt, ich glaube, die Leute haben das im Kontext jetzt verstanden. Ich wollte den Begriff eigentlich vorhin noch kurz erklären, aber ich denke, es müsste jetzt allen klar gewesen sein. Alles gut.

Sprecher 2 (09:59)
Auftrittsangst im niedrigeren Sinne, würde ich sagen. Es gibt auch eine Auftrittsangst, die ist dann schon wieder eher psychologisch behandelbar. Die hat dann meistens irgendwelche Gründe, aber die normale Nervosität vor Auftritten, genau das ist dieser Begriff Lampenfieber.

Sprecher 1 (10:12)
Genau. Sehr gut. Ja, und das schafft uns eine richtig schöne Überleitung, weil ich auch ganz genau weiß, durch meine Arbeit als Deutsch-Coach, dass es viele Leute oder viele Sprachenlernende einfach gibt, die speziell im beruflichen Kontext einfach Probleme haben, ich sage mal, im Meeting vor anderen zu sprechen, weil es ja auch nicht die Muttersprache ist. Da bewegt man sich ja weit außerhalb der Komfortzone. Und einfach auch viele Leute, die wirklich ein gutes Deutschniveau haben, ja, ich hatte heute Morgen ein Coaching mit einer von denen, schöne Grüße, die wirklich ein gutes Deutschniveau haben und trotzdem dieses Selbstbewusstsein gar nicht haben oder das Bewusstsein dafür, dass sie wirklich gut sprechen können und dann in bestimmten Situationen einfach alles durcheinander geht im Kopf und man keine Worte mehr rauskriegt. Und man kritisiert sich in diesem Moment selbst und verflucht sich selbst und dann wird es ja immer nur noch schlimmer. Man hat ja eigentlich die Fähigkeit, aber in diesen speziellen Momenten passt es dann einfach nicht. Gibt es da Dinge, die du vielleicht empfehlen würdest, um aus so einer Situation wieder raus zu kommen oder um die Worte wieder zu finden?

Sprecher 2 (11:34)
Ja tatsächlich. Also im Poetry Slam, was ich auch mache, wenn da jemand seinen Text vergisst, ruft man „Heavy Metal“ rein. Das hat einfach nur die Funktion, irgendeinen Separator zu setzen, quasi eine Unterbrechung. Und das kann man natürlich für sich selbst auch so ein bisschen machen. Also ich empfehle immer, irgendeine nette Anekdote parat zu haben, die man jederzeit einstreuen kann, die komplett kontextunabhängig ist. Und in der Zeit kann man in Ruhe überlegen, wo man eigentlich war und wieder ansetzen. Und ansonsten so eine nette Geschichte, kleinen Witz. Was hat man gestern erlebt? Was war so eine ganz lustige Anekdote, wo die Leute einfach mal kurz lächeln und die kannst du erzählen, ohne dabei denken zu müssen. Und in der Zeit hat dein Gehirn Zeit zu rattern und sich alles wieder zurechtzulegen und dann kannst du weitermachen. Oder eben auch gerade bei Nicht-Muttersprachler*innern find ich’s auch völlig in Ordnung dann mit so einer gewissen radikalen Ehrlichkeit auch zu sagen „Oh, jetzt häng ich gerade, einen Augenblick bitte“, einen Schluck zu trinken und dann kommt man meistens auch wieder rein. Also das ist so eine Frage der Fehlerkultur. Ich glaube, dass wir meistens vor Fehlern viel mehr Angst haben, als was sie eigentlich wirklich beim Publikum auslösen. Also Fehler machen auch ein stückweit sympathisch, wenn sie kongruent sind. Also ich habe das auch schon erlebt, dass jemand so zu Beginn gesagt hat „Mensch, ich bin so furchtbar nervös“ und das ganze Publikum hat so ein bisschen gelächelt und der Mensch war einem gleich sympathisch, wenn auch die Körpersprache natürlich dazu passt. Wenn das jetzt jemand macht, der super überzeugend auftritt und sagt „Oh, bin ich aber heute nervös“, dann wirkt das natürlich nicht. Aber wenn das wirklich so richtig authentisch rüberkommt, dann sind die Leute gleich auch emotional bei einem und möchten einen am liebsten so aus der Ferne drücken und da hat man gleich die Leute auf seiner Seite. Und deswegen, wenn man das sympathisch rüberbringen kann, dann sind Fehler auch überhaupt nichts Schlimmes. Meistens fällt’s den Leuten gar nicht auf. Also gerade wo du sagst, mal rauskommen. Ich trainiere mit Leuten in Seminaren auch sehr häufig einfach mal Pausen… zu setzen. Und diese Pause, die ich gerade gemacht habe, waren fast drei Sekunden und es kam wahrscheinlich niemanden übertrieben lang vor. Und das waren jetzt auch wieder drei Sekunden und es kam niemandem übertrieben lang vor. Das heißt, du kannst dir diese Pause auch wirklich einfach nehmen, so eine Kunstpause. Also manche Redner*innen machen das ja sogar absichtlich, dass sie sich auf die Bühne stellen an bestimmten spannenden Punkten und so die Hand an die Schläfe und so, als würden sie wirklich überlegen, was sie jetzt als nächstes sagen. Also da spricht gar nichts dagegen. Von daher, wenn man mal kurz raus ist, ich glaube, man selbst bewertet das immer als viel tragischer, als es eigentlich ist.

Sprecher 1 (14:08)
Ja, ganz genau. Das ist ja wirklich das, was ich dann auch immer meinen Coaching-Teilnehmern sage, dass die Fehler eben wirklich nur im eigenen Kopf so hoch bewertet werden oder so schlimm wahrgenommen werden und die Zuhörerinnen und Zuhörer einfach da weniger Probleme drin sehen. Aber das ist schön, dass du das hier an der Stelle auch noch mal sagst, das ist ja auch ein rhetorisches Mittel.

Sprecher 2 (14:34)
Ja klar, und ich glaube, gewisse Fehler machen auch sympathisch, wie schon gesagt. Also ich glaube, der absolut perfekte Redner, die absolut perfekte Rednerin, würde die Leute eher verunsichern. Also wenn wirklich alles perfekt ist, ich habe das schon teilweise gesehen, so in YouTube-Videos aus Amerika. Da gibt es so manche Speaker, die haben das wirklich so perfektioniert, die machen gar nichts mehr falsch und das ist furchtbar. Also da fehlt so alles Persönliche. Wenn du mal so denkst an Politiker und Politikerinnen und da gäb’s jetzt welche, da würden diese ganzen Kabarettisten und Nachmacher nichts mehr finden, was sie imitieren können für ihre Parodien. Das wäre total problematisch. Also du brauchst so ein Markenzeichen auch. Ich sage immer, arbeiten wir an gewissen Punkten, die vielleicht wirklich dich deutlich voranbringen können, aber lass uns auf gar keinen Fall alles verbessern. Weil dann kommst du an einen Punkt, wo halt die Persönlichkeit nicht mehr rüberkommt.

Sprecher 1 (15:28)
Ja, das ist ein sehr, sehr guter Hinweis. Ich glaube, da können jetzt wirklich viele auch mal sich so ein bisschen mit identifizieren bzw. daraus auch etwas mitnehmen. Also diesen Punkt Fehler machen sympathisch. Es ist vollkommen okay, auch mal wirklich sich zu verplappern oder wie du gesagt hast, sich eine kurze Pause zu setzen. Ja, dass das einfach irgendwie dazugehören sollte und möglicherweise beim Gegenüber dann auch positiv aufgenommen wird.

Sprecher 2 (15:58)
Und wenn ich mit Fehlern eben selber auch noch locker umgehe und da vielleicht sogar noch ’nen Witz draus mache, dann kann ich das Ganze auch noch entsprechend gleich, also mir gleich noch die Sympathien der Leute auch noch zusätzlich sichern, wenn ich selber zeige, der Fehler ist passiert, okay, ist aber nicht schlimm, dann kommt das auch bei den Leuten entsprechend locker an.

Sprecher 1 (16:19)
Genau. Und das Gegenteil davon ist dann ja immer, was viele Leute machen, sie machen einen Fehler und verfluchen sich selbst und schlagen die Hände über dem Kopf zusammen „Oh Gott, was habe ich schon wieder gesagt“. Und das ist dann ja auch so eine Abwärtsspirale. Das kommt beim Gegenüber schlecht an, das sorgt bei einem selbst für Verunsicherung. Genau.

Sprecher 2 (16:39)
Ich hatte das zum Beispiel mal, ich habe ja schon gesagt, dass ich auch so Hochzeitsredner bin unter anderem. Und da hatte ich tatsächlich mal die Situation, dass eine Freundin der Braut gesungen hat. Also das kommt immer mal wieder vor, aber die hat an irgendeiner Stelle den Text vergessen. So, ein Profi singt zur Not zwei Zeilen „lalala“, bis er wieder auf den Text einsteigt, bei einem englischen Lied kriegt das eh keiner in der Hochzeitszeremonie mit, aber die war total aufgelöst und hat ständig noch gerufen „Oh mein Gott, ich habe den Text vergessen, es tut mir so leid, es tut mir so leid“. Und die Braut musste die Sängerin dann in der Zeremonie beruhigen, weil sie so drauf war. Ja, also wie gesagt, man kann da einfach zwei Zeilen „lalala“ und dann kommt wieder der Refrain und dann bin ich wieder drin. Und sie hat das Ganze halt erst so richtig aufgrund der eigenen aufgeblasen, dass der Fehler auch überhaupt erst mal jedem aufgefallen ist, was er sonst vielleicht gar nicht wäre. Das ist nämlich auch sowas, dass ich auch schon Fehler drin hatte bei irgendwelchen Reden und mir hinterher gedacht habe „Mist“ und dann stellst du fest, keiner hat’s gemerkt.

Sprecher 1 (17:34)
Ja, das ist sehr, sehr gut. Da kann ich selbst auf jeden Fall auch noch eine ganze Menge mitnehmen. Vielleicht noch mal, um eine Brücke zu schlagen zu unseren Zuhörerinnen und Zuhörern bzw. es geht eigentlich schon in eine ähnliche Richtung wie das, was wir gerade besprochen haben. Wenn man die Worte verliert, wenn man einfach rauskommt im Meeting oder irgendwie so, dass man da einfach kurz eine Pause setzt. Aber wenn man jetzt, ich sage mal auf einem B1/ B2 Niveau ist, noch nicht so sicher in der deutschen Sprache einfach, noch selbst auch davon überzeugt oder selbst weiß, dass man viele Grammatikfehler macht, dass die Aussprache noch nicht so wunderbar funktioniert, kann Rhetorik dabei helfen, diese Dinge zu kaschieren? Also Grammatikfehler speziell und Aussprachefehler, kann Rhetorik dabei helfen, das eben weniger auffällig zu machen?

Sprecher 2 (18:36)
Also weniger auffällig vielleicht nicht, aber sie kann es auf andere Weise kompensieren. Weil wir haben ja eine globale Sprache, also fast global. Nämlich die Körpersprache, das Nonverbale. Das heißt, ich kann natürlich vieles… Also erstmal denke ich, dass Leute, wenn sie wissen, da ist jemand nicht Muttersprachler und er spricht jetzt trotzdem auf Deutsch, dann eh das auch schon erstmal großartig finden, dass das jemand macht. Aber ich glaube, man kann ein bisschen was schon kompensieren auch über die Körpersprache. Dadurch, dass ich eine entsprechende Ausstrahlung habe, dass ich ein entsprechendes Standing im wahrsten Sinne des Wortes habe, mich entsprechend hinstelle. Dass ich entsprechend die Leute auch zum Beispiel mit Blickkontakt direkt auch mit mir connecte und auch bei der Stimme darauf achte, wenn ich eben weiß, es ist vielleicht ein bisschen undeutlicher von der Aussprache her, was mir dann selber vielleicht mit diesem Sprachniveau hilft, dass ich einfach ein bisschen langsamer rede. Das ist übrigens etwas, was auch bei diesen ganzen Denkgeräuschen, ähs, öhs usw. sehr gut hilft, dass ich einfach meine Sprechgeschwindigkeit ein bisschen runternehme und einfach mal ganz bewusst ein bisschen langsamer rede und dadurch den Leuten auch das Zuhören erleichtere und gleichzeitig mir mehr Zeit fürs Denken verschaffe. Aber wie gesagt, ich glaube, grade die Körpersprache ist auch ein sehr wichtiger Punkt, weil es einfach die globale Sprache ist. Das hat also Paul Ekman, der Wissenschaftler, mal so erforscht: „Ein Lächeln ist ein Lächeln, weltweit“. Das heißt, selbst irgendwelche indigenen Völker, die noch nie Kontakt zur sogenannten Zivilisation hatten, verstehen, was ein Lächeln heißt. Sogar Hunde können wohl von Menschen das Lächeln als Ausdruck der Freude erkennen. Das heißt, das ist wirklich komplett global. Und ja, vieles, was wir eben körpersprachlich ausstrahlen, stammt noch aus so einer Zeit, lange, bevor es überhaupt irgendeine Sprache gegeben hat und deswegen ist es sehr global verständlich.

Sprecher 1 (20:31)
Ja, okay.

Sprecher 2 (20:32)
Und dann kann ich eben bisschen mehr über Gestik und so was, Gestik, Mimik, eben auch meine Inhalte mit transportieren.

Sprecher 1 (20:39)
Ja, ganz, ganz wichtig, glaube ich für jeden, der hier zuhört, das noch mal zu verinnerlichen. Über Körpersprache und ja, Lächeln einfach auch so ein bisschen möglicherweise wegzulächeln. Einfach dadurch das Ganze für sich selbst nicht so tragisch zu nehmen und eben auch dadurch die Wahrnehmung bei anderen eben vielleicht ein bisschen zu verändern.

Sprecher 2 (21:07)
Deswegen also wie gesagt, für die reine Wirkung dessen, was wir sagen, ist es ja tatsächlich so, dass die Körpersprache viel wichtiger ist als das gesprochene Wort. Da gibt es ja so verschiedenste Studien, die manchmal auch überstrapaziert werden in ihrer Aussagekraft. Aber man kann schon sagen, je nach Situation, sind locker auch mal zwei Drittel bis Dreiviertel der Wirkung die Körpersprache und nur der Rest das gesprochene Wort. Und da das relativ global funktioniert, mit wenigen Ausnahmen, kann man das eben auch ganz unabhängig von der Sprache einsetzen. Also es gibt ja auch so… Gerade Kinder machen das so. Wenn du mit Kindern in Urlaub fährst, in irgendein fremdes Land, die sprechen keine Sprache, die können auch noch kein Englisch und treffen dort auf andere Kinder, komischerweise schaffen die es immer, sich zu verständigen und Spiele festzulegen, die sie miteinander spielen, komplett ohne irgendwelche Worte schaffen die es trotzdem, sich problemlos zu verständigen.

Sprecher 1 (21:58)
Ja, ganz genau. Kinder sind sowieso ein Phänomen in der Hinsicht, da sollten wir uns alle eine Scheibe von abschneiden. Genau da sind wir uns einig auf jeden Fall. Oliver, wie kann man dich, wenn jetzt jemand hier dir zugehört hat… Oh Gott, jetzt verlier ich selbst die Wörter, warte ich setz ’ne Drei-Sekunden-Pause. Wie kann man dich jetzt erreichen, wenn man sagt „Ich möchte rhetorisch einfach so ein bisschen mehr auf dem Kasten haben, ich möchte einfach ein bisschen sicherer sprechen, ich muss oft Präsentationen auf der Arbeit halten und dafür möchte ich einfach besser vorbereitet sein“. Kann man dann einfach, auch wenn man jetzt kein Muttersprachler ist, zu dir kommen? Wäre das möglich?

Sprecher 2 (22:44)
Ja, selbstverständlich. Also so lange die Kommunikation zwischen uns funktioniert, kriegen wir das auf jeden Fall hin. Und kann man sehr viel draus machen. Genau, gern auf meiner Website lebendigerhetorik.de oder eben auch über den Podcast Rhetorikpodcast.de, da findet man ja auch noch die Daten. Und dann kann man einfach schauen. Ich biete ja sowohl Live-Trainings an, als auch alles heutzutage via Videocall, wenn gewünscht oder meistens ist es halt einfach von der räumlichen Entfernung her dann simpler das so zu machen. Genau das ist alles möglich und da freue ich mich immer über Anfragen, weil ich es immer toll finde, Menschen dabei zu unterstützen, ob Muttersprachler oder nicht, wie man sich da weiterentwickeln kann. Habe auch schon einige Male an Schulen Seminare gehalten, wurde da angefragt und fand es cool, dass da auch Schulen Geld ausgegeben haben, um ihre Schüler*innen da noch rhetorisch voranzubringen. Und freue mich immer, wenn ich da ein bisschen was weitergeben kann und mit Menschen auch gern an konkreten Situationen arbeiten kann oder eben auch ganz allgemein einfach an den Fähigkeiten zu arbeiten.

Sprecher 1 (23:45)
Okay, perfekt. Ja und der Kontakt dann am besten über deine Website, ja?

Sprecher 2 (23:50)
Genau. Sehr gern!

Sprecher 1 (23:52)
Genau, die verlinke ich euch natürlich in den Shownotes, Leute. Da könnt ihr dann gerne noch zu Oliver Kontakt aufnehmen, wenn ihr das möchtet. Und ansonsten bedanke ich mich, Oliver, für eine richtig interessante, spannende Folge. Also ich selbst habe hier eine Menge mitgenommen und das bedeutet, glaube ich, dass alle Zuhörerinnen und Zuhörer hier auch auf jeden Fall profitiert haben. Deswegen vielen, vielen Dank! Das war echt interessant, das ist ein richtig spannendes Thema. Und ja, ich hoffe, dass wir uns vielleicht in dem Podcast-Kontext noch mal wiedersehen, weil ich denke, da gibt es noch eine ganze Menge mehr zu besprechen.

Sprecher 2 (24:27)
Das würde mich auch sehr freuen und lieben Dank für die Einladung. Wie du vielleicht gemerkt hast, ich liebe es durchaus darüber zu reden, über mein Lieblingsthema und deswegen finde ich es immer toll, dann auch diese Möglichkeit zu bekommen. Und fand das sehr, sehr angenehm mit dir, also wie du als Podcast-Host hier auch durch die Folge führst, sehr schön. Freut mich wirklich sehr, hier zu sein und gewesen zu sein jetzt.

Sprecher 1 (24:48)
Sehr schön, vielen, vielen Dank! Genau und ja, alles weitere findet ihr dann zu Oliver noch in der Folgenbeschreibung. Und ja, Leute, wenn es euch gefallen hat, ihr wisst, dann helft mir, helft dem Podcast Deutsches Geplapper gern mit einem Like und einem Kommentar. Egal ob ihr ihn auf YouTube schaut oder auf Spotify oder iTunes. Einfach Bewertungen und Weiterempfehlungen, das hilft mir immer sehr, weiter voranzukommen. Und ansonsten möchte ich auch noch mal ganz kurz auf mein Deutsch-Output-Training verweisen, da gibt’s noch freie Plätze. Also falls du daran interessiert bist, zehn Wochen lang mit mir und einer kleinen Gruppe an deinem Deutsch zu arbeiten, schreib mir einfach eine Nachricht. Die Links zu mir findest du natürlich auch in der Folgenbeschreibung. Ja und ansonsten würde ich sagen, hören wir uns nächste Woche wieder. Macht’s gut, bis bald, bleibt gesund und ciao!

Sprecher 2 (25:38)
Tschüss, tschüss!

 

Willst du gleich weiterhören? Hier ein paar Vorschläge:

Oliver und seinen Podcast findest du hier:

www.LebendigeRhetorik.de

Podcast Lebendige Rhetorik – mit Oliver Walter

Interesse am Deutsch-Coaching? Schreib mir jetzt eine Mail an:

flemming@naturalfluentgerman.com 

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