Wie ist es eigentlich, aus einem Land zu kommen, in dem die eigene Muttersprache nicht überall gesprochen oder verstanden wird? Mein heutiger Podcast-Gast kennt dieses Gefühl ganz genau. Ich habe mit Sara aus der Schweiz gesprochen. Sara war 10 Wochen lang bei mir im Deutsch-Coaching und sie kommt aus dem französischsprachigen Teil der Schweiz. Ja, und im Gegensatz zu vielen ihrer Landsleute spricht Sara sowohl fließend französisch als auch fließend deutsch. Ja, und mit Sara habe ich über diese Kommunikationsschwierigkeiten gesprochen, denen man in der Schweiz tagtäglich begegnet. Aber es geht auch um ihre Erfahrungen auf dem Weg zum fließenden Deutsch und die Frage, wie man mehrere Fremdsprachen gleichzeitig lernen kann.
Herzlich willkommen bei Deutsches Geplapper. Ich bin Flemming, Deutsch-Coach von Natural Fluent German. Dieser Podcast ist für dich, wenn du dein Hörverstehen verbessern, deinen Wortschatz erweitern, das echte Alltagsdeutsch kennenlernen und mehr über Deutschland erfahren möchtest. Die Transkripte zum Mitlesen findest du unter www.naturalfluentgerman.com. Übrigens, Deutsches Geplapper gibt es auch bei YouTube. Und nun viel Spaß beim Hören.
So, bevor ich jetzt starte mit der Folge, noch eine ganz kleine Ankündigung in zwei Minuten. Und zwar: ab nächster Woche startet wieder die Anmeldung für meinen Sprachgarten für fließendes Deutsch. Du kannst dich anmelden für diese Online-Lernplattform und kannst ein Jahr lang mit mir Deutsch lernen. Das heißt, du wirst dort Übungspläne bekommen, die auf dein Niveau angepasst sind, zwischen B1 und B2, du wirst definitiv auch authentisches Lernmaterial bekommen, vorrangig Audios und Texte, du wirst einen kompletten Videokurs bekommen, in dem du unheimlich viel Wissen zum Thema effektives Sprachenlernen bekommen wirst und du hast auch Zugriff auf eine Community, in der du Fragen zu allen möglichen Themen stellen kannst, mit anderen Teilnehmern sprechen kannst, dir einen Sprachpartner suchen kannst und in dem du auch die Möglichkeit hast, mir und meinem Team Fragen zu stellen zum Sprachenlernen, zu den Übungen, zur deutschen Sprache allgemein. Da werden wir dir zur Seite stehen und dich unterstützen. Und zusätzlich haben wir zusammen eine Livesitzung per Zoom pro Monat, das heißt dort wird es Raum und Zeit geben, Fragen zu stellen und sich auszutauschen. Also du, ich und einige andere Teilnehmer. Wenn du Lust darauf hast, dann melde dich an, wenn du dein Deutsch nach vorne bringen möchtest, wenn du das Gefühl hast, dass du gerade keine Fortschritte mehr machst, dass du Schwierigkeiten hast, dein Deutschniveau weiterzuentwickeln, dann ist dieser Sprachgarten genau das Richtige für dich. Und ganz wichtig: ab 3. Januar startet die Anmeldung. Bis zum 5. Januar um 0 Uhr Mitternacht wird die Anmeldung nur die Hälfte kosten. Also 50% günstiger bis zum 5. Januar um 0 Uhr, danach gilt wieder der Normalpreis. Also in diesem Fall lohnt sich schnell sein. Ja, das wäre die ideale Motivationsstütze für 2024, für das neue Jahr, richtig voll motiviert und mit frischer Energie ins neue Jahr starten und dein Deutsch verbessern. Ist doch wunderbar. Viel Spaß dabei! Ich freu mich auf deine Anmeldung! Und jetzt geht’s los mit der Folge.
Flemming:
Ja, moin liebe Deutschlernerin, moin lieber Deutschlerner. Ich freue mich, dass du wieder eingeschaltet hast und Teil von Deutsches Geplapper bist. Und ich sitze hier heute mit einer ehemaligen Teilnehmerin meines Deutsch-Coachings, nämlich mit der lieben Sara. Moin Sara, schön, dass du da bist.
Sara:
Hallo Flemming, danke für die Einladung. Ich freue mich auf diese Podcast-Folge.
Flemming:
Ja, ich auch. Das hat sehr, sehr schnell geklappt mit dir. Wir haben gerade unser 10-wöchiges Coaching beendet und für mich war es wirklich, also ich dachte wirklich, dass du ideal wärst, um hier auch mal in den Podcast zu kommen und mit mir zu sprechen. Denn, ja, das werden wir gleich noch besprechen, du hast eben auch sehr viel mit dem Thema Sprachenlernen zu tun, beziehungsweise du sprichst selbst mehrere Sprachen. Du wohnst in Genf, in der Schweiz, ja, und arbeitest dort als Deutschlehrerin unter anderem an einer Schule, richtig?
Sara:
Ja, genau.
Flemming:
Genau. Und das ist eben auch der zweite Punkt, warum das Ganze hier, ja, ideal ist oder warum du eben prädestiniert bist, um hier Teil des Podcasts zu sein. Ja, Sara, erzähl mal ganz kurz, du warst ja zu Anfang deines Deutschcoachings, oder zu Anfang des Coachings selbst noch so ziemlich unsicher, was dein Deutsch betrifft und was so deine Fähigkeiten betrifft. Ja, wie verhält sich das heute, beziehungsweise woher kam auch diese Unsicherheit? Kannst du dazu mal was sagen?
Sara:
Also, ja, wie du gesagt hast, bin ich in Genf geboren und ich habe mit ungefähr sieben Jahren angefangen, Deutsch zu lernen. Also, aber das Problem ist, dass der… Also jetzt hat sich das System ein bisschen geändert, aber früher lernte man viel Grammatik und man konnte viele Sprachen gut schreiben, aber dann war es sehr schwer, diese Sprachen zu sprechen und das ist genau, was mir passiert ist. Also, nach dem Abitur fühlte ich mich wirklich unsicher beim Sprechen, meine ich. Und dann habe ich trotzdem Germanistik studiert und nach meinem Studium, nach einem Master fühlte ich mich noch unsicher. Also, ich konnte schreiben, ich konnte viele Fachtexte lesen, ich hatte alle Vorlesungen auf Deutsch, aber es war mir, es fiel mir sehr schwer, mich zu äußern und ich fühlte mich total unsicher beim Sprechen. Also, und ich hatte den Eindruck, dass ich nach meinem Studium keinen Fehler mehr machen konnte. Und, naja, nach dem Coaching habe ich es akzeptiert, dass ich noch Fehler mache und dass es nicht so schlimm ist und dass ich auch Fehler machen darf. Gerade einen Fehler gemacht… Und ja, dass es nicht so schlimm ist, ja.
Flemming:
Genau, „dass ich noch Fehler machen darf“ und dass es normal ist, ja. Ja, definitiv. Also, bei dir war es ja auch so, du hattest ja schon ein sehr, sehr hohes Niveau, wie du gerade auch gesagt hast, du hast ja schon einen langen Weg des Deutschlernens hinter dir und bist ja schon mit einem sehr hohen Niveau ins Coaching gekommen. Also, bei dir gab es jetzt wirklich nicht mehr viele Stellschrauben, an denen man drehen musste, ja, also viele, viele Details, die man jetzt so verbessern konnte. An ein paar konnten wir auf jeden Fall arbeiten, aber generell war mein Eindruck, das habe ich dir auch schon gesagt, du bist eben deutlich sicherer geworden, das hat man gemerkt, dass du dich einfach auch mehr traust und dass du mehr Selbstbewusstsein hast. Ja, würdest du das so bestätigen?
Sara:
Ja, genau. Also, wie ich gerade gesagt habe, akzeptiere ich es, dass ich noch Fehler mache. Und ja, am Anfang dachte ich, also, ich habe nicht das Recht, Deutsch zu unterrichten. Also, warum unterrichte ich Deutsch? Also, ich mache noch viele Fehler. Und dann habe ich bemerkt, dass ich auch viele Fehler in meiner Muttersprache mache und das stört mich nicht, weil ich weiß, dass Französisch meine Muttersprache ist. Und das ist ein bisschen, ja, etwas, das man im Kopf hat und ja, deswegen habe ich ein bisschen mein Mindset geändert, ja.
Flemming:
Ja, und genau darauf wollte ich auch hinaus, ja, schön, dass du es so gesagt hast: „Du hast nicht das Recht, Deutsch zu unterrichten“. Du hast in einer unserer Coaching-Sitzungen auch gesagt, ich glaube, es war in der letzten auch, du hast das Wort „Hochstaplerin“ benutzt.
Sara:
Ja, genau.
Flemming:
Du fühlst dich so ein bisschen wie eine Hochstaplerin oder hast dich so gefühlt. Also, um das Wort mal zu erklären, eine Hochstaplerin oder ein Hochstapler, das ist eine Person, die eben, ja, Dinge macht, die sie eigentlich gar nicht wirklich kann oder zumindest behauptet, Dinge zu können, obwohl sie sie eigentlich gar nicht kann. Und das wäre in deinem Fall ja absolut nicht der Fall, ja, also eine Hochstaplerin würde überhaupt nicht zu dir passen, das ist eben, ja, ist eben auch ganz, ganz deutlich. Du hast auf jeden Fall das Recht, Deutsch zu unterrichten, du beherrschst die Sprache sehr, sehr gut und bis da auf jeden Fall in der Hinsicht für jeden, der die Sprache nicht beherrscht oder nur schlecht beherrscht, auch eine Expertin, so einfach kann man das sehen.
Sara:
Ja, und dann habe ich auch bemerkt, dass meine Schüler es schätzen zu sehen, dass die Lehrer nicht perfekt sind, also sie sehen uns als perfekte Personen an. Und, naja, ein Schüler hat mich letzte Woche gefragt: „Aber machen Sie auch Fehler wie wir?“ Und ich war, „Ja, na klar, mache ich Fehler, es ist normal, Fehler zu machen“ und, ja, da ich diese Fehler kenne, da ich auch Deutsch als Fremdsprache gelernt habe, kann ich diese Schüler verstehen. Also ich war an ihrer Stelle und, ja, das hat mir auch geholfen, zu denken, okay, ich darf auch unterrichten und es ist nicht schlimm, wenn ich noch Fehler mache und, ja.
Flemming:
Auf jeden Fall, ganz richtig, genau so ist es, ja. Genau in dem Moment hast du eben tatsächlich auch einen Fehler gemacht: „Machen Sie auch Fehler so wie wir“, müsste man sagen, und du hast „uns“ gesagt.
Sara:
Ja, genau.
Flemming:
Aber das war jetzt eigentlich fast dein erster Fehler, also, ja, also alles gut, also wie gesagt, Hochstaplerin bist du auf keinen Fall. Ich glaube, es ist jetzt natürlich auch klar geworden, warum Deutsch für dich so wichtig ist, warum dein Anspruch auch so hoch ist. Viele würden oder könnten auch zurecht auf deinem Niveau sagen, für mich reicht das absolut aus, ja. Ich würde es selbst auch machen, also mit diesem Niveau wäre das absolut super, damit kannst du dich verständigen, verstehst alles, kommst sehr, sehr gut zurecht. Aber du bist eben Lehrerin, du willst eben auch das möglichst Beste aus dir herausholen und deinen Schülern geben und das ist ein sehr, sehr schöner Anspruch, eine sehr schöne Motivation auch. Du kommst aber aus der Schweiz und deswegen möchte ich in die Richtung noch mal ein bisschen mit dir sprechen. Also, du bist ja in einem Land, das, ja, ich sage mal, vielsprachig ist, so könnte man das ausdrücken. Also, du kommst aus dem französischsprachigen Teil der Schweiz, aus Genf. Wie wichtig ist denn Deutsch in Genf oder in diesem französischsprachigen Teil? Also, zur Erklärung, du kannst mich auch berichtigen, wenn ich es falsch sage, es gibt ja weiter östlich, rund um Bern, den deutschsprachigen Teil und weiter westlich den französischsprachigen Teil und dann wird auch noch irgendwo Italienisch gesprochen und ja, Schweizerdeutsch sowieso, also vielleicht kannst du da mal ein bisschen Licht ins Dunkel bringen.
Sara:
Und Romanisch. Romanisch ist noch die vierte Sprache.
Flemming:
Ja, genau, Romansch, ja, siehst du, sehr gut. Erklär mal ganz kurz, was ist Romanisch?
Sara:
Also, es ist eine der offiziellen Sprachen der Schweiz, aber um ehrlich zu sein, sprechen nur sehr wenige Leute diese Sprache. Und ich kenne diese Sprache nicht gut, also ich kann nicht wirklich erklären, wie die Sprache aussieht. Aber es ist eine offizielle Sprache der Schweiz, also, naja.
Flemming:
Okay, sehr gut. Aber die Frage, genau…
Sara:
Ja, aber ja, also diese Verbindung zwischen der deutschsprachigen, zwischen dem deutschsprachigen Teil und dem französischsprachigen Teil ist, ja, wie kann ich es sagen, ein bisschen kompliziert. Also, Deutsch ist die erste Sprache, also ungefähr 60 Personen, also vielleicht mehr, aber zumindest 60 Personen haben Deutsch als Erstsprache. Und ja, also in der Schweiz benutzt man das Wort „Röstigraben“, hast du vielleicht dieses Wort schon gehört?
Flemming:
Rüschtig?
Sara:
Röstigraben.
Flemming:
Das habe ich noch nicht gehört, nee.
Sara:
Also, es bezeichnet also wirklich diese physische Grenze zwischen dem deutschsprachigen Teil und dem französischsprachigen Teil, aber auch diese Unterschiede in der Kultur. Also, die Deutsch-Schweiz ähnelt eher Deutschland und der französische Teil ähnelt eher Frankreich. Und ja, bezüglich der Kultur, bezüglich der Meinungen und so weiter. Und deswegen spricht man von einem Röstigraben, das ist ein spezielles Wort. Und ja, also, in dem französischsprachigen Teil lernen Menschen im Allgemeinen ungern Deutsch. Leider hat die Sprache einen schlechten Ruf und es ist sehr schwer, zum Beispiel die Schüler zu motivieren, die Sprache zu lernen. Es gibt kein starkes Gefühl zu der Sprache. Also, man spricht Deutsch in einem Teil, man spricht Italienisch in einem Teil und man spricht Französisch in einem Teil. Und es gibt keine Einheit, sozusagen. Die Menschen sind viel motivierter, Italienisch zu lernen als Deutsch. Und da man Englisch sprechen kann, lernen sie vielleicht nicht Deutsch. Also, zum Beispiel, wenn du in einer Firma arbeitest und du Kontakt zu Bern hast oder zu Zürich hast, wirst du dich auf die englische Sprache stützen und nicht auf die deutsche Sprache. Leider, sehr wenige Leute stützen sich auf die deutsche Sprache und das finde ich schade. Wie gesagt, es gibt sehr wenige Schüler, die die Sprache lernen wollen. Und ja, wie ich früher gesagt habe, als Kind war ich nicht motiviert, Deutsch zu lernen. Der Fokus lag eher auf der Grammatik und ich hatte nicht den Eindruck, dass ich die Sprache nutzen konnte. Und das motivierte mich nicht. Dann habe ich gute Lehrerinnen im Gymnasium gehabt und dann habe ich mich selbst motiviert, die Sprache zu lernen. Aber ansonsten war es schwer, diese Motivation zu finden, die Sprache zu lernen. Und das ist wirklich ein Problem, das wir hier haben.
Flemming:
Ist das denn im deutschsprachigen Teil auch so? Weißt du das? Oder sprechen dort mehr Menschen Französisch?
Sara:
Also ich habe den Eindruck, dass sie viel besser Französisch sprechen als wir Deutsch. Aber ich habe auch mit einer Kollegin gesprochen, die aus Zürich kommt und sie hat mir gesagt, dass sie nicht wirklich diesen Eindruck hatte. Also ja, ich denke trotzdem, dass sie viel besser Französisch sprechen als wir. Aber naja, das konnte man, also das sollte man vielleicht andere Menschen fragen.
Flemming:
Okay, ist dein persönlicher Eindruck, ist ja auch soweit okay. Trotzdem wäre es natürlich auch interessant zu hinterfragen, warum ist es denn so? Warum besteht denn so diese leichte, naja, vielleicht ist Abneigung zu stark, ein zu starkes Wort dafür, aber warum besteht denn nicht der Wille, eben auch die deutsche Sprache mehr zu lernen im französischen Teil? Das wäre so eine interessante Frage. Hast du da irgendeine Idee, woran das liegen könnte? Gibt es da vielleicht auch so eine gewisse Antipathie Deutschland gegenüber? Oder wie ist da dein Eindruck?
Sara:
Ja, Deutschland ist vielleicht nicht das Problem. Ich denke eher, dass das Problem die Grammatik ist. Also alle sagen, „Dativ ist so kompliziert, das ist mein Trauma, also Kasi und so weiter“. Ja, also wie gesagt, da man so auf die Grammatik geachtet hat, haben sich viele Menschen nicht mehr motiviert, die Sprache zu lernen und ja, vielleicht ist die Grammatik ein bisschen schwer, aber man muss nicht nur an den Dativ denken und so. Oder zum Beispiel was die Satzstelle betrifft, also zum Beispiel das Verb im Satz, wenn du „weil“ benutzt, wenn du „dass“ benutzt, also das ist für Französischsprachige, für Französischsprechende ein bisschen schwer zu denken, „okay, ich benutze ‚weil’ und ich muss das Verb ans Ende stellen“ und also solche Sachen sind für Französischsprechende unlogisch und ja. Deswegen denke ich, dass das Problem darin liegt, ja.
Flemming:
Ja, okay, also schon so ein bisschen Respekt oder fast sogar Angst davor, dann wirklich die Sprache zu lernen vor dem Aufwand und so weiter.
Sara:
Ja, also die Schüler denken oft an Deutschland und das ist auch gut, also man lernt Deutsch und man kann an die deutsche Kultur denken, aber man muss auch an die schweizerische Kultur denken, da man in der Schweiz lebt. Und ja, ich habe auch den Eindruck, dass sie sich, naja, dass sie keine Verbindung zu diesem Teil haben, verstehst du? Also ja, sie haben kein starkes Gefühl zu diesem Teil und ja, sie spüren vielleicht keine Einheit im Land, also sie haben nicht diesen Glauben, „okay, es wäre gut, dass wir miteinander sprechen könnten“ und ja, das ist auch das Problem, finde ich. Und jetzt, ja…
Flemming:
Entschuldigung, ich wollte dich nicht unterbrechen.
Sara:
Ja, ja, also jetzt beginnen wir auch Dialekte zu unterrichten, also nicht wirklich, dass sie Dialekte lernen, aber man zeigt den Schülern auch, dass es solche Dialekte gibt und man versucht auch, Ausflüge zu organisieren. Aber früher hatte man nicht diese Möglichkeiten auch.
Flemming:
Okay, aber das ist ja natürlich etwas, was man sich in Deutschland so gar nicht vorstellen kann, also wir haben unterschiedliche Dialekte und ich für meinen Teil habe manchmal Probleme, die Bayern zu verstehen, wenn sie richtig starkes Bayerisch sprechen, aber trotzdem verstehen wir, wir sprechen ja immer noch dieselbe Sprache, wir verstehen uns ja. Und das ist etwas Unvorstellbares, dass es in einem anderen Teil des Landes einfach Menschen gibt, die meine Sprache gar nicht sprechen. Ja, also da ist die Schweiz ja so ein bisschen auch, hat ja so ein bisschen auch eine Sonderstellung. Deswegen kurz die Frage an dich: Du hast jetzt von anderen gesprochen, wie fühlst du dich denn? Hast du so das Gefühl, das ist alles, das ist alles unser Land oder beziehungsweise das gehört alles zu unserem Land? Ich identifiziere mich mit den Menschen im Osten, Westen, Norden, Süden. Kannst du das so für dich sagen? Diese Identität, fühlst du die? Also es ist sehr schwer, also da ich auch eine spanische Herkunft habe, ist es auch sehr schwer für mich nur als Schweizerin zu identifizieren und dann zu sagen, also ich identifiziere mich mit dem ganzen Land. Also ja, es ist für mich sehr schwer, auf diese Frage zu antworten, aber ja, ich denke, dass es, also die Mentalität zwischen beiden Teilen und auch zwischen den drei Teilen sehr unterschiedlich ist.
Flemming:
Okay, genau, stimmt, das hatten wir auch…
Sara:
Das kann man auch bei der Wahl sehen, zum Beispiel, wenn der französischsprachige Teil „Ja“ sagt, dann sagt der deutschsprachige Teil „Nein“ und umgekehrt. Also ja, die Ideen sind total anders und ja.
Flemming:
Ja, aber es ist schon sehr spannend. Klar, bei dir kommt diese Komponente hinzu, das haben wir auch noch gar nicht erwähnt, du bist eben ja auch zur Hälfte Spanierin, kann man sagen. Deswegen ist diese Frage für dich wahrscheinlich noch viel schwieriger als für andere Schweizer. Und genau, das führt mich aber so ein bisschen auch zum nächsten oder zum abschließenden Thema. Wir haben ja, ich habe ja schon gesagt, du hast eben viel Erfahrung im Bereich Sprachen lernen, also du sprichst jetzt fließend Deutsch, sprichst fließend Französisch natürlich, deine Muttersprache, sprichst eben auch fließend Spanisch, Englisch und fehlt noch was?
Sara:
Jein. Englisch, jein. Also ich habe Englisch in der Schule gelernt, aber jetzt übe ich die Sprache gar nicht.
Flemming:
Ah ja, okay. Auch interessant, weil jemand, der so viele Sprachen spricht, der kann, ich würde mal sagen, die meisten haben dann Englisch so als lockere Zweitsprache irgendwie. Okay, bei dir ist das noch nicht so. Kannst du dich gut auf Englisch verständigen oder wie funktioniert das?
Sara:
Jein. Also ich musste zum Beispiel die letzten Tage eine Mutter anrufen und ja, du solltest mich sehen. Es war sehr schwer für mich, diese Mutter anzurufen. Also ich weiß nicht, ob ich mich verständigen lasse. (…Ob man mich verstehen kann…)
Flemming:
Aber das ist ja, ich sage mal, das ist ja eine gute Nachricht wahrscheinlich für alle, die hier diesen Podcast gerade hören, die jetzt nicht verzweifeln müssen, weil du so super Deutsch sprichst und dann eben noch Französisch und Spanisch. Es geht eben auch, dass man dann eben die englische Sprache nebenbei vielleicht nicht so gut beherrscht, weil man sich eher auf andere Dinge fokussiert hat. Und aufgrund deines Werdegangs und deiner Herkunft ist das dann wahrscheinlich auch wieder völlig normal. Genau, aber meine Frage zielt eigentlich eher darauf ab, wie erhält man die Sprachen? Das wäre so ein bisschen die Abschlussfrage. Wie schafft man das, mehrere Sprachen gleichzeitig auch auf einem konstanten Niveau zu halten, sich da vielleicht auch noch stückchenweise zu verbessern? Ich weiß, du liest unglaublich viel. Ich habe mal ein bisschen deinen Instagram-Account durchforstet oder sehe dann immer wieder was Neues. Also du hast unglaublich viele Bücher einfach gelesen oder stellst quasi jeden Tag ein neues Buch vor, das dir gefällt. Ist das eine Technik oder ist das eine Sache, die da eine entscheidende Rolle spielt oder gibt es da noch mehr? Was würdest du sagen?
Sara:
Definitiv, Bücher zu lesen ist eine gute Technik. Man sieht wirklich die Wörter und man sieht auch die Wörter im Kontext. Das hilft unheimlich viel. Das ist eine Strategie, die ich empfehlen würde. Ich weiß nicht, ob in Deutschland solche Verlage existieren, aber hier haben wir einen Verlag, der Bücher anbietet, in denen man auf der linken Seite zum Beispiel die französische Version hat und dann auf der rechten Seite hat man die deutsche Version. Das kann auch helfen, nicht alle Wörter zu übersetzen. Also ja, das Lesen ist eine gute Technik. Aber wenn man ungern liest, kann man auch viele Serien oder Filme schauen und zum Beispiel schaue ich alle deutschen Serien mit deutschen Untertiteln an und das hilft mir auch, einige Wörter besser zu verstehen. Dann sage ich, ah, das schreibt man so oder solche Sachen. Aber ich schaue auch spanische und französische Serien mit deutschen Untertiteln. Also da ich schon verstehe, muss ich nicht auf das Audio achten und ich kann mehr Wörter lernen und das hilft mir sehr.
Flemming:
Ja, sehr gut. Das ist eine sehr interessante Methode auch, die wirklich sehr hilfreich sein kann. Man fokussiert sich dann natürlich immer auf einen Bereich. In dem Fall ist es dann das Visuelle. Aber dadurch, dass man eben, wie du sagst, es versteht, kommt eben auch das direkte Verständnis für die einzelnen Wörter. Und du musst eben nicht mehr lange überlegen, sondern du hast direkt dieses Wort im Kontext. Wenn es dann auch häufiger gebraucht wird in so einer Serie oder in so einer Folge, prägt sich das mitunter auch sehr gut ein. Man kann es auch andersrum machen. Man könnte zum Beispiel auch sagen, ich höre mir das quasi in der Fremdsprache an und lese nebenbei in meiner Sprache mit. Auch das würde funktionieren. Genau. Ja, sehr gut. Also generell ist es so, dass dieses ständige Lesen in verschiedenen Sprachen eben einfach unheimlich hilfreich ist, um immer in Kontakt mit der Sprache zu kommen. Wenn man jetzt auch mehrere Sprachen gleichzeitig lernt, dann ist es definitiv eine gute Methode, um diese täglichen Berührungspunkte zu haben und immer weiter oder das Gehirn auch immer weiter mit der Sprache zu verknüpfen. Und das hilft sehr.
Sara:
Aber auch wenn man die Möglichkeit hat, also wenn ich zum Beispiel Deutsch lerne und ich die Möglichkeit habe, in einem deutschsprachigen Ort zu leben, ist es auch eine sehr gute Möglichkeit. Also ich habe nie in einem deutschsprachigen Ort gewohnt, aber das hilft unheimlich. Aber wenn man nicht diese Möglichkeit hat, kann man trotzdem sich Möglichkeiten suchen. Zum Beispiel habe ich am letzten Tag auf den Bus an der Haltestelle gewartet und dann habe ich gehört, dass deutschsprachige Menschen ihren Weg suchten. Das stresst mich noch, auf Deutsch zu sprechen. Vielleicht spürt man das. Aber ich habe gesagt, okay, jetzt spreche ich. Ich muss ein bisschen diese Angst überwinden. Und ich habe gefragt, braucht ihr Hilfe? Und dann haben sie mir gesagt, ja. Und ich habe gesagt, okay, in diese Richtung dann. Und ich habe nur vielleicht drei Sätze gesagt, aber das hat mir schon geholfen. Und ich wohne nicht in einem deutschsprachigen Ort. Also man kann sich trotzdem Möglichkeiten suchen. Und ja, es kann viel Angst machen, auf Deutsch zu sprechen oder auf einer anderen Fremdsprache. Aber ja, es ist auch gut, solche Ängste zu überwinden.
Flemming:
Ja, sehr gut. Das ist ein wunderbarer Tipp zum Abschluss. Also dieses raus aus der Komfortzone und sich einfach ein bisschen dazu zwingen. Weil selbst wenn es nur drei Sätze sind, beim nächsten Mal wird es leichter.
Sara:
Genau, ja.
Flemming:
Und das ist ein idealer Tipp auf jeden Fall. Sehr gut. Okay, Sara, ich denke, das sind so ein paar ganz interessante Fakten oder Faktoren, die wir hier genannt oder die du hier auch genannt hast oder die dich eben auch ausmachen als, ja, Polyglotte kann man ja eben auch sagen. Und ich glaube, du hast wirklich auch viel zu geben für Leute, die die Sprache eben nicht so gut beherrschen beziehungsweise die auch selbst noch zweifeln an ihren eigenen Fähigkeiten. So wie du das ja auch getan hast und teilweise natürlich noch tust. Ja, aber es ist immer hilfreich, glaube ich, für Leute, die merken oder die sich fragen, „Reicht mein Deutsch eigentlich aus oder bin ich vielleicht doch die Hochstaplerin oder der Hochstapler?“. Deswegen ist es ganz, ganz wertvoll, was du heute hier mit uns geteilt hast. Ja, vielen, vielen Dank dafür auf jeden Fall.
Sara:
Danke dir.
Flemming:
Und danke, ja. Also gerade auch zum Thema Schweiz wäre es natürlich jetzt auch interessant, noch ein paar andere Stimmen zu hören. Ja, wenn jetzt hier Leute dabei sind, die sagen, sie würden da gerne noch ein paar Sachen ergänzen zu dem, was du gesagt hast, ich würde mich drüber freuen. Und ich kann das dann gerne auch an dich weiterleiten oder mit dir teilen. Also Leute, wenn es jetzt um diesen Vergleich geht, Schweiz-Deutschland beziehungsweise französischer Teil, deutscher Teil in der Schweiz, vielleicht habt ihr da eigene Erfahrungen gemacht. Vielleicht könnt ihr dazu selbst noch was sagen. Vielleicht stimmt ihr Sara in einigen Punkten auch gar nicht zu und denkt anders darüber. Vielleicht sagt ihr auch, ja, Sara hat absolut recht. Schreibt es gerne mal bei YouTube in die Kommentare, weil für mich, muss ich ehrlich zugeben, auch wenn ich Sprachcoach, Deutschcoach bin, ist die Schweiz noch so ein bisschen, wie sagt man, ein rotes Tuch. Also noch nicht so ganz komplett erforscht für mich. Also ich bin… Also ich weiß noch viel zu wenig über die Schweiz und deswegen kommentiert hier gerne und tragt gerne euer Wissen hier zur Folge bei. Sara, vielen, vielen Dank, hat Spaß gemacht. Ja, und ich wünsche dir erst mal alles Gute für die Zukunft. Lern weiter fleißig Deutsch. Wenn es wirklich noch was zu verbessern gibt, also die Fehler, die du hier gemacht hast in der Folge, die kann ich an einer Hand abzählen. Das war jetzt wirklich nicht viel. Also da kannst du echt stolz auf dich sein. Gut, dann, ja, wir hören uns wieder, sehen uns wieder und vielen, vielen Dank, dass du dabei warst.
Sara:
Danke dir für die Einladung.
Flemming:
Und Leute, denkt dran, liked die Folge, kommentiert, wie gesagt, gerne bei YouTube, wenn ihr eine Meinung dazu habt. Und ja, ihr könnt auch das Thema, jetzt fällt mir der Name gar nicht ein, die Translation Cubed von David, ja, die hatte ich ja schon mal angekündigt, von David von LinguaThor. Ihr könnt diese Translation Cubed für diese Folge nutzen um euer Hörverstehen und das Vokabular oder den Wortschatz beides eben zu verbessern mit sehr, sehr hilfreichen Materialien. Alles, was ihr dazu braucht, findet ihr in der Folgenbeschreibung. Den Link zu meiner Patreon-Seite, wo ihr diese Materialien findet. Also das ist eine sehr gute Hilfe zum Lernen. Und ansonsten, ja, erzählt weiteren Leuten von diesem Podcast, empfiehlt meinen Podcast weiter, wenn er euch gefällt. Gebt mir ein Like, gebt mir 5 Sterne. Das hilft mir, weiter voranzukommen und weiterhin auch solche Podcast-Folgen für euch zu machen. Okay, ansonsten genug gequatscht. Vielen, vielen Dank fürs Zuhören. Wir hören uns hoffentlich nächste Woche wieder. Und bis dann, bleibt gesund und bis bald. Ciao.
Willst du gleich weiterhören? Hier ein paar Vorschläge:
- 10 Tage nicht sprechen – Das habe ich gelernt!
- Selbst Deutsch lernen oder mit Lehrer? – mit Dr. Myriam Schlag
- „Was für ein Scheißtag“ – Deutsch lernen mit Kurzgeschichten
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