#8 – Lehrer*innen – Gendern als Deutschlerner?

Gendern als Deutschlerner?

Moin Benjamin!

Moin Flemming! Ich hoffe, dass du dich für die heutige Podcastfolge genauso begeisterst bzw. genauso leidenschaftlich mit diskutierst wie ich, weil das Thema sehr, sehr kontrovers sein wird. Und ich würde dir am Anfang schon mal drei Wörter ganz schnell geben und du sollst mir nur sagen, ob du erkennst, um welches Thema es geht.

Okay, na dann schieß mal los!

Also, die Lehrkraft. Der Studierende. Die Studierende. Und das Gegenüber.

Das hat wahrscheinlich irgendwas mit der Geschlechterdebatte zu tun, oder?

Ganz genau. Da bist du schon offen auf dem richtigen Dampfer. Und es geht also um gendergerechte Sprache oder genderneutrale Sprache. Und genau, wenn euch das auch interessiert, dann bleibt auf jeden Fall auch heute wieder dabei!

Oh ja. Also das wird wirklich kontrovers. Mal schauen. Viel Spaß, Leute.

Viel Spaß.

Ja, Flemming, wie geht’s dir heute?

Ja, mir geht’s gut. Mir geht’s gut, die Sonne scheint. Der Sommer kommt langsam. Ich freue mich. Alles ist schön. Und dir?

Sehr schön. Ja, mir geht’s auch ganz gut. Allerdings bei uns, irgendwie hat der Frühling bzw. der Sommer mal kurz Hallo gesagt letzte Woche. Aber in den letzten Tagen war es dann wieder regnerisch und so. Aber mal schauen, wie es weitergeht.

Okay. Ja, bisher ist es noch ziemlich kalt, oder? Ich muss auch sagen, irgendwie noch so ein bisschen…

Ja, genau, es geht nicht so richtig los. Irgendwie. Oder es geht nicht so richtig weiter. Aber kann ja, kann ja noch besser werden. Vielleicht nochmal zu den drei Wörtern, die ich eingangs gesagt habe. Also die Lehrkraft. Damit ging es los. Was ist das eigentlich? Was ist eigentlich eine Lehrkraft?

Eine Lehrkraft ist ein Lehrer quasi oder jemand, der Schüler unterrichtet, so würde ich es mal ganz kurz beschreiben.

Und was ist der Unterschied zwischen einem Lehrer und einer Lehrkraft?

Oh Gott!

Gibt’s überhaupt einen Unterschied?

Also ich denke mal…Oh Gott…Also eine Lehrkraft kann wahrscheinlich auch jemand sein, der nicht unbedingt dafür ausgebildet ist oder vielleicht nicht unbedingt ein Studium abgeschlossen hat. Ein Lehrer ist jemand, der der, der auf jeden Fall die die akademische Eignung für das Unterrichten hat. Oder bin ich da falsch?

Echt? Also würde ich jetzt gar nicht so sagen. Ich würde sagen, dass das dasselbe ist. Weil es gibt ja auch Leute, die sagen, dass sie Deutschlehrer sind und sie haben gar nichts studiert. Und die können auch sagen, dass sie Deutsch-Lehrkraft sind oder Deutsch-Coach oder was man heutzutage alles sagen kann. Ich wollte eigentlich eher darauf hinaus, dass das Wort Lehrkraft das genderneutrale Wort für Lehrer ist oder nicht?

Ja, ja ok.

Was ist der Unterschied zwischen einem Studenten oder einer Studentin und Studierenden? Dasselbe, oder? Ist doch eigentlich auch dasselbe oder nicht?

Ich denke schon.

Und gäbe es noch einen, wenn jetzt, wenn wir davon ausgehen, dass ich immer die genderneutralen Begriffe benutzt habe, also eine Lehrkraft oder Lehrkräfte, Studierende und das Gegenüber, was wäre jetzt das nicht gendergerechte Wort für das Gegenüber?

Nochmal die Lehrkraft…

Also die Lehrkraft ist sozusagen das genderneutrale Wort für Lehrer und Lehrerin. Studierende ist das genderneutrale Wort für Studenten und Studentinnen und das Gegenüber, dein Gegenüber, also ich bin ja jetzt gerade dein Gegenüber, sozusagen. Es ist auch genderneutral und gibt’s dafür auch ein Wort, was nicht genderneutral ist oder gendergerecht?

Da erwischst du mich völlig auf dem falschen Fuß, muss ich ehrlich gestehen.

Gesprächspartner oder?

Der Gesprächpartner könnte man sagen, aber ist Gesprächspartner dann wieder… Ist das genderneutral? Das ist doch auch nicht genderneutral, oder?

Nee, eben. Aber das Gegenüber ist genderneutral. Und der Gesprächspartner ist nicht genderneutral und die Gesprächspartnerin. Genau. Und was hälst du eigentlich von dieser ganzen Debatte, die in Deutschland schon seit mehreren Jahren ja jetzt aktuell ist, immer wieder geführt wird? Viele sind totale Verfechter dieser gendergerechten Sprache, genderneutralen Sprache. Alle wollen…Oder alle diese Menschen, die Verfechter des Ganzen sind gendern soviel es nur geht. Und dann gibt’s Menschen, die total dagegen sind.

Wo stehst du in dieser ganzen Debatte?

Ich glaube, ich stehe irgendwo in der Mitte. Ehrlich gesagt, das ist vielleicht die einfachste Lösung gerade, aber das ist so auch… Entspricht am ehesten meiner Meinung. Also vielleicht…Haben wir schon erklärt, was genderneutral oder gendern überhaupt heißt? Müssen wir das vielleicht nochmal machen oder meinst du, das ist so klar, dass das jeder weiß?

Also wir können es gerne nochmal erklären. Also Gender ist ein, ja, ein Anglizismus. Kommt aus dem Englischen wie so viele neue Wörter. Und eigentlich ist das deutsche Wort dafür ja das Geschlecht. Aber im Deutschen haben wir ein Wort im Grunde für zwei Konzepte. Also einmal das Geschlecht, das biologische Geschlecht und dann noch, also das ist quasi die Geschlechtsidentität. Siehst du dich als Mann oder siehst du dich als Frau? Oder weder noch. Und dann haben wir ja noch das grammatikalische Geschlecht. Der, die, das. Und das ist gendern, oder? Also ein Gender.

Gut erklärt. Alles richtig.

Genauso. Wenn ich gender, dann will ich, weil wir haben im Deutschen einfach Wörter für…Also wir haben männliche Bezeichnungen für Personen, z.B. der Lehrer und wir haben weibliche Bezeichnungen für Personen. Die Lehrerin beispielsweise. Und wenn ich jetzt z.B. sage, ich hatte in meiner Schulzeit viele gute Lehrer, dann klingt es vielleicht so, als wären es nur Männer gewesen. Aber eigentlich, wenn ich jetzt an meine Schulzeit denke, ich weiß nicht, wie es bei dir ist oder war, aber an meine Schulzeit, wenn ich an meine Schulzeit denke, dann waren es eigentlich mehr Frauen, mehr Lehrerinnen.

Ja, auf jeden Fall, ich hatte auch mehr Lehrerinnen als Lehrer.

Ja, genau. Aber trotzdem würde ich sagen, ich hatte viele gute Lehrer, weil einfach die deutsche Sprache so funktioniert, dass man die maskuline Form benutzt und damit alle meint, unabhängig vom Geschlecht. Aber dann gibt es eben viele Menschen, die sich dadurch diskriminiert fühlen, die jetzt sagen, ich bin aber eine Frau, beispielsweise, und ich fühle mich dann nicht angesprochen. Ich fühl mich dann nicht mitgemeint oder ich fühle mich nur mitgemeint. Aber ich fühle mich nicht explizit gemeint, wenn jemand sagt, er hatte viele Lehrer. Und ja, ich bin aber eigentlich eine Frau, ich bin Lehrerin. Ja, und dann gibt es ja auch Menschen, die nicht binär sind. Das wäre vielleicht auch noch ein wichtiges Wort in diesem Kontext, binäre Person, also binär heißt zwei, auf zwei Seiten. Gibt nur diese Zweiteilung, Männer und Frauen. Aber es gibt ja auch Menschen, die nicht in dieses Modell passen, die eben nicht sich, die sich weder als Mann noch als Frau identifizieren. Deswegen gibt es diese Debatte seit vielen Jahren in Deutschland, dass man die Sprache so gestalten sollte, dass man also Wörter benutzt, die nicht explizit nur für Männer oder nur für Frauen gelten oder nur für Männer gelten und für Frauen mitgelten oder sowas.

Genau. Ich hab…

Und andere Geschlechter. Nicht binäre Personen.

Genau, soweit zur Erklärung. Gut erklärt, gut zusammengefasst. Ich hab in letzter Zeit aber häufiger tatsächlich auch von Deutschlehrern gehört, dass sie nicht verstehen, warum wir das so machen. Und deswegen passt das Thema glaube ich auch sehr gut momentan. Es wird ja eben auch immer aktueller oder es ist, wie du sagst, seit Jahren aktuell. Seit Jahren geht die Debatte darum, ob wir diese genderneutrale Sprache eben brauchen oder nicht. Ich, ja, also ich glaube viele Deutsch-Lerner verstehen das vielleicht gar nicht so richtig, weil es das in vielen Sprachen eben gar nicht gibt. Also im Englischen z.B. gendert man nicht so auf diese Art und Weise wie wir.

Na muss man ja auch nicht, weil die Sprache ja anders funktioniert.

Ja, na klar..

Hat man ja nur die eine Form, meistens.

Genau. Ich hab allerdings gehört, z.B. dass es im Spanischen mittlerweile immer mehr gemacht wird. Ich glaube noch nicht auf dem Niveau, wie wir das hier in Deutschland tun. Aber das es mittlerweile auch in anderen Sprachen Einzug hält, dass man auch dort versucht, beide Geschlechter bzw. auch Diverse in die Sprache mit einzubringen. Und… Also es wird immer mehr zum Thema und deswegen ist es wichtig, dass wir vielleicht auch hier in Deutsches Geplapper mal darüber reden.

Was meintest du jetzt mit Diversen? Divers?

Also Leute, die sich weder als Frau noch als Mann fühlen.

Also nicht binär, genau. Und es gibt ja in Deutschland auch die Möglichkeit seit ein paar Jahren, dass man in seinen Ausweis als Geschlecht, dass man da divers angibt. Oder dass man generell in Formularen, die man ausfüllen muss, dass man dort nicht nur männlich und weiblich angeben kann, sondern auch divers.

Genau.

Genau. Und auch bei Stellenanzeigen sieht man immer wieder „m / w / d“. Männlich, weiblich, divers. Wir suchen Servicemitarbeiter m / w / d, also männlich, weiblich oder divers.

Ja, das ist auf jeden Fall schon eine kleine Revolution, die da stattgefunden hat. Also wenn man so 20 Jahre zurückdenkt, das war überhaupt nicht vorstellbar. Und heute…Ja, also es ist ein großer, großer Schritt in die richtige Richtung auf jeden Fall. Finde ich alles sehr gut, die Entwicklung. Ja, aber wir wollen ja nochmal drüber reden. Was ist das? Weil du vorhin gefragt hattest, wo ich da stehe in dieser Debatte. Also ich finde diese ganze Diskussion darum, da muss ich auch sagen, dass stand ich anfangs eher, war ich eher dagegen, dass das in die Sprache eingeführt wird, dass wir gendern. Mittlerweile bin ich eher dafür. Ich glaube, ich habe gelesen, dass 65 Prozent der Deutschen eher gegen das Gendern sind und auch ganz viele Frauen, die selbst das Thema gar nicht verstehen. Ich muss sagen, mir gefällt es. Also ich finde den Punkt unheimlich wichtig. Ich finde es unheimlich wichtig. Die Sprache ist das, mit dem wir uns den ganzen Tag umgeben, womit wir uns am meisten umgeben. Das Hauptmittel der Kommunikation, der tägliche Umgang auf der Arbeit, im Büro, wie auch immer, überall. Und bei etwas so Wichtigem sollte der Geschlechteraspekt, wenn es denn möglich ist in der Sprache, berücksichtigt werden, sodass ist auf jeden Fall das Hauptargument dafür. Dem stimme ich auch voll und ganz zu. Was ich schwierig finde und was bei mir so ein bisschen an die Grenzen stößt, ist dann in Momenten…Oder einerseits in Momenten, in denen wir das einfach nicht einheitlich machen, weil es gibt mittlerweile so viele unterschiedliche Schreibweisen, Sprechweisen für dieses Gendern. Also ich kann sagen, die Lehrerinnen und die Lehrer, ich kann sagen, die LehrerInnen. Also mit einer kleinen Pause. Im Schreiben wäre das dann so, ich schreibe Lehrer, mache einen Stern und schreibe dann das „Innen“ dahinter. Das gibt’s dann auch mit Doppelpunkt und…

Gendersternchen.

Genau, das Gendersternchen. Das gibt’s dann auch mit Doppelpunkt. Das gibt es dann auch mit einem großen I. Also ich schreibe Lehrer, schreibt dann ein großes I und schreibt dann das „Innen“ hinterher. Und das ist schon mal das, was mich am meisten nervt, dass wir immer noch… Dass wir keine einheitliche Art und Weise gefunden haben, das so in die Sprache einfließen zu lassen. Und auf der anderen Seite, dass es eben auch oft sehr plump klingt, dass es die Sprache so ein bisschen versaut, in manchen Momenten, in manchen Formulierungen. Und das stört mich so am meisten. Und ich kann mir vorstellen, dass das gerade für Deutschlerner, Deutschlernerinnen und Deutschlerner sehr, sehr schwierig ist, sehr schwierig zu verstehen ist bzw. dass… Klar, wenn man das einmal verinnerlicht hat, dann weiß man, warum das gemacht wird. Aber ich glaube, das vereinfacht die deutsche Sprache nicht wirklich.

Genau. Ja, also ich bin da…Ich gehöre wahrscheinlich eher zu den 65 Prozent. Also ich finde die Idee einer gendergerechten Sprache eigentlich gut, weil natürlich, wenn man die Möglichkeit hat, niemanden zu diskriminieren und wenn es Leute gibt, die sich dadurch diskriminiert fühlen, dann, ja ist das schon ein Zeichen, dass man da vielleicht was, ja irgendwie, ich will nicht sagen verändern sollte, aber dass man vielleicht aufpassen sollte, dass man sie nicht diskriminiert. Also die Idee ist gut. Es ist ja immer schön und ideal, wenn man niemanden diskriminiert. Aber für mich ist halt, für mich überwiegt halt noch dieser Teil, den du jetzt als zweites gesagt hast. Also dass einfach unsere Sprache nicht unbedingt von Grund auf dafür geeignet ist. Ja, also wenn ich jetzt auf Englisch zum Beispiel Berufe nenne, dann sag ich z.B. „Teacher“. Ja und es gibt gar kein weibliches Wort. Also es gibt einfach nur das eine. Völlig egal wie oder als was sich die Person identifiziert. Ja, auf Deutsch ist das nicht der Fall. Auf Deutsch haben wir zwei Wörter: der Lehrer, die Lehrerin. Und seit vielen Jahren benutzen wir das eine Wort. Also Lehrer, das männliche Wort und meinen damit aber eigentlich alle und das grammatikalische Geschlecht ist einfach nicht das, meiner Meinung nach zumindest, nicht dasselbe wie das biologische Geschlecht. Also das sind einfach, das sind zwei verschiedene Paar Schuhe, einmal grammatikalisches Geschlecht und einmal biologisches Geschlecht. Weil, ich kann das auch begründen, weil jetzt könnte jemand sagen Okay, oder du hast ja auch gesagt, man sollte das in der Sprache irgendwie berücksichtigen. Wie gesagt, die Idee ist ja gut und wenn ich das einfach machen kann z.B. kann ich Wörter finden, die in unserer Sprache existieren wie wir am Anfang hatten die Lehrkraft, ja die Lehrkraft. So, das wäre jetzt ein Wort, wo ich nicht klar weiß, ob das ein Mann oder eine Frau oder eine nicht binäre Person ist. Aber dann gibt’s einfach Wörter, Begriffe, die gehen überhaupt nicht. Also die sind so… Also die versauen einfach die Sprache, wie du gesagt hast, also z.B. eine Beratung in Anspruch nehmende Personen oder solche Formulierungen, statt eines Klienten. Ja, oder statt klientenorientiert oder kundenorientiert, orientiert am Bedarf der Beratung suchenden Person oder sowas. Das ist ja furchtbar!

Wahnsinn oder? Wer soll das verstehen?

Und wer soll so reden? Und dasselbe, was du meintest, mit dem Knacklaut oder glottalen Verschluss. Also, dass man diese Pause macht zwischen Lehrer in oder Student in. Das klingt einfach nicht schön. Das ist eine, naja, Veränderung der Sprache. Die Sprache ist ein geschlossenes System, das sich entwickelt und zwar von selbst. Und jegliche Versuche, die Sprache zu beeinflussen, haben eigentlich noch nie was gebracht und haben noch nie zum gewünschten Erfolg geführt. Also wie gesagt, ich will nicht sagen, dass ich das vollkommen ablehne. Ich finde das gut generell von der Idee her. Und wenn man z.B. einfache Möglichkeiten hat, mit der deutschen Sprache das zu tun z.B. kann ich sagen Lehrkraft, das fällt mir nicht schwer. Das ist ein Wort, was existiert. Aber schon, wenn ich sagen muss z.B. Studierende, das finde ich schon wieder problematisch, weil das geht auch nur im Plural. Ja, diese Partizip I oder Partizip II-Formen, die man ja gerne auch benutzt dann als genderneutrale Varianten. Aber was machst du im Singular? Ja, was sagst du wenn es nur um eine Person geht, musst du dann wieder sagen eine Person, die studiert oder wie soll man das sagen? Weil du du hättest ja dann wieder die Endung ein Studierender oder eine Studierende.

Ja, genau so ist es.

Also es gibt einfach keine einheitliche Lösung.

Ja und das ist so schwer, wie du es gerade richtig beschrieben hast, da so einen Mittelweg zu finden. Ich finde, jetzt wo die Debatte losgetreten ist oder mehr als die Debatte, sondern wo es ja schon wirklich Einzug in die Sprache gehalten hat, sollte man jetzt nicht wieder komplett davon abkommen. Aber es muss einerseits eine einheitliche Regelung herrschen, wie es wie es umgesetzt wird und oder einheitliche Regelungen. Und auf der anderen Seite muss es eben…Darf es eben nicht die Sprache verzerren und sie verkomplizieren und sie einfach versauen. Und da finde ich es aber trotzdem unheimlich schwierig, da den Mittelweg zu finden.

Das geht nicht mit unserer Sprache.

Also Lehrerinnen und Lehrer zu sagen oder die Bäckerin und der Bäcker, das finde ich ist machbar und würde glaub ich auch helfen, so ein bisschen für ein Bewusstsein überhaupt oder ein anderes Bewusstsein oder ein stärkeres Bewusstsein hin zu vollkommener Gleichberechtigung zu schaffen. Auf der anderen Seite, wie du gesagt hast, das mit dem Klienten, ich kann es gar nicht mehr aussprechen, wie war das?

Eine Beratung in Anspruch nehmende Person.

Genau, in Anspruch nehmende Person, Wahnsinn. Genau und du sagst es, den Mittelweg gibt es nicht und aber deswegens, es ist einfach wichtig, dass wir dieses Thema einfach mal ansprechen, damit auch unsere Hörer, Hörerinnen und Hörer, das Thema vielleicht verstehen. Ja und da so ein bisschen mehr Klarheit haben.

Ja, das Problem ist ja auch, wenn ich sage Hörerinnen und Hörer z.B. was ist dann wieder mit den nicht binären Personen? Also dann müsste ich wirklich wieder sagen HörerInnen. Aber das klingt…Dann, dann verletze ich die kompletten Regeln unserer Grammatik und ich habe ja dann auch eine völlig andere Intonation und Melodie, als ich normalerweise hätte, weil wenn ich…Normalerweise würde ich ja nicht sagen, also würde ich ja diese Endungen nicht so betonen. Ich würde ja nicht sagen Hörer*innen. Und jetzt durch diese Betonung verändert sich eigentlich, also das… Die ganze Melodie, die ganze Intonation und das stört. Also wenn man das liest, würde ich sagen, geht’s vielleicht noch, wenn ich da dieses Sternchen sehe. Das stört vielleicht nicht unbedingt. Wobei das auch meiner Meinung nach nicht elegant ist. Das ist auch keine schöne Lösung, die man gut benutzen kann. Weil es manchmal einfach furchtbar ist, wenn du in einem Satz dann… Dann machst du und einen Relativsatz und muss schreiben „der / die“ oder sowas oder jede*r. Ja, aber gut. Aber wenn man liest, geht es vielleicht noch. Aber wenn man spricht und es gibt ja auch Radiosender, wo in den Nachrichten z.B. gegendert wird. Ich finde das einfach nicht angenehm zuzuhören, wenn du immer wieder hörst HörerInnen, ZuschauerInnen.

Ja natürlich, weil also ich finde, da kommt man teilweise sogar einfach aus dem Konzept. Man verliert den Faden. Ja, weil es so, wie du sagst, es ist nicht angenehm, es klingt nicht schön und man wird schneller unkonzentriert, als wenn es das nicht gäbe. Und die Frage ist nur, was ist denn jetzt unser Tipp oder bzw. was ist unsere Botschaft oder was wäre dann deine Lösung? Hast du eine Lösung? Hättest du eine Lösung dafür, wie man das machen könnte?

Eine Lösung für was oder für wen?

Eine eine Lösung, um dieses Gender-Thema in der Sprache einfach eleganter zu lösen?

Also wenn es Wörter gibt, die man benutzen kann, wie beispielsweise Lehrkraft oder das Gegenüber statt Gesprächspartner, warum nicht? Dann kann man das ruhig benutzen. Aber ja, also einen richtigen Tipp oder eine richtige Lösung sage ich jetzt mal, hätte ich nicht. Weil so wie unsere Sprache aufgebaut ist und funktioniert, kann man einfach nicht eine Lösung finden. Das gibt es einfach nicht. Weil wenn es das gäbe, dann könnten wir es ja ganz einfach machen. Aber all diese Vorschläge, die es gibt, sind Vorschläge, die nicht einfach und schnell und intuitiv umzusetzen sind. Also das sind alles Sachen, an die ich bewusst denken muss. Ich muss bewusst diese Pause machen zwischen Lehrer und in. Und bewusst muss ich diese Pause machen und das anders betonen. Also das funktioniertt nicht intuitiv. Ja, und dann gibt’s einfach Fälle, wie beispielsweise…Das das regt mich richtig auf, wenn Leute sich darüber z.B. beschweren, jemand der. Jemand. Das ist einfach in unserer Grammatik so, dass jemand, der und nicht jemand die, okay? Also jemand, der Deutsch lernt z.B. oder jemand, den ich getroffen habe. Also dann ist einfach jemand immer mit dem maskulinen Pronomen verbunden. Das bedeutet aber nicht, dass man damit… Es gibt ja kein anderes Wort für jemand. Also es gibt ja nicht zwei Versionen. Verstehst du, wie ich das meine?

Ja, ja, ich weiß, was du meinst, aber ich hab auch noch nicht gehört, z.B. dass sich die Leute darüber aufgeregt haben bzw. dass das irgendwie zur Debatte stand. Das ist mir z.B. neu, aber doch, find ich krass. Da finde ich das auch sehr….

Dann soll man eben die Person benutzen, sagen die dann. Ja, also statt jemand lieber die Person. Und das verstehe ich z.B. überhaupt nicht. Also was ich nachvollziehen kann ist, dass man sagt, okay, es gibt Lehrer, Lehrerin und es gibt sozusagen zwei Formen. Es gibt eine männliche Form und es gibt eine weibliche und man benutzt vielleicht nur die männliche. Man sagt also nochmal zu diesem Beispielsatz „Ich hatte früher viele gute Lehrer“ und man meint aber nicht nur Männer, man meint eigentlich auch Frauen. In unserem Fall sogar mehr Frauen eigentlich als Männer. So, dann finde ich das verständlich, dass jemand sagt, okay, es gibt ja noch die andere Form, dann ist das diskriminierend. Wenn man nur die eine nutzt, aber bei jemand, es gibt nur das, es gibt nur jemand. So und warum ist jemand, der, warum ist das diskriminierend? Aber wenn ich jetzt sage, die Person, die, warum… Könnte ich doch auch sagen ich bin ein Mann und ich fühle mich da nicht angesprochen, weil das die ist. Es gibt ja keine zwei. Es gibt ja nicht jemand und noch ein weibliches Jemand. Es gibt nur das eine Wort, genauso das Pronomen man. Man kann das so sagen. Oder man kann das nicht machen usw. Und dann gibt es auch Leute, die sagen, man, naja, das klingt ja genauso wie der Mann. Und dann sagen die, nee, das soll man nicht benutzen. Und das finde ich persönlich, geht dann zu weit. Also wenn ich sage, okay, sagt lieber Lehrkraft oder sagt lieber Kaufleute statt Kaufmann und Kauffrau, lieber Kaufleute oder Personal vielleicht. Aber dann gibt’s einfach Fälle, da muss ich…Da geht es nicht anders oder es geht anders. Aber dann ist das so auf Krampf gemacht, also auf Krampf… Man könnte auch sagen „wie will und kann nicht“, sagt man das bei euch auch?

Auf Krampf sagt man. Aber wie will und kann nicht, sagt man bei uns nicht.

Also wie will und kann nicht oder auf Krampf, heißt…

Wie gekonnt und nicht gewollt, so ein bisschen. Das würde man sagen. Wie gekonnt und nicht gewollt.

Echt? Ist das nicht falsch rum? Sollte das nicht sein „wie gewollt und nicht gekonnt“?

Wie gewollt und nicht gekonnt? Ja doch!

Das macht mehr Sinn, oder?

Wie gewollt und nicht gekonnt, so ja. Oh jetzt hab ich es verwechselt. Wie gewollt und nicht gekonnt.

Genau, also einen Versuch. Man will das irgendwie machen, aber das geht irgendwie nicht. Man schafft es nicht, man kriegt es nicht hin und man macht es auf Krampf irgendwie. Hauptsache man macht es. Aber eigentlich ist das totaler Unsinn und funktioniert.

Also ich finde…Es ist so ein typisches Beispiel für etwas wo übers Ziel hinausgeschossen wurde. So, das kann man auch sagen. Und also einfach…

Was bedeutet das?

Also genau, wollte ich gerade erklären. Das es einfach übertrieben ist, dass man ein Ziel hatte und deutlich das Ziel verfehlt hat, weil man zu viel wollte.

Genau.

Und das lässt sich sehr gut auf die Gender-Debatte übertragen. Ich finde, ja, trotzdem so als abschließenden Tipp vielleicht an unsere Deutsch-Lerner, an unsere Hörer…

Und HörerInnen und LernerInnen oder an unsere Deutschlernenden und -hörenden.

Genau. Wie geht ihr, wie sollt ihr damit umgehen? Ich würde sagen, bleibt bei der Sprache, die ihr bisher gelernt habt. Ja, es ist glaube ich…Das wäre so mein Fazit jetzt. Also ihr merkt selbst, dass wir dem Ganzen gewissermaßen skeptisch, wenn auch verständnisvoll gegenüberstehen. Aber es ist immer noch ein schwieriges Thema in Deutschland. Es gibt keine einheitlichen Regelungen. Es gibt immer wieder Debatten darüber, wie man das macht am besten. Und ja, das ist eben die wichtige Frage. Also ich würde einfach sagen, das wäre so mein Fazit, bleibt bei dem, was ihr bisher gelernt habt! Bleibt bei der deutschen Sprache ohne jetzt großartig auf das Gendern zu achten! Natürlich eurer Präferenz entsprechend. Wenn ihr das unheimlich wichtig findet, dieses Thema, dann tut es gerne! Es ist ja nicht falsch, aber ich glaube, es erschwert einfach den Lernprozess und es ist nicht notwendig, das zu tun, in jedem Fall. Also bleibt bei dem Deutsch, was ihr bisher gelernt habt und dann ist auch alles gut. So, das wäre meine Schlussfolgerung daraus. Was denkst du?

Ja genau. Also ich würde unseren Leuten, unseren Zuhörern auch empfehlen, wenn man nicht unbedingt z.B. als Journalist tätig ist oder einen akademischen Beruf hat, wo man akademische Texte schreiben muss, dann braucht man eigentlich nicht zu gendern. Ja, weil in der Regel im Privatleben wir und auch du, du bist ja Journalist. Und trotzdem würdest du ja wahrscheinlich, wenn du mit deiner Familie redest oder nicht jetzt einen Zeitungsartikel oder sowas verfasst, dann würdest du ja in der Regel auch nicht gendern, oder? Nein, also auf keinen Fall. In der Familie, in der Umgangssprache oder mit meinen Freunden in Gesprächen oder sowas. Da gender ich nicht, da gendern, auch andere nicht. Und im Journalismus ist es eben auch so, dass es einige Zeitungen z.B. machen und andere machen es eben nicht. Also die Zeitung, bei der ich lange Zeit gearbeitet habe, das ist eher eine Regionalzeitung und da wurde noch nicht gegendert oder wird auch jetzt noch nicht gesendet. In vielen anderen Regionalzeitungen ist das ähnlich. So überregionale deutschlandweite Zeitungen machen das z.B.. Wenn ich jetzt an die „Welt“ oder „Die Zeit“ denke, die gendern in der Regel, aber alleine das zeigt ja, dass es auch medial noch nicht vereinheitlicht ist, wie kontrovers dieses Thema halt diskutiert wird, wie viele unterschiedliche Meinungen da zusammenkommen. Deswegen vollkommen richtig. Also ihr braucht es nicht machen. Bleibt bei eurem Deutsch und dann ist alles gut!

Genau. Also nur, wenn ihr in so einem Bereich arbeitet, und euer Arbeitgeber das verlangt oder ihr schreibt solche offiziellen Texte, Dokumente oder sowas. Genau. Aber ihr braucht es vor allem, wenn ihr was lest oder wenn ihr eben Nachrichten schaut, also dass ihr euch nicht wundert, dass man…Ja, man sollte einfach auch vorbereitet sein, wenn man Nachrichten guckt, dass man halt sowas hin und wieder mal hören kann. Aber das ist ja auch witzig, dass in einigen Fernsehsendungen der eine das macht und der andere das nicht macht. Kommt ja auch vor. Genau. Gut.

Also dann haben wir glaub ich ein schwieriges, kontroverses Thema ganz gut erklärt.

Hoffentlich.

Hoffentlich. Wenn ihr dazu Fragen habt, Leute, wie immer, dann schreibt uns und bewertet uns gerne bei iTunes wie immer. Und ja, ansonsten, nächste Woche geht’s weiter mit Deutsches Geplapper! Macht’s gut bis dahin!

Macht’s gut bis dahin! Tschau.

Tschau!

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