#89 – Kiffen in Deutschland – Das solltest du wissen! – mit David von Linguathor

Kiffen, also das Rauchen von Cannabis, wird in Deutschland bald legal sein. Das hat die Bundesregierung im vergangenen Jahr beschlossen. Darüber sollte man reden und das tue ich in dieser Folge von Deutsches Geplapper mit David von LinguaThor. Wir klären die wichtigsten Fragen und Fakten zum neuen Gesetz und diskutieren ein wenig darüber, was die Legalisierung der Droge für unsere Gesellschaft bedeuten könnte. 

Herzlich Willkommen bei Deutsches Geplapper, ich bin Flemming, Deutsch-Coach von Natural Fluent German. Dieser Podcast ist für Dich, wenn Du Dein Hörverstehen verbessern, Deinen Wortschatz erweitern, das echte Alltagsdeutsch kennenlernen und mehr über Deutschland erfahren möchtest. Die Transkripte zum Mitlesen findest Du unter www.naturalfluentgerman.com. Übrigens, Deutsches Geplapper gibt’s auch bei YouTube und nun viel Spaß beim Hören. 

Flemming:
Moin, moin liebe Leute, schön, dass ihr wieder da seid zu einer neuen Folge von Deutsches Geplapper. Und heute, wie eben in der Einleitung schon angekündigt, geht’s ums Thema Kiffen. Beziehungsweise nein, das ist vielleicht ein bisschen platt ausgedrückt, wir reden nicht über das Thema Kiffen, wir reden hier über ein neues Gesetz, das dieses Jahr in Deutschland in Kraft treten wird. Und dazu habe ich mir einen ganz besonderen Gast eingeladen, ihr kennt ihn alle, es ist David von LinguaThor. Moin David, schön, dass Du da bist. 

David:
Moin allerseits, schön hier zu sein, wie immer. 

Flemming:
Genau, David, wir quatschen heute über das Thema Cannabis-Legalisierung in Deutschland. Ich glaube, da gibt’s einiges zu besprechen, oder? 

David:
Ich glaube auch, das ist gerade ein sehr aktuelles Thema, tatsächlich. 

Flemming:
Genau, also um euch mal kurz hier ins Bild zu setzen, also ein bisschen auf den neuesten Stand zu bringen, Leute, falls ihr das nicht mitbekommen habt. Jetzt im April dieses Jahres soll Cannabis tatsächlich, wie sagen wir mal, teillegalisiert werden in Deutschland, ich glaube, das ist hier wahrscheinlich der passende Begriff. Die Bundesregierung hat jetzt, die neue Regierung, sag ich mal, unter Olaf Scholz hat jetzt lange genug darüber debattiert, ob dieses Gesetz in Kraft treten soll, wie es in Kraft treten soll, was dazu gehören wird, wer im Endeffekt Cannabis konsumieren oder kaufen, anbauen darf. Und ich würde sagen, David, lass uns hier erstmal so ein paar Fakten klären. Ich glaube, wir beide haben uns jetzt so ein bisschen schlau gemacht im Vorhinein. Was kannst du denn dazu sagen, also was hast du im Kopf über die genaue Verordnung des Gesetzes, also wie soll es im Endeffekt aussehen ab April 2024? 

David:
Ja, was ich vor allem interessant fand, war, wie sie das Gesetz genannt haben: „Das Gesetz zum kontrollierten Umgang mit Marihuana“. Also da merkt man, dass vor allem, ja, dass die, also es ist nicht, wie du schon gesagt hast, es ist keine Volllegalisierung, sondern eine Teillegalisierung, das heißt, man darf mehr haben zum Beispiel, man darf mehr Marihuana besitzen. Die genaue Zahl habe ich gerade nicht im Kopf, aber ich meine 25 Gramm für … 

Flemming:
Genau, also Erwachsene, also im Privatgebrauch darf man 25 Gramm besitzen. Oh, jetzt will ich hier nichts durcheinander bringen. Also nee, warte mal, bis zu 50 Gramm sollten es sein, im privaten Eigenanbau bis zu 50 Gramm. 

David:
Von 25 auf 50 Gramm, hast recht, ja. Aber erhöht. Bei Eigenanbau. Richtig, genau. Richtig, genau. Und ich glaube, man darf als erwachsener Mensch auch bis zu drei Pflanzen jetzt haben, also ab April 24. 

Flemming:
Genau. Drei weiblich blühende Pflanzen, das war auch noch was, was ich gelesen hatte, also das war mir nicht so bewusst, dass man da eine Unterscheidung macht zwischen männlichen und weiblichen Pflanzen. Scheint dann für den THC-Gehalt auch irgendwie so ein ganz wichtiger Faktor zu sein, ja, der THC-Gehalt, ja, der… Oh Gott, wie erklärt man den THC-Gehalt? David, hilf mir mal. 

David:
Ja, der ist tatsächlich bei den männlichen Pflanzen viel höher und das ist ja ein sehr, sehr wichtiges Thema, weil das Problem, ja, oder einer der Hauptgründe, warum die legalisieren wollen, ist damit das ja nicht mehr vom Schwarzmarkt bestimmt wird, beziehungsweise damit man überhaupt weiß, was man da konsumiert. Das Problem, also da geht es wirklich sehr viel um Jugendschutz, weil es festgestellt wurde, dass immer mehr Jugendliche Marihuana konsumieren. Und anstatt das zu verbieten, weil es wird ja sowieso gemacht werden, das kennt man ja schon, alles, was verboten wird, ist ja umso geiler, um das mal salopp auszudrücken, das heißt, die wollen tatsächlich das  teil-legalisieren, damit Leute, damit Jugendliche theoretisch auch, aber vor allem Erwachsene die Möglichkeit haben, legal an Marihuana zu kommen, bei dem sie ganz genau wissen, was das für ein THC-Gehalt hat. Und vor allem, damit sie wissen, dass nicht gestreckt wird. Das Thema „strecken“ ist sehr wichtig, vielleicht kannst du das kurz erklären, was ich damit meine. 

Flemming:
Ja, sehr gerne, also na klar. „Strecken“, ich glaube, das benutzt man häufig im Zusammenhang mit Drogen oder Alkohol sogar auch, also wenn etwas gestreckt wird, dann wird der Umfang künstlich erhöht und der eigentliche Wert geht sozusagen verloren. Also wenn jetzt Marihuana gestreckt wird, heißt das, dass dann irgendwelche anderen Substanzen hinzugefügt werden, damit das Gewicht gleich bleibt und der Verkaufswert sozusagen auch, das kann ja nicht jeder kontrollieren, wie gut ist jetzt die Qualität.

David:
Genau.

Flemming:
Und deswegen machen das mitunter viele Dealer und das führt dann natürlich noch zu gesundheitlichen Schäden im Endeffekt. Je nachdem mit was man es dann streckt, also wenn man es mit Oregano macht, ist es wahrscheinlich nicht so schlimm, aber es gibt da wahrscheinlich noch andere Substanzen. 

David:
Vor allem Glasscherben, habe ich gelesen und Haarspray. Und das kann zu erheblichen gesundheitlichen Folgen führen. Und das ist eben genau das, was sie verhindern wollen, dass das passiert. Ich finde das Wort „strecken“ total genial, das gibt es nicht im Englischen, das Wort „strecken“ und es fällt mir immer wieder schwer, dieses Konzept auszudrücken. Ich wurde mehrmals gefragt, „Wie sagt man denn das?“, wir wollten zum Beispiel den Vodka ein bisschen strecken, also haben wir ein bisschen Wasser hinzugefügt. „We wanted to have more Vodka volume“, keine Ahnung, da fällt mir wirklich auf Anhieb nichts ein, wie man schön, kurz und knapp das auf Englisch ausdrücken kann. 

Flemming:
Okay, also stimmt, ich würde es auch dann nur umschreiben, aber ich dachte, das liegt eher an meinen Englischkenntnissen als daran, dass es wirklich kein passendes Wort dafür gibt. 

David:
Nee also mir… Ich habe es aber auch nicht nachgeguckt, vielleicht gibt es ein schönes Wort, was mir einfach nicht einfällt. Aber strecken heißt eigentlich wortwörtlich „to stretch“, aber man versteht auch sofort, wenn man weiß, was strecken bedeutet, dann versteht man auch, was damit gemeint ist. 

Flemming:
Genau. „Panschen“ fällt mir gerade noch ein, man könnte das auch… 

David:
Panschen, stimmt. Das ist ja normalerweise, panschen ist doch, kann man auch auf Englisch sagen, „to punch“, „to punch the“, zum Beispiel, „punch the punch“ kann sein, dass ein Punsch, also eine Bowle gar keinen Alkohol drin hat und wenn man das panscht, dann fügt man Alkohol hinzu, ohne dass man es den anderen sagt, oder? 

Flemming:
Stimmt, das wäre dann sozusagen wieder eine Qualitätserhöhung, das wäre wahrscheinlich schon das Gegenteil von strecken. 

David:
Ja, je nachdem, je nachdem, wie die Eltern das sehen. 

Flemming:
Stimmt, je nachdem. 

David:
Interessante Vokabel. 

Flemming:
Interessante Vokabel, definitiv. Und genau, also nochmal zurück zu dem Thema. Also wir haben jetzt festgehalten, ab April geht es los mit straffreiem Konsum und Eigenanbau, da gehen wir gleich nochmal genauer drauf ein. Ab Juli soll, glaube ich, der gemeinsame Anbau möglich sein. Also da gab es jetzt irgendwie diese Unterteilung ab April, straffreier Konsum in dem gewissen Rahmen, den wir vorhin genannt hatten, und ab Juli dann gemeinsamer Anbau. Und das soll über diese, wie haben sie es genannt, Clubs, oder Cannabis-Clubs laufen. 

David:
Oder Cannabis-Vereine, Cannabis-Clubs, glaube ich. 

Flemming:
Genau, und die sollen eben nicht gewinnorientiert sein, also es soll damit jetzt erstmal, es gab noch keine konkreten Einigungen darüber, wie man diese Cannabis-Legalisierung jetzt kommerzialisieren möchte, das wird wahrscheinlich irgendwann passieren, aber erstmal läuft es nur über nicht-gewinnorientierte Vereine, über die man dann, genau. 

David:
Ja, gemeinschaftlich nicht gewerblich. Gemeinschaftlicher nicht gewerblicher Eigenanbau. So haben sie das jedenfalls genannt in dem Gesetzentwurf. 

Flemming:
Genau, und das ist ja schon mal etwas, was jetzt nicht ganz neu ist, ich habe jetzt… Das war mir nicht bewusst, aber in Spanien soll es das in einigen Regionen schon geben. Du hast mal in Spanien gewohnt, wusstest du das, war dir das klar? 

David:
Das wusste ich tatsächlich nicht, allerdings habe ich 2007 bis 2009 in Spanien gewohnt, und ich weiß nicht, ob seitdem das der Fall ist in Spanien. Aber es kann sein, dass das noch nicht so war, als ich dort gelebt habe. 

Flemming:
Ja, okay. Was man merkt, ist, dass in Spanien schon deutlich mehr konsumiert wird, als in Deutschland, gerade in Barcelona, Madrid oder sowas, da riecht man es an jeder Ecke, ich denke, das kann jeder bezeugen, der schon mal da war. Ja, also das, genau, wie das jetzt alles klappen soll oder wie das jetzt umgesetzt wird, das auch daran verdient werden kann, ob dann irgendwann einzelne spezielle Geschäfte eröffnen, wo dann der Kauf möglich sein wird und so weiter, das ist alles noch so ein bisschen Zukunftsmusik. Aber zumindest wird die Legalisierung jetzt, oder ist sie beschlossen, das Gesetz steht, es geht los ab April. Und wir wollen mal so ein bisschen darüber reden, ist das jetzt eigentlich gut, was fangen wir jetzt damit an? Deswegen die Frage an dich, David, erstmal, du bist gebürtiger Kalifornier, ich glaube, das haben wir im Podcast hier schon oft genug erwähnt. Du bist kein Muttersprachler, auch wenn man das nicht hört. Kommst aus einer Region, wo Cannabis schon eine ganze Weile legal ist. Vielleicht kannst du uns mal so ein bisschen hier auch ins Bild setzen, wie läuft das in Kalifornien oder vielleicht auch in den USA, jetzt im Vergleich zu Deutschland. Wo ist es legal, wie geht man mit dem Thema um? 

David:
Ja, also meines Wissens ist das jetzt mittlerweile in ungefähr 20 US-Staaten legal, und zwar sowohl für medizinische als auch für private Zwecke. In Kalifornien ist das allerdings, könnte man sagen, hat das angefangen, und zwar 1996 schon. Also seit 1996 ist Marihuana für den medizinischen Gebrauch schon legal, und seit dem 1. Januar auf jeden Fall auf Bundesebene legal für sowohl medizinische als auch private Zwecke. Allerdings, obwohl das ja auf Bundesebene legal ist, sieht es ja je nach Bundesstaat anders aus, wie gesagt. Und dann, auch da gibt es halt Unterschiede. Auf jeden Fall, genau, also was ich auf jeden Fall aus meiner persönlichen Erfahrung berichten kann, ich bin ja jedes Jahr mindestens einmal, wenn nicht mehrmals, halt in den USA. Und ich war 2016 zu Besuch bei meinem Bruder damals, der hat in Denver gewohnt, ist ja von Kalifornien nach Denver umgezogen. Ich komme ja aus San Diego, und man nennt ja Denver auch teilweise die „Mile High San Diego“, also im Sinne von, weil das ja in den Bergen liegt, und einfach weil die Menschen ja von der Mentalität her, sagen wir mal, von der Mentalität her aber viel offener sind. Es gibt auch andere Faktoren. Jedenfalls, da war 2016, also zwei Jahre nach der Legalisierung, waren alleine in Denver schon tausend Läden, in denen halt Marihuana verkauft wurde. Also ist das wirklich rasant gewachsen. Und tatsächlich habe ich auf jeden Fall mal gehört, dass Colorado, durch die Steuern natürlich, so viel Geld an diesem Geschäft verdient hat, innerhalb weniger Jahre, dass sie einfach alle Schulden schon abbezahlen konnten. Wahnsinn. Ja, der reine Wahnsinn. Und was mich am meisten überrascht hat, muss ich sagen, ist die Tatsache, dass man ja eben nicht nur in diese Läden rein konnte, sondern man konnte Marihuana-Produkte tatsächlich genauso wie Pizza bestellen. Einfach per App, als würde man hierzulande halt Lieferando benutzen und schnell mal eine Pizza oder einen Burger bestellen. Man konnte einfach, ob das jetzt Gummibärchen waren oder Kekse, oder einfach Gras zum Rauchen. Ja, genau.

Flemming:
Okay. Sehr gut, das wäre dann… So eine Pizza Funghi hätte dann eine ganz andere Bedeutung wahrscheinlich. 

David:
Eine ganz andere Bedeutung, ja. 

Flemming:
Okay, ja sehr krass, also das ist schon ein heftiger Vergleich. Ich kann mir vorstellen, dass sich daran dann natürlich auch an solchen Beispielen andere Staaten orientieren, wenn es eben dazu beiträgt, den Schuldenhaushalt abzubauen und es darum geht, finanzielle Einnahmen zu generieren. Was ja wie gesagt in Deutschland jetzt noch nicht sofort kommen soll, aber steuerlich wird da trotzdem was gehen für Deutschland. Also daran wird der Staat schon in gewisser Weise von Anfang an mitverdienen. Wobei mir noch nicht ganz klar ist, wo jetzt der Ursprungshändler gefunden wird oder wie jetzt das Gras dann überhaupt oder das Cannabis, die Produkte dann überhaupt in die Vereine kommen und so weiter. Hast du dazu was gefunden oder kannst du da irgendwie mehr Informationen geben? 

David:
Also woher die Vereine dann die Pflanzen beziehen? Das weiß ich nicht genau, aber ich meine, wenn man selbst die Pflanzen anbaut, also das heißt, wenn das vereinseigene Pflanzen sind, solange das keine mutierten Pflanzen sind oder so, dann kann man auf jeden Fall selbst kontrollieren, wie die Pflanzen wachsen. Und vor allem wenn, so wie ich das verstanden habe, die Vereine, die werden ja auch kein Gras verkaufen, sondern man wird Mitglied, man tritt dem Verein bei und dann zahlt man halt Mitgliedsgebühren. Das kennt man ja auch bei Angelvereinen, egal was für Vereinen. Und dann bekommt man, nehme ich mal an, einfach monatlich eine bestimmte Menge zum privaten Gebrauch. Und so stelle ich mir das jedenfalls vor. Was genau ist darüber, habe ich nicht gelesen. 

Flemming:
Ja, okay. Also ich glaube, so wie ich es jetzt bei den Recherchen wahrgenommen habe, du kannst mich gerne nochmal korrigieren, wenn es dir anders ging, aber mein Gefühl war jetzt einfach, dass auch diese Details noch nicht so ganz ausdiskutiert wurden. Und ich schätze mal, dass bis zum Inkrafttreten des Gesetzes da wirklich noch einiges nachgebessert werden muss. Oder selbst wenn das Gesetz in Kraft getreten ist, wird es da noch wahrscheinlich sehr viele Grauzonen geben, wo man jetzt nicht genau weiß, wie muss man damit umgehen und wie ist jetzt die genaue Rechtslage. 

David:
Ja, eben. Und sie sind ja auch nicht alle einig. Also man kennt es ja, Bayern möchte ja immer eine Extrawurst. Bayern ist ja das Texas Deutschlands, in der Hinsicht. Das ist bei Texanern auch immer der Fall. Deswegen nennt man Texas auch den „Lone Star State“, also der alleinstehende Stern. Und das bedeutet, dass Bayern, die haben das nicht willkommen geheißen. Also die fanden das gar nicht so toll mit diesem Gesetzentwurf. Und die werden auf jeden Fall alles tun, um dagegen zu kämpfen. Und auch wenn die das halt nur über Umwege halt machen können, zum Beispiel, dass es viel schwieriger ist, überhaupt solchen Vereinen beizutreten. Das ist auf jeden Fall denkbar. Und ja, die schreien die ganze Zeit, „Jugendschutz, Jugendschutz“. Die Frage ist, also ich bin der Meinung, dass tatsächlich die Jugendlichen, vor allem die Jugendlichen durch diese Teillegalisierung besser geschützt werden. Weil der Schwarzmarkt dann höchstwahrscheinlich auch kleiner werden wird. Also die Gefahr reduziert dadurch. Wie siehst du das? 

Flemming:
Genau, also das ist ja auch eins der Hauptargumente. Ich denke, das ist so eine Sache, wo ich glaube, das muss die Zeit erstmal zeigen. Weil wenn Marihuana legal ist, dann wird es ja auch passieren, dass viel mehr von diesem Zeug im Umlauf ist. Dass es einfach viel mehr gibt und dass jeder irgendwie an etwas rankommt. Dass jeder irgendwo etwas bekommen kann. Und ich glaube, dann ist auch die Hemmschwelle für Kinder und Jugendliche so ein bisschen geringer. Das wäre so mein Gefühl. Wir müssen uns nichts vormachen. Jetzt ist es gerade auch so, dass 13, 14, 15-Jährige an Marihuana kommen und es konsumieren können. Das passiert definitiv. Aber ich glaube, wenn es legal ist, dann wird es auch häufiger noch toleriert werden, dass Kinder und Jugendliche es konsumieren. Das ist ein bisschen wie bei Alkohol und das ist so mein Gefühl. Also wenn Kinder in Deutschland, wenn die 14 werden, dann gibt es ja eine Jugendweihe. Und da wird es sozusagen von allen toleriert, dass diese Jugendlichen sich komplett betrinken an diesem Tag. Mein Gefühl ist, ich glaube einfach, dass das auch mit Marihuana passieren könnte. Dass durch diese Legalisierung in gewisser Weise eine Entkriminalisierung stattfinden wird und es vielleicht auch besser kontrollierbar wird. Aber ob Kinder und Jugendliche davon im Endeffekt profitieren, das wage ich noch zu bezweifeln. Ich bin mir sehr, sehr unsicher, was das angeht. 

David:
Ja, es ist tatsächlich eine schwierige Frage. Wie du sagst, die werden das wahrscheinlich so oder so machen. Und klar, wenn das legalisiert wird oder es teil-legalisiert wird, dann kommen sie auf jeden Fall leichter daran. Die Statistiken, die ich gelesen habe, zeigen jedenfalls, dass immer mehr Jugendliche das tun. Also jetzt immer mehr Jugendliche das tun, obwohl es halt nicht legal ist. Und dann ist die Frage, ob verhältnismäßig mehr das tun, nur weil es legal ist oder ob das sowieso passiert wäre. Das kann ich natürlich nicht beurteilen. Das Einzige, was ich beurteilen kann, ist, wenn es mein Kind wäre, dann hätte ich lieber, dass er das unter meiner Aufsicht macht. Wo ich ganz genau weiß, wo dieses Zeug hergekommen ist, als wenn das Gegenteil der Fall ist. 

Flemming:
Definitiv.

David:
Aber ich bin hundertprozentig bei dir. Das Problem bei Jugendlichen ist vor allem, dass das Gehirn sich noch entwickelt. Und dass eben diese berauschenden, also vor allem Marihuana mit hohem THC-Gehalt, das kann tatsächlich zu Fehlentwicklungen führen. Bei Schwierigkeiten mit dem Gedächtnis und, und, und. Also da gibt es eine Reihe von Studien drüber. Und da mache ich mir natürlich auch Sorgen. 

Flemming:
Genau, genau. Und das ist ein ganz wichtiger Punkt. Es gibt, glaube ich, noch zu wenig Klarheit in der Hinsicht, welche gesundheitlichen Auswirkungen das dann auf die jeweiligen Personen hat. Gerade bei Kindern und Jugendlichen, da müssen die Alarmglocken läuten. Weil das ist wirklich ein wichtiges Thema. Und das führt eben zu dauerhaften, auch irreparablen Schäden. Oder kann dazu führen, sagen wir es mal so. Bei Erwachsenen ist das wieder eine andere Sache. Aber auch da gibt es Belege dafür, dass sowas eben dauerhaft negative Wirkungen haben kann. Psychosen oder so weiter, Angstzustände. Die Frage ist immer nur, was ich immer nicht so ganz verstehe, ist so eine gewisse Doppelmoral. Dieses, „Wir müssen Cannabis kriminalisieren, aber Alkohol darf jeder trinken, wie er möchte“. Und dass die Wirkung von Alkohol schädlicher ist, ich glaube, das haben schon verschiedene Studien gezeigt. 

David:
Ja, und vor allem, es gibt bei Marihuana auf jeden Fall nachweislich mehrere Vorteile. Vor allem, es gibt ja unterschiedliche Schmerzlinderungen, zum Beispiel bei Menschen, die chronische Schmerzen haben. Was war denn noch alles dabei? 

Flemming:
Also Augen, grüner Star und so weiter, diese Sehschwäche. 

David:
Genau, genau. Und es gibt auf jeden Fall eine ganze Reihe von Vorteilen. Und bei Alkohol gibt es diese Vorteile eben nicht. Das heißt, du wirst halt berauscht. Und das ist natürlich schön, wenn man feiert oder so. Aber man kann ja nicht davon reden, dass es irgendwelche Vorteile gibt. Abgesehen von dem vielleicht sozialen Vorteil, die einige dadurch erlangen. 

Flemming:
Ich dachte, Rotwein würde lebensverlängernd wirken. Ich dachte, das war so eine ganz wichtige Wirkung, die er hatte. 

David:
Ja, das habe ich auch tatsächlich gelesen. 

Flemming:
Nein, also was auch immer da dran ist, ich glaube, es geht da bei Rotwein nur um einen Stoff, der im Wein enthalten ist. Und wenn man den regelmäßig zu sich nimmt und dann auch in höheren Maßen oder in höheren Mengen. Und wenn man dann so viel Rotwein trinken würde, dann wäre man wahrscheinlich auch Alkoholiker. 

David:
Ich glaube auch, ja. Ah ja, Verbesserung der Schlafqualität tatsächlich bei Cannabis. Es gibt Leute, die leiden unter chronischem Schlafmangel. Und das ist wirklich, ich weiß nicht, ob du schon mal Insomnia, heißt das auf Englisch…Kann man Insomnia auch auf Deutsch sagen? Das ist ja ein lateinischer Begriff. 

Flemming:
Ist ein lateinischer Begriff. Also das ist ein medizinischer Begriff, wenn es dann um eine Diagnose geht. 

David:
Genau, also es heißt einfach Schlafmangel. Also dass man halt nicht schlafen kann. Und es gibt Leute, da leidet man wirklich drunter. Also das hatte ich tatsächlich schon mal. Und zwar deswegen, weil ich Vollzeit gearbeitet und studiert habe. Damals, vor vielen Jahren. Und einfach, du fängst ja auch teilweise an zu halluzinieren, wenn du nicht genug geschlafen hast, beziehungsweise nicht genug schläfst. Und dann, es gibt Leute, bei denen das einfach, wie gesagt, was Chronisches ist. Und Cannabis soll auf jeden Fall helfen. Allerdings kann man Cannabis zu sich nehmen, beziehungsweise ja doch konsumieren, sagen wir mal. Ob das geraucht wird oder nicht, das ist, glaube ich, eigentlich egal. Wobei, wenn man das nicht raucht, sondern isst, geht das tatsächlich schneller. Aber es gibt ja vielerlei CBD-Produkte mittlerweile, die halt gar nicht so viel THC haben. Und dann ist das ja kein Rauschmittel, sondern es ist wirklich nur wegen dieser angeblichen medizinischen Vorteile. 

Flemming:
Genau, das ist ja auch schon etwas, was schon lange gemacht wird, oder wo schon lange ein Markt existiert. Diese CBD-Öle, die viele Menschen eben kaufen, vorm Schlafen nehmen oder bei Nervosität oder sowas.

David:
Genau, in Warschau weiß ich noch, ich war ja auf dem Polyglot-Gathering, wie du weißt, dieses Jahr und letztes Jahr. Und in den, wie war das, in der U-Bahn, meine ich, da, wo man normalerweise ganz normale Getränkeautomaten so sieht, gab es tatsächlich CBD-Automaten. In Warschau, in Polen. Auf jeden Fall Gummibärchen konnte man kaufen, meine ich.

Flemming:
Ja, da herrschen, glaube ich…Ach nee, jetzt habe ich es gerade verwechselt. Ich habe jetzt gerade an Prag gedacht, nicht an Warschau. Ich wollte sagen, in Prag herrschen noch ganz andere Drogengesetze als hier in Deutschland, das ist alles noch deutlich liberaler. Aber Warschau, finde ich jetzt interessant, die Info, das wusste ich noch nicht. 

David:
Das wusste ich eben auch nicht, dass Polen da so fortschrittlich ist. Aber in Warschau auf jedenfall war das so. 

Flemming:
Interessant, dass du „fortschrittlich“ sagst. Das ist ja quasi schon eine Einordnung, also eine Meinung. Das kann man ja jetzt so interpretieren. Ich würde mal behaupten, wir beide sind jetzt eher pro Legalisierung und finden das gut, was da beschlossen wurde, als Contra. Ich glaube, die Vorteile überwiegen insgesamt. Und wenn man sieht, wie andere Länder, in denen es schon entkriminalisiert wurde, damit umgehen, wir können hier die Niederlande nennen, wir können die USA nennen, wir können Portugal und Spanien nennen, die Schweiz, fällt dir noch eins ein? Russland, glaube ich. 

David:
Ja, das war es eigentlich schon. 

Flemming:
Aber ich sage mal, im Großen und Ganzen kann man festhalten, überwiegend funktioniert es, auch wenn wahrscheinlich nicht alles Gold ist, was glänzt. Aber in der Hinsicht… Aber ich würde es mal so zusammenfassen, dass man ja auch in der Hinsicht von anderen Ländern lernen kann und sollte. Und das Wort fortschrittlich, finde ich, passt einfach an den Kontext. 

David:
Genau. Ja, fortschrittlich, ich meine, fortschrittlich ist ein ganz interessantes Wort, weil normalerweise wird das ja im positiven Sinne gebraucht. Aber Fortschritt überhaupt, das ist ja ein Schritt nach vorn. Aber es muss natürlich auch nicht unbedingt was Positives sein, finde ich. Also auf jeden Fall ist es fortschrittlich in dem Sinne, dass es abweicht von dem Status Quo. Und vor allem von vielen, ja, ein Schritt, auf jeden Fall ein Schritt in die Zukunft. Aber weiß ich nicht, ich finde, fortschrittlich muss ja nicht unbedingt was Gutes sein, immer. Oder wie ist dein Gefühl bei diesem Wort? 

Flemming:
Ja, wenn ich jetzt über Deutschland nachdenke und über, ich sage mal, die Schwerfälligkeit, die den deutschen Verwaltungsapparat oder den deutschen Staat eben auszeichnet in vielerlei Hinsicht, dann finde ich, das ist mein Gefühl einfach, dass diese Fortschrittlichkeit einfach in vielerlei Hinsicht nicht vorhanden ist. Und deswegen ist jeder Fortschritt, der gemacht wird, irgendwie auch was Positives. Weil in Deutschland heißt es leider, so muss ich das ganz kritisch sagen, seit vielen Jahren in sehr vielen Bereichen Status Quo, nichts verändern. Und das sorgt eben für Stagnation einfach. Es bewegt sich nichts. Und selbst wenn man nicht vorangeht oder selbst wenn man vorangeht und das jetzt vielleicht nicht unbedingt die super, super beste Lösung ist, dann geht es wenigstens voran. Es verändern sich Dinge, die nicht funktioniert haben. Und das ist das, was in Deutschland eben, glaube ich, passieren muss. Und deswegen finde ich diese Legalisierung auch gut. Weil so wie es bisher war, so wie es seit Jahrzehnten ist, so ist es nicht gut. Man könnte das Gleiche jetzt über andere Sachen sagen, über das Bildungssystem in Deutschland beispielsweise. Das ist ja unser Thema auch. Und so wie es ist seit Jahrzehnten, ist es nicht gut. Und es muss sich was verändern. Und egal was, es wäre erst mal ein Schritt nach vorne. Auch wenn es nicht funktioniert, dann kann man daraus lernen und andere Dinge machen. Dann kann man wieder etwas verändern, aber erst mal ein Fortschritt. 

David:
Genau. In der Hinsicht ist ein Fortschritt jeder Schritt, der einfach vom Status Quo abweicht. Egal in welche Richtung, es ist trotzdem ein Fortschritt. 

Flemming:
Genau. In Deutschland auf jeden Fall. 

David:
Ja, so sehe ich das auch. Und deswegen, ich heiße das ja auch willkommen. Auch wenn ich so wie du denke, dass das eine Weile dauern wird, bis sich das alles einpendelt. Bis wir sehen, wie das letzten Endes tatsächlich aussieht. Aber auf jeden Fall schon mal ein Schritt in die Zukunft. 

Flemming:
Genau. So können wir es festhalten. Sehr, sehr gut. Was mir jetzt noch einfällt, ist vielleicht auch das Thema Straßenverkehr. Wie geht man damit um? Und auch die Mehrbelastung der Polizei, das ist ja auch ein Kritikpunkt. Die Polizei ist da sehr unsicher, was da in Zukunft auf sie zukommen wird und so weiter. Das sind alles Sachen, das kann man jetzt nicht genau sagen. Man weiß nicht, was da passiert. Deswegen brauchen wir jetzt nicht weiter darüber zu diskutieren. Es gibt viele offene Baustellen, viele offene Fragen. Aber ich glaube, wir haben das hier soweit ganz gut abgehandelt, das Thema. Und deswegen würde ich sagen, David, vielen Dank. 

David:
Ja, sehr gerne. 

Flemming:
Das war sehr interessant. 

David:
Hat Spaß gemacht, wie immer. 

Flemming:
Auf jeden Fall. Also ich glaube, Leute, ihr habt auch gemerkt, selbst wir sind uns hier nicht in jedem Punkt hundertprozentig einig. Muss auch nicht sein. Aber diskutiert gerne mit. Das ist wirklich eine Sache, wo eine Debatte entstehen muss und wo sich Leute äußern können, wenn das alles im positiven und konstruktiven Rahmen abläuft. Also kommentiert hier gerne ein bisschen bei YouTube, wie ihr das seht, wie eure Meinung zur Legalisierung ist. Ihr könnt auch über eure Erfahrungen mit Cannabis berichten, wäre auch okay. Also nein, sprecht über das, was ihr hier zu sagen habt. Und redet gerne darüber oder diskutiert einfach mit uns. Und wir würden uns freuen, euch da auch noch ein bisschen oder mit euch noch ein bisschen darüber zu reden. 

David:
Auf jeden Fall. 

Flemming:
Genau. David, das Jahr 2024 hat gerade angefangen. Wie ist dein Plan? Wie geht es bei dir weiter? Ich habe gehört, du hast gerade einen Kurs gelauncht. 

David:
Genau. Das ist ein Deutschkurs für Spanischsprachige. Und zwar besteht das aus drei Teilen. Das ist einmal die Aussprache, also Aussprache für Spanischsprachige gedacht, also die typischen Fehler, die typischen Fallen, was die Aussprache angeht. Dann gibt es Dialoge, ganz viele Dialoge. Und da sind halt unterschiedliche Situationen aus dem Alltagsleben in Deutschland. Und dann haben wir tatsächlich etwas ganz Interessantes, was ich sonst nirgends gefunden habe. Und zwar, da geht es um das Thema Gestikulation, Mimik. Ganz genau. Also es ist halt ein Schnellkurs, ein Intensivkurs von einem Monat für Spanischsprachige. Und meine bilinguale Methode ist natürlich auch mit dabei, mit vielen Videos, mit vielen Audios. Also begrüße ich jeden, der daran Interesse hat. Wenn ihr Interesse habt, dann könnt ihr einfach, ich nehme an, ich gebe Flemming einfach mal einen Link. Können wir darunter setzen. Und dann könnt ihr einfach euch die Seite anschauen und die Vorschau von dem Kurs. Und dann schauen, ob euch das interessieren würde. 

Flemming:
Genauso machen wir es, David. Schickt mir den Link. Ich packe den in die Shownotes, Leute. Dann könnt ihr euch das angucken, könnt euch da für den Kurs anmelden. Genau. Und dann fleißig Deutsch lernen. Und ja, das ist sowieso jetzt die Maßgabe, die Aufgabe für 2024. Also bleibt deutsches Geplapper treu und lernt fleißig weiter Deutsch. Kommentiert den Podcast, wie gesagt. Liked und abonniert fleißig. Erzählt auch anderen davon, dass hier ein Podcast ist, der allen fortgeschrittenen Deutschlernenden dabei hilft, die Sprache auf eine effiziente Art und Weise zu lernen. Und jede Woche kommt eine neue Folge raus für alle, die neu sind und das noch nicht wissen. Also auch 2024 geht es hier fleißig weiter mit Deutsches Geplapper. Ich sage vielen Dank, David. Das war eine sehr interessante Folge und du bist der Dauergast hier. Ich gehe mal davon aus, dass wir uns 2024 auch noch einige Male begegnen werden hier in diesem Rahmen. 

David:
Das hoffe ich auch und auch von mir vielen Dank. Und ich empfehle Deutsches Geplapper immer weiter an alle Intermediate und fortgeschrittenen Lerner, die ich kenne. Von daher, ich hoffe, dass ihr zahlreich auf jeden Fall mithören werdet, auch im Jahr 2024. 

Flemming:
Sehr schön. Vielen Dank, David. Leute, vielen Dank fürs Zuhören und wir hören und sehen uns nächste Woche hier wieder. Bis bald, macht’s gut, bleibt gesund und ciao. 

David:
Macht’s gut!

Willst du gleich weiterhören? Hier ein paar Vorschläge:

Hier bekommst du das Material für die Translation³-Methode:
https://www.patreon.com/natural_fluent_german?fan_landing=true&view_as=public

David findest du hier:
https://www.linguathor.com/de/
https://www.youtube.com/@LinguaThor
https://www.instagram.com/linguathor_fluency/?hl=de

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